Der Honda e:Ny1 spielt seine Vorzüge auf der Kurzstrecke aus

Das kompakte SUV aus Japan fährt rein elektrisch vor und bei sparsamer Fahrweise bis zu 350 Kilometer weit

Nach dem eher grundlos glücklosen Honda e – der nebenbei gesagt, ein fantastisches, stylisches, aber auch recht teures kleines E-Auto für die Stadt ist – ist, der e:Ny1 der zweite Versuch der japanischen Autoschmiede, auf dem Elektroautomarkt Fuß zu fassen.

Und dieses Mal scheint Honda besser auf die Bedürfnisse des Marktes vorbereitet zu sein, denn: Das Auto ist natürlich ein SUV, was anderes war wohl kaum zu erwarten.

Dabei fällt gleich auf: Die Artverwandtschaft zum H-RV (das ist das kleine SUV aus dem Hause Honda) kann der Stromer mit dem fast unaussprechlichen Namen nicht bestreiten. Sowohl in puncto Größe als auch in Sachen Proportionen und Designsprache.

Typenschein

Honda e:Ny1 Advance

Preis: ab € 44.990,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 45.980,- inklusive Premiumlackierung Aqua Topaz € 990,-; einen Honda e:Ny1 (Elegance) gibt es ab € 41.990,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich Garantie: 3 Jahre bis max. 100.000 km, 3 Jahre Lackgarantie, 10 Jahre gegen Durchrostung, 5 Jahre bis max. 100.000 km auf den Elektroantrieb, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf die Hochvoltbatterie Service: laut Serviceheft bzw. Bordcomputer

Technische Daten: Motor: Synchronmotor, 150 kW/204 PS Maximalleistung, max. Drehmoment 310 Nm Getriebe: Eingangautomatik Antrieb: Frontantrieb Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 7,6 s Leistungsgewicht: 8,22 kg/PS WLTP-Verbrauch: 18,2 kWh VOLKSBLATT-Testverbrauch: 19,8 kWh

Eckdaten: L/B/H: 4.387/2.028/1.584 mm Radstand: 2.607 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1.677/2.080 kg Kofferraum: 361-1.176 Liter Akku: 68,8 kWh Reifen: 4 x 225/50 R18 95V auf 18“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 7

Die geschlossene Front – Kühlergrill ist natürlich technisch nicht notwendig – beherbergt die Ladebuchse, die sich von innen via Knopfdruck öffnen lässt. Direkt darüber befinden sich zwischen den Scheinwerfern Kontrollleuchten, die unter anderem den Ladezustand der Batterie anzuzeigen. Weitere spezifische Komponenten des e:Ny1 sind die Scheinwerfer, Stoßfänger, Seitenschweller und die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Am sanft abfallenden Heck ist der prominent, mittig platzierte Honda-Schriftzug Blickfang. Der knapp 4,39 Fünftürer in der auffälligen, aufpreispflichtigen Premiumlackierung namens Aqua Topaz ist jedenfalls ein Halsverdreher und Daumen-nach-oben-Garant.

Der Innenraum erweist sich ebenfalls als Hingucker. Klar strukturiert und bei den Details doch leicht verspielt, versprüht der knapp 46.000 Euro teure Japaner eine Wohlfühlatmosphäre.

Allerdings erkennt man beim genaueren Hinsehen schon den Rotstift – etwa in puncto Materialmix. Dass darüber hinaus die Hutablage bei der Fahrt klappert, ist zudem ein Indiz für teils schlampige Verarbeitung.

Der 15 Zoll große, hochkant verbaute Zentral-Touchscreen ist in indessen Sachen Menüführung ein Volltreffer. Seine Aufteilung in fixe Themenbereiche ist derart klar und die Menüführung so logisch, dass einem die fehlenden Drehregler und Fixtasten nicht abgehen.

Ergonomisch gibt sich der e:Ny1 auch keine Blöße. Die elektrisch einstellbaren Vordersitze geben ausreichend Seitenhalt, das zarte Lenkrad liegt gut in der Hand und die Übersicht bewahrt man im geräumigen Crossover-SUV ebenfalls. Lob verdient darüber hinaus der Fond-Beinraum. Dessen Großzügigkeit geht jedoch zulasten des Ladeabteils, das von unterdurchschnittlicher Größe ist und lediglich 361 Liter fasst.

Ein Synchronmotor mit 204 PS Maximalleistung und bis zu 310 Newtonmeter Drehmoment sorgt für den Vortrieb. Dabei beschleunigt das flüsterleise Aggregat ansatzlos, aber nicht rabiat, die Vorderräder des Fünftürers. 7,6 Sekunden dauert es, bis der Digitaltacho 100 km/h anzeigt – und bei 160 km/h ist beim Vortrieb Schluss.

Die Rekuperation ist via Lenkrad-Wippen dreifach verstellbar, wobei sich die Stufen in der Stärke nicht sonderlich unterscheiden.

Bei passabler Traktion erweist sich der eher weich gefederte e:Ny1 als angenehmer, aber nicht allzu sportlicher Begleiter. Die Lenkung fühlt sich eher synthetisch an, die Bremsen packen zur Not brachial zu.

Aber abrupte Bremsmanöver sollten eher die Ausnahme bleiben, das weiß das weit vorausschauende Sicherheitspaket namens Honda Sensing – in dem so gut wie alle elektronischen Helferlein gebündelt sind – gut zu verhindern.

Der 1,59 Meter hohe 1,7-Tonner ist indessen nicht unbedingt ein Sparefroh, wenn es um den Stromverbrauch geht. Bei äußerst sanfter Fahrweise im Ecomodus ist der WLTP-Wert (18,2 Kilowattstunden) zum Greifen nahe. Tatsächlich sind es bei moderatem Fahrstil um die 20 Kilowattstunden (kWh). Das beschert dem Japaner eine Maximalreichweite von nicht gerade berühmten 350 Kilometern.

Von zehn auf 80 Prozent Akkuladung geht es theoretisch an der Gleichstromladesäule binnen einer dreiviertel Stunde. In der Praxis genehmigt sich der Honda maximal 70 kW (Kilowatt) Ladeleistung. Das bringt binnen 15 Minuten Strom für hundert Kilometer, womit der e:Ny1 diesbezüglich nicht zu den Meistern dieses Fachs zählt.

Daher: Lieber zu Hause an der Wallbox laden. Da gibt Honda als Richtwert sechs Stunden an, bis der Akkustand von zehn auf 80 Prozent gebracht wurde.

Designmäßig hat Honda beim e:Ny1 vieles richtig gemacht. Darüber hinaus besticht der kompakte Stromer mit toller Bedienbarkeit des Infotainmentsystems, einem smoothen Antrieb sowie guter Verarbeitung.

Fazit

Die Ladeleistung und die doch geringe Reichweite kosten dem schicken Japaner allerdings Punkte. Und günstig ist der e:Ny1 auch nicht, auch wenn er ausstattungsbereinigt bereits ab Werk gut bestückt ist – insbesondere punkto Assistenzsysteme.

Von Oliver Koch

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