Er ist ein ehemaliger Weihnachtsmuffel, der dann doch das Gute am Fest entdeckt hat und nun in der Weihnachtskomödie „Abenteuer Weihnachten — Familie kann nie groß genug sein“ (Freitag, 20.15 Uhr, ORF 1) mitspielt. Und ein ehemaliger Podcastverweigerer, der zum beliebten Online-Plauderer wurde. Abgesehen davon liebt er Linz: Manuel Rubey (44) erklärt, warum.
VOLKSBLATT: Stimmen Sie sich mit Weihnachtsfilmen auf die Zeit ein oder sind Sie eher ein Weihnachtsmuffel?
MANUEL RUBEY: Ich bin gezwungenermaßen zum Weihnachtsfreund geworden. Wenn man Kinder in die Welt setzt, hat man die Verpflichtung, zumindest so zu tun, als würde man es gut finden. Meine Kinder sind jetzt 13 und 17 und glauben nimmer ans Christkind, aber die schönsten Jahre waren natürlich die, wo man die Illusion aufrechterhalten und leuchtende Augen bescheren hat können. Heute bedeutet Weihnachten ein paar Tage Ruhe und gut essen. Und wir schauen traditionell „Kevin — Allein zu Haus“.
Braucht es Feel-Good-Filme gerade jetzt?
Ich glaube, ja. Diese Phase in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, wo es viele Revuen gab und damit für kurze Zeit die totale Illusion, da gibt es gewisse Parallelen mit heute — ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen. Ich verstehe, dass die Bedürfnisse in diese Richtung gehen, und, dass man sich auch ein bissl ablenken will.
In „Abenteuer Weihnachten“ geht es auch um Patchworkfamilien, Trennungen, Klimawandel … Was war Regisseurin Mirjam Unger wichtig?
Ich glaub´ eh eine Mischung: auf der einen Seite zu wissen, es ist ein Weihnachtsfilm, etwas fürs Herz und der Fokus, der darauf liegen soll, dass Dinge auch gut ausgehen können. Aber die Mirjam Unger ist ein politischer Mensch, der ein Anliegen hat, das sieht man an verschiedenen Themen, die mitschwingen.
Wie würden Sie Ihre Figur beschreiben?
Wenn man ihm wohlgesonnen ist, kann man sagen, dass er ein Idealist ist, wenn man das nicht ist, kann man ihn Realitätsverweigerer nennen. Man versucht ja mittlerweile, auch im Fernsehen — und das finde ich sehr begrüßenswert — Figuren zu zeigen, die gute, aber auch schlechte Seiten haben.
Da wird ja der Spieß umgedreht und die Kinder sind die Vernünftigen, die sich vertragen, an Traditionen wie Weihnachten festhalten …
Das mag vielleicht ein wenig überzeichnet sein, aber ich erlebe mich oft dabei, dass ich das Gefühl habe, diese Generation, die da nachkommt, ist uns in vielen Punkten überlegen, sieht vieles nüchterner und hat die Dringlichkeiten, was zum Beispiel den Planeten betrifft, auch anders verstanden als wir. Ich bin schon seit ein paar Jahren in der Position, dass ich mir denke, ich weiß nicht, ob ich nicht von ihnen schon mehr lernen kann als umgekehrt.
Wie war die Arbeit mit den sechs Kindern für den Film?
Das war eine sehr angenehme Kindertruppe, das kann ja auch anders sein: Manche Kinder — auch Erwachsene — kriegen dann ein bissl einen Höhenflug. Das war aber bei keinem dieser Kinder der Fall. Ein paar waren schon dreherfahren. Die haben sich gegenseitig unterstützt.
Und Ihre eigenen Kinder, haben die da auch Ambitionen?
Also, ja, es gibt ein Kind im Film, das tatsächlich meines ist. Sie spielt die Tochter meiner Figur. Ich hab´ das lange zu verhindern versucht, man will natürlich, dass die Kinder was anderes machen, weil man die Schattenseiten des Berufes auch kennt. Aber sie ist so dahinter, dass sie sich eigenmächtig fürs Casting angemeldet hat und das auch sehr gut gemacht hat. Wir haben uns aber am Set gar nicht so viel gesehen, eher davor oder danach. Das war sehr schön, weil wir eine Woche zu zweit in Tirol waren ohne den Rest der Family. Am Set war sie eine Kollegin wie jede andere.
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Ihre Zeit in Linz denken?
