Jacob Meining, 26 Jahre jung und aus einer Dresdener Geigerdynastie stammender Violinist, wird ab September offiziell die Funktion des Ersten Konzertmeisters im Bruckner Orchester antreten.
Er hat sich in zwei Probespielen eindeutig qualifiziert und seit Beginn 2021 auf Basis eines Zeitvertrags die Orchester-Atmosphäre aktiv und intensiv kennengelernt.
Im Gespräch erweckt der aufgeschlossene, freundliche Musiker den Eindruck, dass er seine fordernden Aufgaben mit Schwung und Begeisterung angeht, wie er sie schon bei seinen ersten Einsätzen am vordersten Pult sicht- und hörbar ausgestrahlt hat.
VOLKSBLATT: Was hat Sie bewogen, sich gerade beim Bruckner Orchester zu bewerben?
JACOB MEINING: Offene Konzertmeisterstellen sind sehr dünn gesät. Der besondere Grund für meine Bewerbung war in erster Linie die freie Stelle.
Wie ist Ihre Ausbildung gelaufen?
Ich stamme aus einer Familie, in der Geigenspiel auf hohem Niveau immer ein Hauptthema ist, und machte schon als Dreijähriger mit der Violine Bekanntschaft. Nach Privatunterricht ging ich ins Musikgymnasium und studierte zunächst parallel und nach dem Abitur voll an der Dresdener Musikhochschule und der Hochschule Weimar, wo der Erste Konzertmeister der Staatskapelle Dresden, Professor Matthias Wollong, mein Lehrer war und ist. Auch meine Eltern sind in der Staatskapelle, die auch als Opern-Orchester fungiert, als Konzertmeister bzw. Geigerin tätig. Die Welt der Oper ist mir also von Kindheit an vertraut.
Könnten Sie Ihre persönliche Sicht auf die Funktion eines Konzertmeisters beschreiben?
Es ist eine Schlüsselposition an der Nahtstelle zwischen Dirigent und Orchester, die vieles zu koordinieren hat: Moderation und Führung des Orchesters, unmittelbare, spontane und beispielhafte Umsetzung von stilistischen, dynamischen und agogischen Vorgaben, Strich-Einrichtungen in Absprache mit dem Dirigenten, um nur Beispiele zu nennen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die permanente Unterstützung durch die Konzertmeisterkollegen Lui Chan und Tomasz Liebig dankend hervorheben, die mich laufend unterstützen und in meine Aufgaben hilfreich eingeführt haben.
Der Konzertmeister muss oft auch Soli spielen, zum Beispiel das legendäre Violin-Solo aus Richard Strauss‘ Heldenleben. Manche meinen, dass dies — aus dem normalen „Orchesterspiel“ heraus — oft fordernder ist, als ein Solokonzert zu meistern.
Bis zu einem gewissen Grad trifft das zu. Für meinen Teil möchte ich sagen, dass ich mich auf Soli grundsätzlich (nicht auf alle!) freue; allerdings auch auf die Erleichterung nach deren geglückter Bewältigung.
Markus Poschner hat einmal erwähnt, dass er die Interpretation von Werken Bruckners, Mahlers und Richard Strauss` als einen der Schwerpunkte für die überregionale Profilierung des Bruckner Orchesters sieht. Wie geht’s Ihnen damit?
Ich sehe das sehr positiv, denn bei diesen großen Orchesterwerken kann man auch viel zeigen. Was Bruckner speziell betrifft, so meine ich, dass gerade die progressiven bis avantgardistischen Aspekte seiner Musik prinzipiell junge Musiker ansprechen. Im Übrigen finde ich die Vielfalt des Programms im Musiktheater mit dem Nebeneinander von Oper, Operette, Musical und Tanz interessant, abwechslungsreich und anregend, weil man dabei einiges lernt.
Abschließend ein anderes Thema: Was ist stärker, das Heimweh nach Dresden oder die Freude an den Freizeitmöglichkeiten des Urlaubslandes Oberösterreich?
Beides ist präsent. Ich habe mich hier gut eingelebt und genieße die zahlreichen landschaftlichen Reize und sportlichen Möglichkeiten. Mit sinnvoller Freizeitgestaltung habe ich überhaupt kein Problem, denn ich bin nicht nur sportlich unterwegs, sondern brennend an jeglicher Form von Kunst und Kultur interessiert; meine besondere Liebe gehört dem Malen, abstrakt und großformatig.
Mit JACOB MEINING sprach Paul Stepanek