Auf großer Klettertour im Ford Bronco

Der mächtige Geländewagen des Autoherstellers aus den USA bezwingt so gut wie jedes Terrain; wenn man ihn selbst einmal bezwungen hat

261 Millimeter Bodenfreiheit unbeladen, 800 Millimeter Wattiefe, vorne ein Böschungswinkel von 41 Grad und hinten einer von 33 Grad: Der Ford Bronco weist schon im Prospekt beeindruckende Daten vor.

Wenn man dann vor dem 4,8 Meter langen, 1,94 Meter breiten und 1,96 Meter hohen Fünfsitzer steht, wirkt das Ganze dann noch beeindruckender.

Vor allem stellt sich die Frage: Wie kommt man in das Auto rein? Klar, es gibt Türen, vier an der Zahl. Die schwingen auch weit auf, aber ein Trittbrett ist nicht in Sicht und somit verkommt der Einstieg zur Kletterpartie.

Typenschein

Ford Bronco Badlands

Preis: ab € 115.000,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 116.223,10 unter anderem inklusive Querträger für Dachreling € 932,30; einen Ford Bronco (Outer Banks) gibt es ab € 103.000,- NoVA/Steuer: 37 %/ € 3.170,88 jährlich Garantie: 2 Jahre ohne km-Begrenzung, danach weitere 3 Jahre bis maximal 100.000 km, 12 Jahre gegen Durchrostung Service: alle 30.000 km oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: R4, 16V, Turbolader, Partikelfilter, 2.694 cm³, 246 kW/334 PS bei 5.250 U/min, max. Drehmoment 563 Nm bei 3.100 U/min Getriebe: Zehngangautomatik Antrieb: Allradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 161 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 7,2 s Leistungsgewicht: 7 kg/PS WLTP-Verbrauch: 10,7 Liter VOLKSBLATT-Testverbrauch: 10,9 Liter CO2-Ausstoß: 285 g/km

Eckdaten: L/B/H: 4.800/1.937/1.962 mm Radstand: 2.950 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.343/2.803 kg Kofferraum: 562-1.804 Liter Anhängelast gebr./ungebr.: 1.000/750 kg Tank: 79 Liter (Benzin) Reifen: 4 x 285/70 R17 17C auf 17“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 6

Geländedaten: Bodenfreiheit: 261 mm Böschungswinkel vorne/hinten: 41°/33° Rampenwinkel: 24° Wattiefe: 800 mm

Die Stufe hinauf in den rustikalen Innenraum misst mehr als 70 Zentimeter. Also nichts für Kleingewachsene, Menschen mit Knieproblemen oder Kinder.

Der Ford Bronco ist also ein sehr spezielles Fahrzeug. Und er ist ja auch nicht ursprünglich für Europa gedacht gewesen. Aufgrund seiner Abmessungen und seines Verbrauchs kann man ihm seine US-Gene nicht absprechen. Dort erfreut er sich großer Beliebtheit.

Hierzulande sieht man den mindestens 103.000 Euro teuren Geländewagen nur selten.
Das hängt vielleicht auch mit 37 Prozent NoVA und knapp 3.200 Euro jährlicher Motorsteuer zusammen.

Und natürlich ist dieses Gefährt in Zeiten allgemeiner Wokeness und Klimadiskussionen polarisierend; was auch nicht gerade förderlich in puncto Verkaufszahlen ist.

Jedenfalls ist der Bronco mit seiner steil stehenden Frontscheibe, den rahmenlosen Fenstern, dem an der seitlich aufschwingenden Hecktüre angebrachten Reserverad und den mächtigen 17-Zöllern ein ehrfurchtgebietender und doch überraschend stylischer Geländewagen.

Wobei Geländewagen das relevante Wort ist: Dem Bronco ist es de facto egal, ob Sand, Schotter, Schnee oder Gatsch unter seinen mächtigen Rädern ist. Stoisch fährt der 2,3-Tonner auch sprichwörtlich über Stock und Stein. Das Vorwärtskommen im Gelände ist dank Allrad, Sperren und Untersetzen für ihn kein Problem

Anders sieht es auf der Autobahn aus. Dort muss der Fünfsitzer, der maximal 161 km/h schafft, Federn lassen. Denn es ist laut, windig und wackelig. Nein, der Ami ist definitiv nicht für Langstreckenfahrten gebaut.

Die Kombination aus nassem Asphalt und schnellen Kurvenfahrten mag der Bronco darüber hinaus ebenfalls nicht. „Nur quer ist man wer“ ist so viel schneller die Realität, als einem lieb sein könnte.

Wie es auch erwartbar ist bei einem Auto dieses Kalibers und Motorisierung, ist der Verbrauch recht hoch. Mit 10,9 Litern hält er sich zumindest annähernd an den 10,7-Liter-WLTP-Wert. Somit reicht der 79 Liter fassende Tank im straff gefederten Bronco für rund 700 Kilometer.

Makulatur ist indessen der Ecomodus, den man über den Drehregler in der breiten Mittelkonsole auswählen kann. Dort kann übrigens von Heck- auf Allradantrieb umgeschaltet werden; das nur als Ergänzung.

Der aufgeladene Motor im Bronco mit seinen breiten Ledersitzen leistet übrigens 334 PS. Das treibt den Geländewagen hurtig an; die Zehngangautomatik wartet ihrerseits mit schnellen, sanften Schaltmanövern auf. Und während die Lenkung auf der Straße doch recht indifferent ist, wissen die fein dosierbaren und zur Not hart zupackenden Bremsen zu überzeugen.

Die Armada an Assistenzsystemen ist darüber hinaus umfangreich. Zu ihr zählen unter anderem ein Querverkehrswarner, Toter-Winkel-Warner, Spurhalteassistent und ein auch abschaltbarer adaptiver Tempomat.

Die Systeme funktionieren – wie es auch bei vielen anderen Autos der Fall ist – leider nicht zu hundert Prozent. Schwächen weist etwa die Verkehrszeichenerkennung auf; das ist aber nicht bloß ein Ford-Problem.

Großes Lob gebührt indessen dem Infotainmentsystem und den Bedienelementen im wertigen Innenraum. Das zentrale, im Dashboard verbaute Display liefert gestochen scharfe Bilder, die Menüführung ist intuitiv möglich und die Spracherkennung reagiert prompt und hat fast immer die richtige Antwort parat.

Fazit

Wer einen unbändigen Wunsch nach Abenteuer auf vier Rädern verspürt und noch dazu eine prall gefüllte Geldbörse hat, ist mit dem Ford Bronco bestens bedient. Bei allen anderen stellt sich bei einem Kaufpreis von rund 116.000 Euro schon die Sinnfrage.

Von Oliver Koch

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