Da bekomme ich Gänsehaut. Das war direkt nach der Schauspielschule das erste Engagement, zuerst am Theater des Kindes und dann ein Festengagement im \uhof:. Ich hab´ mit einem Kollegen vom Theater Phönix in einer wunderschönen Wohnung in Alt-Urfahr gewohnt. Das war ein Jahr, wo alles irgendwie ganz leicht ging, die Zukunft stand uns offen. Ich hab durchwegs gute Erinnerungen, ans Gelbe Krokodil, wo man die Shy-Jungs treffen konnte, das Traxlmayr … Das war so richtig Erwachsenwerden, den Beruf ausüben dürfen und zum ersten Mal Geld verdienen, mit dem, was man liebt. Zu Linz habe ich wirklich eine Herzensbindung.
Sänger, Schauspieler, Kabarettist, Autor: Ist es gerade die Mischung, die es ausmacht?
Dafür kann ich sonst nichts. Ich muss mir selber auch immer Fallen stellen, ich möchte mich nicht so sicher fühlen und mir wird schnell fad. Ich glaube, daher kommt das ein bissl. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich da zwischen den Disziplinen dilettierend herumspringen darf.
Ihr neues Kabarett mit Simon Schwarz trägt den Titel „Das Restaurant“. Worauf darf sich das Publikum freuen?
Die Idee dafür war, was würden wir machen, wenn wir unseren Beruf nicht mehr ausüben können oder wollen und das Naheliegendste ist dann halt, machen wir ein Restaurant auf, was natürlich eine Hybris ist, die nicht funktionieren würde. Wir haben zwei Jahre lange eine relativ aufwendige Geschichte gebaut mit Themen wie Freundschaft, Konkurrenz, wie geht man damit um, wenn der Eine dem Anderen Geld borgt … Simon und ich haben ja auch einen Podcast und der kommt im Programm vor, und das Programm im Podcast. Premiere ist am 10. Jänner in Wien, im März kommen wir ins Musiktheater nach Linz.
Fließen da auch dann private Begebenheiten ein?
Auf jeden Fall, der Simon ist einer meiner engsten Freunde.
Und wie ist die Idee für den Podcast entstanden?
Ich wollte das eigentlich nie machen. Dann hab ich den Simon eines Tages bei einem schönen Hundespaziergang gefragt, ob er mit mir auf die Bühne gehen würde, und er hat gesagt, er sei dabei, wenn ich mit ihm einen Podcast mache. Und so war das dann. Jetzt freue mich, weil es mir wirklich Wahnsinnsspaß macht. Wir nehmen uns immer ein Thema vor, halten uns aber nie dran. Der Simon kommt gern vom Hundertsten ins Tausendste. Wir sagen zwar immer, es kann alles erfunden sein, um uns auch zu schützen, weil man sich da wirklich exponiert, aber wenn uns jemand von außen ein bisschen näher kennenlernen will, dann ist der Podcast das, wo man da am schnellsten vorankommt.
Aktuell sind Sie im Kinofilm „Am Ende wird alles sichtbar“ zu sehen. Da geht es um Nazi- Vergangenheit.
Eine wichtige Faschismus-Parabel, gerade in diesen Zeiten. Ich spiele einen korrupten Bürgermeister — eine Nebenrolle —, der das System weiterträgt.
Engagement gegen Rechtsextremismus ist Ihnen auch ein persönliches Anliegen.
Ja, das zieht sich durch. Wenn man sieht, konstant dreißig Prozent in den Umfragen für den Herrn Kickl und sich dessen 1. Mai-Rede anhört, dann braucht man auch nicht sagen, man habe es nicht gewusst, viele lassen sich aber trotzdem darauf ein. Deswegen ist das leider immer noch wichtig.
Mit Julia Koschitz haben Sie im Sommer die Glattauer-Verfilmung „Ewig Dein“ gedreht. Da spielen sie einen smarten Architekten, der sich nach der Trennung als gefährlich entpuppt.
Eine sehr aktuelle Geschichte: Da geht es darum, wo fängt ein Übergriff an, wo Stalking, aber die Arbeit war toll, ich freu mich sehr auf den Film.
Ihre Lebensweisheiten und Erfahrungen kann man in zwei Büchern nachlesen. Gibt´s da wieder Neues?
Ich schreibe jeden Tag, ich nenne es Chroniken, das ist eine Mischung aus Tagebuch, Ideensammlung und Zitaten, die ich aufschnappe. Mit Abstand lese ich das dann wieder durch, und wenn sich daraus etwas destillieren lässt, dass ich als mit- teilungswürdige erachte, dann ist das durchaus möglich, das daraus wieder einmal ein Buch entsteht. Im Moment liegt der Fokus aber auf dem Kabarett.
Mit MANUEL RUBEY sprach Melanie Wagenhofer