„Manche Frauen denken, dass sie ab einem bestimmten Alter, so ab 70 plus oder mit dem Ende der Wechseljahre, nicht mehr zu gynäkologischen Kontrollen müssen“, weiß die Linzer Gynäkologin Birgit Hofstätter aus Erfahrung. Untersuchungen auch in diesem Bereich seien aus prophylaktischen Gründen jedoch weiterhin und bis zum Lebensende notwendig, bestimmte Erkrankungen häufen sich erst in fortgeschrittenem Alter.
Früher seien Frauen ab etwa 45 häufig sehr rasch totaloperiert, also ihre Gebärmutter entfernt worden, wenn sich z. B. Myome gebildet hatten oder wechselbedingte Blutungsstörungen vorhanden waren, so die Frauenärztin. Betroffene Frauen sahen dann häufig auch das Thema Gynäkologenbesuch für sich als erledigt an. Eine Praxis, von der man schon lange abgegangen sei, auch um manchmal unnötige Eingriffe zu vermeiden, die auch Komplikationen mit sich bringen können.
„Manche bösartige Erkrankungen im Vulva- und Vaginalbereich häufen sich ab einem bestimmten Alter“, so Hofstätter. Auch Harnwegsinfekte und Juckreiz im Bereich der Scheide treten vermehrt auf. „Der Grund dafür liegt im Östrogenverlust, der zu einer dünneren Schleimhaut führt, was sich zusätzlich auf den Beckenboden auswirken und ein vermehrtes Auftreten von solchen Infekten oder Inkontinenzbeschwerden verursachen kann“, so die Gynäkologin. Mit Zäpfchen oder Cremen, meist auf Östrogenbasis, lasse sich die Schleimhaut wieder aufbauen. Auch Juckreiz im Außenbereich kann auf eine häufige Krankheit, den Lichen sclerosus, hindeuten, welcher schubhaft auftreten kann, am ehesten zu vergleichen mit Neurodermitis im Genitalbereich. Dies könne man einfach und gut mit Cortison und Pflegesalbe gut behandeln, bedürfe allerdings ärztlicher Überwachung.
Auch die Neuerkrankungsrate von bestimmten Krebsarten nehme im Alter zu, jedoch würden regelmäßige Kontrollen beim Gynäkologen frühzeitige Entdeckung ermöglichen. „Dazu kommen Inkontinenzbeschwerden und Beschwerden durch Blasen- oder Gebärmuttersenkungen. Die Symptome von Letzteren lassen sich mit verschiedenen Techniken wie z. B. einem Ringpessar gerade in höherem Alter erfolgreich lindern und eine OP dadurch vermeiden“, erklärt Hofstätter.
Zur Mammografie rät die Frauenärztin auch über das empfohlene Alter von 75 Jahren hinaus, weil Brustkrebs als Alterskarzinom auftreten kann. Hofstätter: „Auch wenn das Sexuelle nicht mehr so wichtig ist oder die Regelblutung schon seit Jahren ausgeblieben ist, ist und bleibt die Gynäkologie ein wichtiger Teil der Gesundheitsvorsorge.“
Teil eins der Serie finden sie hier.
Von Melanie Wagenhofer