New York, London, Taipeh, Toskana, München, Miami – so lauten die Ziele eines Weltreisenden in Sachen Kunst und zwar der eigenen.
Der in Bad Leonfelden geborene und in Linz lebende und arbeitende Kurt Stimmeder (50) ist ein erfolgreicher Maler und (wie viele Künstler) als Ein-Mann-Betrieb für alles, auch außerhalb der kreativen Tätigkeit, selbst zuständig.
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Wie ein Schwamm saugt er Kunst und Kultur, auch fremde Kulturen in einem erstaunlichen Entwicklungsprozess auf. Das VOLKSBLATT-Gespräch mit ihm ist auch ein spannendes über seine Branche.
„Beseelte“ Arbeiten
In der Kunst ist seine Sache das Gegenständliche und Porträts, realistische Darstellungen, denen er Lebendigkeit einhaucht. Spürt der Betrachter das „Beseelte“, dann hat er sein Ziel erreicht. „Für mich geht es auch um Klarheit“, sagt Stimmeder. Und er liebt die Mythologie, allegorische Darstellungen, denen er in den berühmten Museen immer wieder nachspürt, auch mit Bleistift und Skizzenblock. Eine Serie mit Granatäpfeln zählt zu seinen jüngeren Arbeiten. Seine Kunstform, Öl auf Leinwand im „kompakten Format“ (Anm., rund um einen Meter Seitenlänge), hat er vor einiger Zeit auf die Lithographie ausgeweitet und lässt die Drucke in der Hochburg der Druckereikunst, in Prag, fertigen.
„In Prag gab es um 1900 noch 200 Lithographie-Druckereien“, hat er bei seinen Erkundungen erfahren. Zu Stimmeders Themen zählt Körpersprache, etwa in seinen „Talking Hands“, aktuell gerade auch Masken, dafür hat er sich vor Ort mit dem traditonellen japanischen Theater Kabuki auseinandergesetzt. „Ich will mit Masken zeigen, was dahintersteckt, spiele mit Klischees, auch mit dem Schmunzeln des Betrachters“, erklärt er seine Intention. Zu all dem hat ihn auch die Art Revolution Taipeh inspiriert, zu der er erst kürzlich eingeladen wurde und im Zuge derer er Japan für sich entdeckt hat.
Internationale Messen
Seine künstlerische Reise hat Stimmeder vor etwa 15 Jahren begonnen, seit ein paar Jahren kann er davon leben, ist heute nahezu ausverkauft. Seine Reise zu großen Kunstausstellungen begann vor zwei Jahren, als er sich für die London Biennale bewarb und prompt genommen wurde. „Mit den Bewerbungen werden bestimmte Qualitätsstandards verfolgt.“ Aber: „Jede Kunst ist Ausdruck von Menschen, da gibt es kein Gut oder Schlecht.“
Seither sammelte er an vielen Orten der Kunst Erfahrungen, wird weltweit auf Messen eingeladen, knüpft Kontakte und hat Arbeiten in den USA ebenso verkauft wie nach London, aber auch in Oberösterreich zählt er einige treue Sammler zu seinen Kunden. „Messen haben den Vorteil, dass man ein Gefühl dafür kriegt, wo man steht.“ Am Anfang sei das schon alles ein „massiver Stress“ gewesen: Was kommt heraus, wie geht sich das aus? Gleichzeitig sei es für die eigene Entwicklung gut und man komme mit vielen Leuten ins Gespräch: „Das erweitert den Horizont.“ Dabei schreckt der Künstler auch vor Niederlagen nicht zurück: „Man muss den Hunger behalten, Fehler zu machen. Das bringt dich weiter.“
Kunst (leistbar) für alle
Von großer Bedeutung sei momentan das Format Affordable Art Fair, das auf der ganzen Welt veranstaltet werde und mittlerweile so großen Einfluss auf die Kunstszene habe, dass auch bekannte Namen dort ausstellen müssen, so Stimmeder. Die Veranstalter ziehen dabei einen Preisdeckel ein, „drücken so den Preis und erzeugen einen irren Wettbewerb. So kann man auch extreme Schnäppchen machen“, erklärt der Maler.
Immer wichtiger wird auch eine andere Welt, nämlich die digitale. Als Covid kam, tat sich eine Lücke auf, die man via Social Media, Instagram und Co. auch in der Kunst gefüllt hat. Teilweise gibt es Tausende Einreichungen von Künstlern für Kunstausstellungen auf diesem Weg. Aber: So manche Arbeit, die dann vor Ort gezeigt wurde, habe sich als im Internet „geschönt“ erwiesen.
Gibt es Ausstellungsorte, an denen er seine Arbeiten gerne einmal sehen möchte? „Ich freue mich, überall wo meine Kunst hineinpasst, etwas zeigen zu dürfen.“
Von Melanie Wagenhofer