Bluthochdruck durch richtiges Messen selbst erkennen

Muss die linke Herzkammer auf Dauer unter zu hohem Druck arbeiten, können sich ihre Wände verdicken und eine Herzschwäche entsteht

Bluthochdruck gilt in Europa als bedeutendster Risikofaktor für frühzeitigen Tod und ein Leben mit Einschränkungen. Um frühzeitig Anzeichen von Bluthochdruck oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkennen und Maßnahmen dagegen ergreifen zu können, ist es für jeden Erwachsenen wichtig, die eigenen Blutdruckwerte zu kennen.

Blutdruckexperte Thomas Weber, Kardiologe am Klinikum Wels-Grieskirchen, erläutert, was bei der Selbstmessung beachtet werden soll, was bei abweichenden Werten zu tun ist und wie die Modifikation von Lebensstilmaßnahmen hilft.

Der Blutdruck kann generell zu hoch oder zu niedrig sein und schwankt stark im Tagesverlauf. Technisch gesehen ist der Blutdruck der Druck in den Arterien. Stress und Aufregung lassen ihn durch ein ausgeklügeltes System aus Hormonen, Gefäß- und Nervenaktionen steigen. „Das ist eine natürliche und lebenswichtige Reaktion“, erklärt Weber: „Im besten Fall entspannen wir uns danach wieder und der Blutdruck sinkt auf Normalniveau.“

Auch im Tagesverlauf schwankt der Blutdruck: „In der Früh ist er meist höher als am Nachmittag, in der Nacht am niedrigsten. Genetisch bedingt, aber auch beeinflusst durch Faktoren wie Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel, kann der Blutdruck über lange Zeit zu hoch sein – dann muss er behandelt werden.“

Warum hoher Blutdruck gefährlich ist

Hoher Blutdruck führt vor allem durch seine Folgeerkrankungen zu Risiken. „Muss die linke Herzkammer auf Dauer unter zu hohem Druck arbeiten, können sich ihre Wände verdicken und eine Herzschwäche entsteht“, so Weber.

Erhöhter Blutdruck kann zu Atherosklerose führen, wodurch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko steigt. Auch Nierenschwäche und Demenz werden oft durch langjährigen Bluthochdruck verursacht.

So wird der Blutdruck gemessen und behandelt

Der Blutdruck wird in mmHg angegeben, zum Beispiel „120/80 mmHg“. „Die erste Zahl bezeichnet den systolischen Druck, den maximalen Wert in der Auswurfphase des Herzens“, erläutert Weber. Der niedrigere Wert wird als diastolischer Druck bezeichnet, das ist der Blutdruck in der Füllungsphase des Herzens.

Nach Empfehlungen des Österreichischen Blutdruckkonsenses von 2019 liegt der optimale Blutdruckbereich unter 120/80 mmHg. Bluthochdruck wird bei Werten über 140/90 mmHg diagnostiziert. Eine medikamentöse Behandlung wird empfohlen, wenn eine Lebensstiländerung keinen Erfolg zeigt.

Die wichtigste Therapiegrundlage ist allerdings ein gesunder Lebensstil. „Konsequentes Abnehmen bei Übergewicht, viel Bewegung und weniger Salz können den Blutdruck manchmal normalisieren“, weiß Weber: „Wenn das nicht wirkt, gibt es gut verträgliche Medikamente und auch minimalinvasive Kathetereingriffe, die helfen können.“

Tipps für eine aussagekräftige Selbstmessung

  • Achten Sie beim Kauf des Gerätes auf die passende Manschettengröße!
  • Lassen Sie sich das korrekte Messen erklären!
  • Fünfminütige Ruhephase vor der ersten Messung!
  • Kein Kaffee, Nikotin oder körperliche Aktivität eine halbe Stunde vor der Messung!
  • Manschette direkt auf der Haut des Oberarms anlegen, den Arm auf einem Tisch abstützen!
  • Messung nach ca. einer Minute wiederholen, der Mittelwert der letzten beiden Messungen ist der gültige Wert!
  • Verwenden Sie ein Gerät mit automatischem Speicher oder notieren Sie die Werte!

Wichtige Lebensstilmaßnahmen gegen Bluthochdruck

  • Reduzieren Sie den Konsum von Kochsalz und Alkohol
  • Bevorzugen Sie frisches Obst, Gemüse, Olivenöl, Nüsse und fettarme Milchprodukte
  • Halten Sie Ihren Body-Mass-Index unter 30 und den Bauchumfang im empfohlenen Bereich
  • Regelmäßige sportliche Betätigung von mindestens 30 Minuten an fünf bis sieben Tagen pro Woche
  • Nicht rauchen
  • Achten Sie auf Ihre Mundhygiene, da chronische Paradontitis das Risiko für Bluthochdruck erhöht
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