Es soll ja Menschen geben, die durchaus Gefallen daran finden, beobachtet zu werden. Sehr viele mögen den Gedanken aber nicht, einen Spion in den eigenen Wänden zu haben, der alles sieht und hört und dann auch noch — jetzt wird es noch gruseliger — eingreift!
Die US-Amerikanerin Lauren Lee McCarthy geht mit ihrer Installation „Someone“ radikal weiter. Aus der bequemen „Alexa“ von Amazon macht sie eine menschliche, die auf einem Monitor beobachten und eingreifen kann. Private Lebensräume von Menschen werden sichtbar, in denen plötzlich das Licht angeht, Musik zu spielen beginnt … Die Dokumentation dieses Projekts ist eine der 29 Arbeiten, die heuer — ganz physisch –im OK im OÖ Kulturquartier zu sehen sind, allesamt Gewinner des Prix Ars Electronica. „Someone“hat die Goldene Nica in „Interactive Art+“ gewonnen.
Die der Kategorie „Computer Animation“geht an Miwa Matreyek für ihre Arbeit „Infinitely Yours“, in der sie unter Einsatz ihres Körpers Welten entstehen lässt, die der Klimawandel hinwegrafft. Und erstmals wurde eine anonyme Bürgerbewegung, die Protestbewegung „Be Water by Hong Kongers“, in der Kategorie „Digital Communities“ ausgezeichnet.
Mit der Sinnfrage an sich setzt sich der deutsche Künstler Mario Klingemann auseinander. Buchstabenwirrwarr wird erst zu einem Satz, wenn der Betrachter sich davor kniet. Doch auch dann lässt sich noch über Sinnhaftigkeit streiten. Mit dem ultimativ persönlichsten Parfum setzt sich Frederik Duerinck auseinander — und dem sonst üblichen Duftdiktat der Kosmetikindustrie. Mithilfe eines Fragebogens und künstlicher Intelligenz lässt er vor den Augen der Besucher Parfum entstehen. Virtuellen Stau verursacht Simon Weckert in „Google Maps Hacks“. Mit einem Bollerwagen voller Handys verwirrt er Google Maps dermaßen, dass am Ende ein einzelner Mensch das System ins Wanken bringt … Neben Umweltschutz eines der großen Themen der Cyber Arts, die heuer auch als Video-Rundgang im Netz angeboten wird. Man tut sich schwer, die heuer gezeigten Werke bahnbrechend zu nennen. Vielleicht liegt es daran, dass die Welt gerade andere Sorgen hat. Man ahnt, woran sich die Künstler nächstes Jahr abarbeiten.