LASK gegen SK Rapid: Ziemlich beste Feinde

Fußball-Bundesliga: Das Verhältnis der beiden Klubs ist hinter den Kulissen stark zerrüttet

FUSSBALL: TIPICO-BUNDESLIGA / GRUNDDURCHGANG: LASK LINZ - SK

Das gilt weniger für die beiden Mannschaften, die sich stets höchst intensive, aber meist faire Fußball-Kämpfe liefern. Doch hinter den Kulissen brodelt es, herrscht zwischen den Klubvertretern dicke Luft.

Vor allem LASK-Präsident Siegmund Gruber, der aktuell kein Statement abgeben wollte, hat sich in den letzten eineinhalb Jahren als Reibebaum etabliert und sich in Wien mit klaren Ansagen wenig Freunde gemacht. Sein früher geäußertes Credo: „Ich benenne Probleme.“ Ein Überblick über die Auseinandersetzungen.

Stichwort TV-Gelder

„Ich glaube, in ganz Europa gibt’s das nicht, dass der Tabellenachte (Anm.: Rapid) um 1,4 Millionen Euro mehr kriegt als der sportlich Erfolgreichste“, machte Gruber im Februar 2019 seinen Unmut über die Verteilung Luft. Er forderte damals eine Veränderung zugunsten der kleineren Klubs. Weil die Adaption im ersten Anlauf scheiterte, aber ein weiterer Antrag eingebracht wurde, fragte Rapids Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek süffisant: „Treffen wir uns jetzt so oft, bis das Ergebnis rauskommt, das der Herr Gruber gerne hätte? Es wird zum Kasperltheater.“

„Keine Toleranz, wir sind nicht der SK Rapid“

Letztlich wurde die Causa mit einem Kompromiss beigelegt, die großen Klubs stimmten einem Solidaritätsbeitrag für die kleineren sowie die zweite Bundesliga zu.

Stichwort Fans

Immer wieder stößt sich Gruber am Umgang des Wiener Rivalen mit Fanverstößen. „Da gibt es keine Toleranz, wir sind ja nicht der SK Rapid“, begründete Gruber im Juli 2019 drei Stadionverbote, weil diese Fans aufs Feld gelaufen waren. Auf die Wahl von Martin Bruckner als neuen Präsidenten Ende November 2019 und seinem Verhältnis zu diesem angesprochen, meinte Gruber: „Es kommt darauf an, ob er so, wie der letzte Präsident den Ultras den roten Teppich ausgerollt hat, und so wie es Herr Müller mal gesagt hat, mit ihnen im Bett liegt.“

Stichwort Kooperationsmodell

Als wenig später in Pasching Rapid-Spieler mit diversen Gegenständen beworfen worden waren, entschuldigte sich der LASK per Email. Die Replik von Peschek: „Wir wissen um die Herausforderungen, kommentieren aber keine Fan-Themen anderer Klubs … Wir anerkennen die sportliche Entwicklung des LASK, auch wenn mir das Konstrukt mit den Investoren im Hinblick auf die 50+1-Regel unsympathisch ist“, kritisierte er das Kooperationsmodell der Athletiker mit dem FC Juniors.

Stichwort Transfers

Die gegenseitigen Wechsel von Maximilian Ullman (zu Rapid) bzw. Marvin Potzmann (zum LASK) im Sommer bzw. Herbst 2020 verliefen nicht ganz friktionsfrei. Zuvor hatte Gruber einmal gemeint, dass er keinen keine Spieler gegen einen von Rapid tauschen würde. „Denn Charakter kann man nicht kaufen.“ Pescheks Antwort: „Dieser Sager liegt in der Persönlichkeitsstruktur des Präsidenten.“

Stichwort Schreiduell

Beim Duell am 2. Dezember 2019 in Pasching lieferten sich dann Didi Kühbauer und LASK-Vize Jürgen Werner ein Schreiduell. Letzterer hatte sich darüber beschwert, dass der Rapid-Coach bei diesem 4:0 vor der Ehrentribüne provokant gejubelt hatte.

Stichwort Re-Start

Wegen gesundheitlicher Bedenken stand der LASK bezüglich der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Corona-Krise wie auch andere Klubs zunächst auf der Bremse, Rapid gehörte (aus wirtschaftlichen Gründen) zu den Klubs, die massiv auf eine Fortsetzung drängten und dem LASK unterstellten, sich zum Abbruch-Meister krönen zu wollen.

Rapids Doping-Vergleich in Causa Trainingsverstoß

Stichwort Trainingsverstöße

Nachdem das unerlaubte Teamtraining des LASK publik geworden war, gehörte Rapid zu jenen Klubs, die den Verstoß am heftigsten anprangerten und eine drakonische Strafe forderten. Und das bis zur Sitzung des zuständigen Senats in schöner Regelmäßigkeit. Zudem wurde das Vergehen von Präsident Martin Bruckner mit Doping verglichen, nach dem getroffenen Urteil bezeichnete Peschek den Protest der Linzer als „sehr irritierend“.

Stichwort Aufsichtsrat

Seit Juli 2018 sind die beiden Wiener Großklubs nicht im siebenköpfigen Gremium der Bundesliga vertreten. Zuletzt gab es den Versuch, den Aufsichtsrat um Vertreter von Rapid oder Austria zu erweitertn, der Antrag wurde aber abgelehnt. Weil Gruber sein Mandat ruhend gestellt hat und es im Falle einer endgültigen Verurteilung des LASK abgeben dürfte, wird wohl bald ein Platz frei.

Fazit

Für Zündstoff ist morgen also gesorgt, auch wenn Fans derzeit nicht ins Stadion dürfen — zumal auch die sportliche Konstellation Brisanz verspricht, beide Klubs im Kampf um Platz zwei Punkte brauchen.