Weiße Turnschuhe, schwarze Jeans, weißes T-Shirt und darüber ein offenes schwarzes Hemd mit dem Alpine-Logo links oben auf der Brust. So präsentierten die Designer und Ingenieure der französischen Reneault-Submarke in Paris ihr aktuelles Showcar.
Den rein elektrisch betriebenen Alpine A390_ß. Dieser stand kurz vor der Pariser Motorshow in den Filmstudios Studio Kremlin im klassischen Alpine-blau mit schwarzem Dach erstmals enthüllt vor Journalisten.
Der Sport-Fastback streckt sich kantig in die Länge, steht auf Michelin-Alus (vorne 22er, hinten 23er), weist keine Türgriffe und keine Rückspiegel (stattdessen Kameras) auf. Man merkt. Hier hatten die Designer noch viel freie Hand. Wiewohl, wie bei der Präsentation mehrfach betont wurde, das Showcar schon zu 85 Prozent dem Produktionsauto entspricht.
Die Alpen – worauf ja prinzipiell schon der Markenname Alpine hindeutet – standen beim Design des Autos Pate. Das Raddesign ist von den kristallinen Eigenschaften einer Schneeflocke inspiriert. Im weißen Innenraum wiederum tummeln sich Mini-Bersteiger und Mini-Skifahrer; letztere auf den weißen Rücksitzen. Der flache Franzose wird mit Sportsitzen und F1-Lenkrad seiner sportlichen Note gerecht.
Die Gestaltung des Hecks liefert eine Interpretation des Mottos „Light Follows Function“: Das Licht betont die aerodynamischen Elemente des Showcars. Die Haifischflosse, eine Anspielung auf die Alpine Rennwagen in Le Mans, steht für Leichtigkeit und Stabilität.
Der Clou im Innenraum des Sportboliden ist die Sitzposition. Denn neben dem Cruise-Modus gibt es den sogenannten F1-Modus. Bei diesem werden die Carbon-Sportvordersitze abgesenkt und in eine liegende Position gebracht.
Hier lassen die Alpine-F1-Fahrer Pierre Gasly und Esteban Ocon grüßen. Die Entwicklung der F1-Position im Alpine A390_ß erfolgte in enger Abstimmung mit dem F1-Team, wie es heißt.
Aktivieren lässt sich die F1-Sitzposition übrigens mit einer von der Luftfahrt inspirierten Steuerung, die sich rechts neben dem Sitz befindet. Klassisch gesagt: Es ist ein dominant wirkender roter Hebel. Der Beifahrer wird dann zum Co-Piloten – dank einer vor ihm schwebenden Glasscheibe, auf der Informationen über den Straßenverlauf angezeigt werden.
Und nochmals Formel 1: Die Vordersitze sind mit einem zweifarbigen Vierpunkt-Sabelt-Gurt ausgestattet, der an das Anschnallsystem eines Formel-1-Rennwagens erinnert.
Um das Fahrzeug zum Leben zu erwecken, setzt die Fahrerin oder der Fahrer als Schlüssel einen Eiskristall in die Mitte des Lenkrads ein. Es ist von den Kristallen inspiriert, die man im Hochgebirge findet, und versiegelt das berühmte A-Pfeil-Logo von Alpine, als wäre es von Eis umgeben.
Technische Details gibt’s noch kaum zum rund 4,80 Meter langen Viersitzer. Nur so viel: Das Produktionsauto, welches Mitte nächsten Jahres präsentiert werden soll, wird mit drei E-Motoren vorfahren: einen vorne und zwei hinten. Der Schlüssel zur Fahragilität heißt dabei Active Torque Vectoring; so soll der deutlich schwerere A390 vom Fahrverhalten fast ident mit der legendären A110 (leichter Benziner mit Mittelmotor) sein.
Kurzer technischer Exkurs zu Active Torque Vectoring. Dieses System regelt die Verteilung des Drehmoments zwischen Vorder- und Hinterachse sowie zwischen dem linken und dem rechten Hinterrad und optimiert so das Fahrverhalten in Längsrichtung sowie die Kurvendynamik.
Was die Renault-Tochter auch mitteilt: Der künftige Sport Fastback ist als Elektroauto konzipiert und wird auf einer stark modifizierten Version der Ampere Plattform AmpR Medium basieren.
Die Flexibilität und die Vorteile dieser speziellen Elektroplattform hätten es den Ingenieuren ermöglicht, notwendige Änderungen vorzunehmen, um einen sportlichen Fastback zu entwickeln. So sind beispielsweise die Batterien unter dem Fahrgastraum positioniert, um den Schwerpunkt so niedrig wie möglich zu halten und die Straßenlage zu verbessern.
Und wie es sich gehört, spielt auch Nachhaltigkeit beim Alpine A390_ß eine große Rolle. So sind etliche Details im kristallin und puristisch gestalteten Innenraum aus rezyklierten Materialien.
Von Oliver Koch aus Paris