Zwei epochale Werke als Besuchermagnet beim Brucknerfest

Mozarts Requiem und Bruckners „Fünfte“

Das vorletzte Konzert der Reihe „Bruckners Sinfonien in Urfassung und Originalklang“ im Rahmen des Brucknerfestes stellte am Dienstag Mozarts „Requiem“ in der Fassung Brahms/Süßmayr der 5. Sinfonie Anton Bruckners gegenüber.

Eines der führenden „Originalklang“-Orchester

Die Interpretation war instrumental einem der führenden „Originalklang“-Orchester anvertraut, nämlich dem britischen Klangkörper Orchestra of the age of enlightenment, zu Deutsch „Orchester des Zeitalters der Aufklärung“; es hat sich gemäß diesem Titel ursprünglich auf Musik des 18. Jahrhunderts spezialisiert, sein Repertoire indes schon längst auf andere Epochen der Musik ausgedehnt. Als äußerst penibler, aber auch leidenschaftlicher Dirigent fungierte Adam Fischer, der von Beginn an für eine strukturell klar formulierte, packende Deutung beider Werke sorgte.

Chor ad libitum brillierte

Bei Mozart brillierte der Chor ad libitum, von Heinz Ferlesch akribisch einstudiert, jederzeit, besonders aber in den heiklen Fugen des Werkes. Das Solistenquartett (Fenja Lukas, Michaela Selinger, Joao Terleira, Alexandre Baldo) brachte sich mehrmals solide ein, wobei vor allem Fenja Lukas in der Höhe mit „sanftem“ Timbre emotional bezauberte.

Das mit 30 Musizierenden besetzte Orchester geriet gegenüber dem mit knapp 60 Mitgliedern auftrumpfenden Chor klanglich zeitweise ins Hintertreffen, agierte aber transparent und feinfühlig.

Eine Welt für sich

Für Bruckner freilich verdoppelte sich die Zahl der Musizierenden, um der Ausnahmestellung des „erratischen Blocks“ innerhalb der Brucknersinfonien gerecht zu werden. Für die fünfte Sinfonie, die Bruckner vornehmlich aus eigenem Antrieb von 1877 bis 1878 revidiert und als sein „kontrapunktisches Meisterstück“ bezeichnet hat, besteht kein auffälliges „Fassungs“-Problem wie bei ihren Vorgängerinnen. Sie ist eine Welt für sich und strotzt von nebeneinander stehenden Themen, deren komplexer Verarbeitung und sich überlagernder Neuformulierung.

Adam Fischer gelang es weitgehend, diese aufwendige Struktur begreiflich zu machen. Vor allem das Finale formuliert zunächst die Hauptthemen der vorangegangenen Sätze, um sie dann buchstäblich gegenseitig auszuspielen; es entwickelt sich zu einer großangelegten Doppelfuge und schließt mit einem mächtigen Choral, der sich mit dem Hauptthema verbindet. Diese Steigerung konnten Dirigent und Orchester mit einer Intensität vermitteln, die das Publikum im vollen Haus buchstäblich von den Sitzen riss und wie in einer Arena bejubelt wurde.

Von Paul Stepanek

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