Wenn Teufel mit Schmetterlingen tanzen

Starpianistin Elisabeth Leonskaja verzaubert Publikum im Brucknerhaus

Wenn die Grande Dame des Klavierspiels die Konzertbühne betritt, brandet der Applaus tosend auf, bevor sie noch eine einzige Note gespielt hat. Sie wirkt im langen Abendkleid in Weiß-Schwarz und der langen schwarzen Strickjacke fast ein wenig bieder, aber jeder im Großen Saal des Brucknerhauses weiß, dass jetzt gleich ein Weltklasse-Recital folgen wird.

Und schon mit den ersten Akkorden verwandelt Elisabeth Leonskaja den Konzertsaal in eine magisch musikalische Landschaft, als Einstieg hat sie Robert Schumanns ätherischen Klavierzyklus „Papillons op. 2“ gewählt.

Der Anschlag ist dezidiert klar, wie aus dem Nichts entwickelt sie aus dem Moderato heraus Tastenklänge, die in lichtvolle Höhen steigen und unfassbar schwebend klingen. Weiter im Prestissimo liebt sie es, schnelle Kontraste ehrfurchtsgebietend am Konzertflügel auszuloten. Man scheint tanzende Schmetterlinge wahrzunehmen, die die Pianistin umschwirren, welche vollkommen vertieft im Spiel aufgeht, dabei jedoch nie ins kitschig Romantische abdriftet.

Dank ihrer Ausbildung nach strenger alter russischer Klaviertradition, bleibt Leonskaja stets resolut virtuos, teils spartanisch und ohne persönlichen Firlefanz, und doch voll innerer Anteilnahme bei ihren Interpretationen.

Im grandiosen Duo mit Martin Nöbauer

Zum nächsten Highlight, den „Ungarischen Tänzen“ für vierhändiges Klavier von Johannes Brahms, hat Leonskaja wie im Vorjahr den aufstrebenden jungen Oberösterreicher Martin Nöbauer eingeladen. Wie die beiden sich im Duo bei den technisch höchst schwierigen und äußerst anspruchsvollen Passagen, etwa beim Tanz Nr. 17 in fis-Moll, als Primo und Sekundo abwechseln, ist ein wahrer Genuss. Leonskaja in sich ruhend und geerdet an den unteren Oktaven, Nöbauer mit ganzem Körpereinsatz und jugendlichem Elan am oberen Ende der Tastatur. In extrem räumlicher Nähe reagieren die beiden spontan aufeinander, und schaffen so eine am Ende viel umjubelte virtuose Klangwelt mit ausgedehnten musikalischen Pusztalandschaften voll ungarischem Feuer und zugleich tiefer Melancholie.

Dieses bemerkenswerte Zusammenspiel setzt sich bei den „Slawischen“ Tänzen“ von Antonin Dvorak fort, dem böhmisch-mährischen Pendant zu den „Ungarischen Tänzen“. Hier seien vor allem Tanz Nr. 1 und Tanz Nr. 5 hervorgehoben, die den zwei Pianisten etwa im Presto und Allegro vivace ein äußerst präzises und rasantes Duo abverlangen, was die beiden nun mit vertauschten Sitzplätzen quer über alle Tasten technisch gekonnt und fast ein wenig zu präzise meistern. Verlieren so manche schwelgerischen Melodiebögen durch einen zu perkussiven Anschlag doch an Reiz.

Mit dem „Mephisto Walzer“ Nr. 1 beschwört Leonskaja dann im Solopart noch einmal eine diabolische Atmosphäre herauf, an der Komponist Franz Liszt eine teuflische Freude gehabt hätte.

Insgesamt also ein Klavierabend der Spitzenklasse mit einer überwiegend gefällig romantischen Stückauswahl, die vom Publikum mit tosendem Applaus und Bravo-Rufen bedacht wurde, und bei dem vor allem auch Martin Nöbauer sein großes Talent neben der abgeklärten Reife von Weltklasse-Pianistin Elisabeth Leonskaja neuerlich beweisen konnte.

Von Barbara Duftschmid

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