Weihnachtsstimmung mit Telemann-Kantaten

Linzer Minoritenkirche erfüllt von virtuosen Klängen im Advent

Einen besonderen vorweihnachtlichen Konzertabend bescherten das Amani Ensemble und Solisten den Besucher:innen der musica sacra-Reihe in der Minoritenkirche. © Werner Kotek

„Eilt zu, ruft laut!“ Ein besonderes musikalisches Kleinod, auf das sich das Publikum freuen durfte, stand mit dieser Kantate von Georg Friedrich Telemann auf dem vorweihnachtlichen Programm der Reihe musica sacra in der Linzer Minoritenkirche.

Neben anderen Werken der Komponisten Johann Ph. Kirnberger und Arvo Pärt hatte das Amani Ensemle unter der Leitung der renommierten Geigerin Ingrun Findeis-Gröpler diese Kantate in den Mittelpunkt des Kirchenkonzerts gestellt, die dem reichen Wirken des fleißigen deutschen Barockmusikers entstammt, der zwischen 1717 und 1765 rund 1700 Kantaten verfasste, viele davon sind zum Teil noch gar nicht verlegt.

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Das Amani Ensemble näherte sich mit seiner Aufführungspraxis dieser vorweihnachtlichen Kostbarkeit äußerst präzise an, was den melodischen Einfall und musikalischen Duktus anlangt, und illustrierte gekonnt und sinnfällig den Text der Arien. Zu Beginn, wenn der König am Berg Zion Einzug hält, legen ihm die Streicher und Holzbläser eine breit geschmückte Straße zu Füßen. Man vermeint, das Jubeln der Violinen, Bratsche und des Violonchellos zu vernehmen, angefeuert von den Oboen und dem Fagott. Sehr hübsch sind in der Arie „Die gekräuselten Töne“ die mit Verzierungen geschmückten Flöten-Girlanden aus Triolen und Sechzehnteln, obwohl der Text diese charmanten Töne eigentlich als „Schlechten und verachteten Klang“ abstraft. Dazwischen immer wieder das Cembalo als virtuoser Solist und Taktgeber mit Alexandra Helldorff an den Tasten, die es einfühlsam versteht, das Konzertgeschehen mit fließenden Tempi in Fahrt zu halten.

Hoch erfreuend auch die Leistungen der Gesangssolisten: Klar und bewegt singt Mezzo-Sopranistin Génesis Beatriz Lopez da Silva die Partituren für Alt-Stimme, weihnachtlich hellkar und unbeschwert fröhlich jubelnd die Sopranistin Maria Ladurner. Stilistisch sicher ist Felix Lodel, der seinen Bass sauber und leicht führt, in seiner Artikulation Konsonant von Konsonant trennt und dennoch in seiner Gesangslinie bleibt. Seine Arie „Eilt zu, ruft laut!“ aus der gleichnamigen Kantate erklingt eindringlich rufend und erfüllt den ganzen Kirchenraum mit seiner vollen, dunkel tönenden Stimme.

Herausragend auch Martin Enger Holm, dessen Tenor voll natürlichem Schmelz und frischem Timbre vor Sanges- und Siegesfreude erstrahlt. Insgesamt reicht diese anspruchsvolle Kantate in ihrer Qualität und Aufführung stellenweise an J. S. Bachs Weihnachtsoratorium heran.

Die bezaubernde Frische der Arien entschädigte für die recht knapp gehaltenen eingeschobenen Chorteile. Solche kamen dafür umso mehr und virtuos gesungen vor in Arvo Pärts andächtigem Friedensgebet „Da pacem Domine“ sowie in Kirnbergers Kantate „Zion klagt mit Angst und Schmerzen“.

Ein weiterer Hörgenuss waren auch zwei Violinkonzerte von Telemann für Streicher. Mitreißend interpretiert vom federleicht aufspielenden Amani Ensemble, in dem die erste Violinistin Findeis-Gröpler zahlreiche virtuose Mitglieder des Bruckner Orchesters um sich versammelt hat, die stil- und temperamentvoll musizierten und immer das richtige Gespür für die Balance zwischen Gesangsstimmen und Instrumenten bewiesen.

Ein kleines und feines musica sacra-Adventkonzert also für ein begeistertes Publikum, das mit langem, und heftigem Beifall die Musiker und die nicht weniger ausdrucksstark und präzise intonierenden Solisten feierte.

Von Barbara Duftschmid