Zwei Jubiläen – Eine Geschichte: Uraufführung der sinfonischen Dichtung „Elisabethana“

Festliche Stimmung in den Linzer Redoutensälen am Montag-Abend: Aus Anlass von 20 Jahre erfolgreichem Bestehen des Kulturzentrums „Elisabethinen – Ort der Begegnung“  erlebt die Sinfonische Dichtung „Elisabethana“ von Franz X. Frenzel ihre Uraufführung. Diese hätte eigentlich zum 275-Jahr-Jubiläum der Linzer Elisabethinen 2020 stattfinden sollen, fiel aber damals der Pandemie zum Opfer.

Das „Vorspiel“  des künstlerischen Ereignisses besteht aus einer launigen Begrüßung durch General-Oberin Barbara Lehner, der Jubiläumsrede von „Ort der Begegnung“ – Managerin Agnes Retschitzegger, die mit berechtigtem Stolz bilanziert (526 Veranstaltungen vom einfachen Vortrag bis zu großen Konzerten und Ausstellungen wurden in den 20 Jahren auf die Bühne gestellt), und einer pointierten Werkeinführung von Friedemann Katt, der als einzig autorisierter Frenzel-Experte gilt.

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Sodann breitet sich der Kern des Abends in 12 reizvoll tönenden Bildern aus, die von der „Festival Sinfonietta Linz“ unter der Leitung von Konzertmeister Lui Chan ambitioniert in Musik „modelliert“ werden. Die ersten drei „Sätze“ dienen grundlegendem Verständnis in Stil und Chronologie: Die ausladende „Ouvertüre“ ist dem großen Vorbild Elisabeth von Thüringen gewidmet und weiß sowohl „lichte Gotik“ als auch die ungarische Herkunft Elisabeths zu imaginieren.

Das zweite Bild zeichnet Ordensgründerin Apollonia Radermecher (1571-1626) mit tänzerischen Erinnerungen an die Renaissance, und das dritte malt die Ordens-Grundidee der „Misericordia“ im Stil der Tanzform „Gigue“, die das Thema –  sozusagen altruistisch –  immer wieder neuformuliert „weiterreicht“.

Die Bilder 4 bis 12 porträtieren zunächst die Anfänge der Linzer Elisabethinen, die 1745 nach einer langen Schiffsreise von Wien aus Donau-aufwärts in Linz angekommen waren; sodann vermitteln sie Eindrücke von Arbeit und Leben im Orden, von immer neuen Herausforderungen durch den ständigen Wechsel von klösterlicher Spiritualität und profaner Tätigkeit im Spital, um schließlich nach Bewältigung von „Nachtgedanken“ im freudigen Finale zu landen, das sich zu einer imponierenden Fuge auswächst.

Frenzels Barockmusik allein wäre für solch abwechslungsreiche Ton – Malereien vielleicht zu  eindimensional gewesen; doch sein kreativer und in allen Stilen bewanderter Kompagnon F. Katt hat sich als Frenzels „Alter Ego“  eine Fülle von originellen, auch durchaus heutigen An- und Einspielungen einfallen lassen, die der Komposition Frenzels als „organische Implantate“ viel bunte, humorvolle Ausstrahlung verleihen.

Natürliche Reaktion des festlichen Premieren-Publikums: Standing Ovations!

Von Paul Stepanek