In jener Zeit, als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger am Ufer des Sees von Galiläa waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafárnaum und suchten Jesus.
Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierhergekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.
Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.
Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.
Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
„Brot vom Himmel“
Die große Rede Jesu über das Brot startet mit einem für das Johannes-Evangelium typischen Beginn: Man hat das Gefühl, die Menschen, die Jesus suchen, und Jesus reden völlig aneinander vorbei. Möglicherweise will Jesus bereits damit aufzeigen, dass das Wirken Gottes immer ganz anders funktioniert, als es sich die Menschen vorstellen.
Menschen sind gern besorgt um das, was der Alltag einem abfordert. Als Mensch weiß man, dass das Brot nicht vom Himmel fällt, sondern – wie es in dem alten schönen jüdischen Segensgebet heißt – Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Ziemlich sicher hat Jesus bereits diesen Segen als Dankgebet verwendet – nicht nur beim Letzten Abendmahl. Jedes Tischgebet weist uns letztlich auch darauf hin, dass hinter allem an guten Gaben Gott steht.
Jesus meint das allerdings radikal anders. Die Sättigung der Menge mit fünf Broten und zwei Fischen ist ein Zeichen, dass Gott durch Jesus ganz Großes bewirkt, oder besser, in der Perspektive der Brotrede bewirken wird. Der Menschensohn wird etwas für das ewige Leben geben.
Wir wissen das, wir glauben das alles. Wir nennen das eucharistische Brot zu Recht „Brot des Himmels“ oder „Leib Christi“ oder „Brot des Lebens“.
Nur: Mühen wir uns nicht für unseren alltäglichen Bedarf wesentlich mehr ab als für dieses Brot? Ich finde es beruhigend, dass wir alle noch so schön auf der Suche sind nach dem Brot des Lebens, nach dem was satt macht, was allen Hunger und allen Durst stillt.
Autor: P. Siegfried Eder