Der Niederösterreicher Christoph Fritz gehört mit seinen 25 Jahren aktuell zu den aufstrebendsten Kabarettisten Österreichs. Sein Debütprogramm „Das Jüngste Gesicht“ begeistert Publikum und Jurys gleichermaßen: 2018 wurde er mit dem Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises ausgezeichnet, 2020 erhält er den Förderpreis des Deutschen Kleinkunstpreises. TV-Auftritte in „Pratersterne“ und „Willkommen Österreich“ erhöhten zusätzlich seinen Bekanntheitsgrad.
In OÖ kann man ihn an folgenden Terminen sehen: Am 28. Februar im Kulturpark Traun, am 6. März im Veranstaltungszentrum Braunau, am 18. April im KiK in Ried im Innkreis, am 29. April im Linzer Posthof sowie am 29. Oktober in Gramastetten.
VOLKSBLATT: Der ruhige, ängstliche Geist mit Minderwertigkeitskomplex, der sein Mikrofon fest umklammert: Sind das Sie oder nur eine Rolle, die Sie spielen?
CHRISTOPH FRITZ: Das überlasse ich der Fantasie des Publikums. Sicher wird’s auch was mit mir zu tun haben, aber wie sehr ich das wirklich bin, soll der Zuschauer selbst beantworten.
Sie arbeiten auf der Bühne viel mit schwarzem Humor. Sind Sie im privaten Alltag auch pessimistisch veranlagt?
Ja, man kann hier schon von Zweckpessimismus sprechen. Ich gehe schon eher mal vom Schlechteren aus und bin dann froh, wenn es doch nicht eintritt. Ich bin also jetzt sicherlich nicht so einer, der alles durch die rosarote Brille sieht.
War das Kabarett schon immer Ihr Berufswunsch?
Also ein lange gehegter war es jedenfalls nicht. Vor etwa fünf Jahren habe ich mich für Kabarett und englischsprachigen Stand-up zu interessieren begonnen. Da war ich dann irgendwann neugierig, ob ich das auch hinkriegen könnte – die Leute von der Bühne aus zum Lachen zu bringen. Ich hab‘ mir gedacht: „Wurst, ich probier’s einfach mal.“ Ich bin schließlich auf den Geschmack gekommen, habe zu allen Möglichkeiten, die sich mir mit der Zeit geboten haben, immer Ja gesagt und so hat sich das alles sehr organisch entwickelt.
Gibt es Vorbilder im Kabarett, die Sie aufmerksam verfolgen?
So dezidierte Vorbilder habe ich eigentlich nicht. Wollte das auch eher vermeiden, weil ich auch Angst hatte, diese ungewollt zu kopieren. Ansonsten verfolge ich schon aufmerksam die heimische Szene – vor allem die Leute in meinem Alter oder auch noch Jüngere mit ihren Programmen. Als ich anfing, habe ich vermehrt amerikanischen Stand-up geschaut, etwa George Carlin und Andy Kaufman. Die haben mir ganz gut gefallen.
Wie tief mussten Sie für „Das Jüngste Gesicht“ in Ihre eigene Geschichte abtauchen?
Sicher habe ich so Themen, die mich beschäftigt haben und Erlebnisse einfließen lassen. Die eigene Lebensgeschichte ist ja bereits da, damit kann man gut arbeiten. Mir fallen aber auch viele Dinge einfach so im Alltag ein und ich schaue dann, was man daraus basteln kann. Zwischen dem ersten kurzen Auftritt von ein paar Minuten und der Premiere sind rund zwei Jahre vergangen. In dieser Zeit war ich viel auf Open-Mics, offenen Bühnen und gemischten Abenden. Da habe ich viele Sachen ausprobieren können, diese dann immer wieder überarbeitet und im Laufe der Zeit hat sich schon alleine dadurch ziemlich viel Material angesammelt.
Ihres Heimatortes Hausleitens fiktiver Zwilling ist in Ihrem Programm Kleinschramming am Winzling. Gerade diesen ziehen Sie, genau wie sich selbst, ziemlich durch den Kakao. Schon böse Anrufe oder Mails erhalten?
Nein, gar nicht. Es spuckt mir niemand beim Billa in meine Wurstsemmel. Oder eben nur dann, wenn ich nicht hinschaue.
Was „darf“ Kabarett Ihrer Meinung nach? Kann man überhaupt noch zu weit gehen oder ist alles erlaubt?
Jeder muss für sich entscheiden, wie weit er gehen mag. Ich finde ja schon, dass es irgendwo Grenzen geben soll. Man soll etwa schauen, dass man möglichst nicht nach unten tritt, sondern eher nach oben oder zur Seite, auf einen selbst oder auf die Situation allgemein.
Sehen Sie Kabarett auch als Transportmedium für eigene Botschaften?
Also ich denke, es geht ja gar nicht, dass man ein Programm schreibt, ohne dabei eigene Haltungen zur Welt und zur Gesellschaft auf die eine oder andere Weise zu transportieren.
Lampenfieber. Gibt es das und wie gehen Sie damit um?
Ja, nervös bin ich schon immer recht vor meinen Auftritten. Aber es ist weniger geworden: Früher habe ich fünf Mal vor dem Auftritt aufs Klo müssen, mittlerweile nur noch zwei bis drei Mal. Das ist ein Schritt nach vorne. (lacht) Manche Kollegen erzählen, dass bei ihnen das Lampenfieber verschwindet, wenn sie die Bühne betreten – also das kenne ich eigentlich nicht, das bleibt bei mir bis zum Schluss. Wenn dann am Ende die Leute applaudieren und ich merke, es hat ihnen gefallen, dann fällt mir schon immer wieder ein Stein vom Herzen.
Arbeiten Sie bereits an einer Fortsetzung von „Das Jüngste Gesicht“? Welche Pläne liegen in der Schublade?
Daran arbeite ich noch nicht konkret, aber ich sammle Notizen und so. Das aktuelle Programm spiele ich jetzt noch dieses Jahr und nächstes wahrscheinlich auch noch ein bisschen. Ja und dann soll irgendwann schon ein zweites kommen. Ich höre ja oft von Kollegen, dass das zweite Programm das schwierigste sein soll. Da überlege ich vielleicht überhaupt, einfach das zweite auszulassen und gleich das dritte zu schreiben. Mal schauen, ob das aufgeht. (lacht)
Mit CHRISTOPH FRITZ sprach Andreas Huber