Motorrad fahren ist meistens doch ein wenig mehr, als von A nach B zu kommen. Und meistens ist es dann doch ein wenig weiter als beispielsweise von Gunskirchen nach Lambach. Wenn also die große Tour lockt, dann ergibt ein großes Motorrad Sinn, so die Conclusio.
Motorradfreunde wissen natürlich: Hier ist BMW mit der GS schon seit Jahren beheimatet. Um das auch in den richtigen Kontext zu bringen: Vor mehr als vier Jahrzehnten begründete BMW mit der R 80 G/S das Segment der Reiseenduros. Seitdem liegt die GS mit Boxermotor unangefochten an der Spitze des Wettbewerbsumfelds.
Damit dies auch zukünftig so bleibt, haben die Bayern bei der nun auf den Namen R 1300 GS hörenden Maschine auf eine nahezu vollständige Neukonstruktion gesetzt. Diese ist unter anderem gegenüber dem Vorgängermodell um zwölf Kilo leichter.
Typenschein
BMW R 1300 GS
Preis: ab € 21.990,- inkl. Steuern und Abgaben; Testmotorradpreis € 30.747,- unter anderem inklusive Dynamic-Paket € 1.353,-, Style Option 719 € 2.303,-, Sitzheizung € 126,-, Zusatzscheinwerfer € 328,- und Innovationspaket € 937,-
Steuer: € 348,86 jährlich
Garantie: 2 Jahre ohne Kilometerbegrenzung
Service: laut Serviceheft bzw. Bordcomputer
Technische Daten:
Motor: luft/flüssigkeits-gekühlter Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, 1.300 cm³, 107 kW/145 PS bei 7.750 U/min, max. Drehmoment 149 Nm bei 6.500 U/min
Getriebe: klauengeschaltetes Sechsganggetriebe
Antrieb: Kardan
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
Fahrwerk: zweiteiliges Rahmenkonzept aus Haupt- und daran angeschraubtem Heckrahmen, Motor mittragend, Lenkkopfwinkel 63,8°, vorne EVO-Telelever, hinten Aluminiumguss-Einarmschwinge, Federweg vorne/hinten 190/200 mm, vorne 310 mm Doppelscheibenbremse, hinten 285 mm Einscheibenbremse
Regelsysteme: ABS, BSD, ACC
Eckdaten:
Sitzhöhe: 850 Millimeter
Gesamtlänge: 2.212 Millimeter
Radstand: 1.518 Millimeter
Eigengewicht: 237 Kilogramm
Gesamtgewicht: 465 Kilogramm
Tankvolumen: 19 Liter
Reifen vorne: 120/70 R19 60V
Reifen hinten: 170/60 R17 72V
Kernstück der Überarbeitung ist der Zweizylinder-Boxermotor. Die Neukonstruktion ist dank eines unter dem Motor liegenden Getriebes und einer neuen Anordnung des Nockenwellenantriebs kompakter als je zuvor.
Beim Fahrwerk lag der Fokus auf dem Blechschalen-Hauptrahmen aus Stahl, der neben einer deutlichen Bauraumoptimierung insbesondere auch höhere Steifigkeitswerte als das Vorgängermodell mitbringt. Beim Heckrahmen tritt an die Stelle der bisherigen Stahlrohrkonstruktion nun eine Konstruktion aus Aluminium-Druckguss.
Für eine höhere Lenkpräzision und Fahrstabilität sorgen darüber hinaus die neue Vorderradführung EVO-Telelever mit Flexelement und die überarbeitete Hinterradführung EVO-Paralever.
Das klingt in der Theorie also gut und spannend. Doch wie sieht’s dann in der Praxis aus? Nun, angetrieben wird die 237 Kilo schwere GS von einem sonor klingenden Viertakt-Boxermotor, der mit seinen 145 Pferdchen für ordentlich Vortrieb sorgt.
Jedenfalls sind die Eigenschaften, für die die GS mit Boxermotor bekannt ist – eben Motorcharakter, Komfort, Balance und Vielseitigkeit – besser denn je. Die Berlinerin fühlt und fährt sich schlanker als je zuvor. Darüber hinaus sind die gesteigerte Leistung und das höhere Drehmoment beeindruckend.
Dazu kommt: Man sitzt aufrecht und bequem man hinterm Lenker, schaltet zügig die sechs Gänge durch. Der sechste rastet schon bei 50 km/h und rund 2.000 Umdrehungen ein. So lässt es sich entspannt cruisen, ohne auf satten Durchzug zu verzichten.
Der Berlinerin verfügt übrigens nun über vier statt bisher drei Fahrmodi. Mit „Rain“ und „Road“ können die Fahreigenschaften den meisten Fahrbahnbedingungen angepasst werden. Der Fahrmodus „Eco“ ist auf höchstmögliche Reichweite ausgelegt, wobei diese in der Praxis bei knapp 400 Kilometern liegt.
Der zusätzliche Fahrmodus „Enduro“ ermöglicht laut BMW mit einer gezielten Abstimmung für den Offroad-Betrieb ein gesteigertes Fahrerlebnis abseits asphaltierter Straßen.
BMW hat die Reiseenduro aber auch optisch deutlich überarbeitet. Die R 1300 GS hat nun ein aggressiveres und aerodynamischeres Profil, mit einem flacheren Tank und einem schlankeren Heck. Am umstrittensten ist vielleicht der zentralisierte X-förmige Scheinwerfer, der den asymmetrischen Scheinwerfer ersetzt, der viele Jahre lang ein charakteristisches GS-Stilelement war.
Fazit
Was BMW für knapp 31.000 Euro auf die Räder stellt, ist aller Ehren wert – und im Vergleich zum Vorgängermodell ein Quantensprung. Allerdings sind halt 31.000 Euro für ein Motorrad eine wirklich heftige Ansage.
Von Oliver Koch