Evangelium nach Markus (Mk 13,24-32):
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
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Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Das Ende ist nah!
Nein, nicht das Ende der Welt. So dramatisch möchte ich es nicht formulieren, wie es beispielsweise die „Letzte Generation“ bis letzten Sommer hinein getan hat. Oder wie es viele in der Geschichte wörtlich verstanden haben. Wie wir sehen, kam es dann doch nicht.
Vieles in unserer Gesellschaft – in der Technik, in der Kultur, aber auch in uns selbst und mit dem eigenen Körper – ändert sich. Wir übersehen aber sehr oft die Dinge, die geschehen, eben weil es meistens recht kontinuierlich und langsam geht.
Wenn etwas schnell geht, wie die Corona-Lockdowns oder der Überfall auf die Ukraine, sind wir schockiert und erschüttert. Von genau einer solchen Situation aber redet dieses Evangelium. Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Römer war so ein Schock. Dass damit auch das Ende der Welt kommt, war eine im Judentum recht fest verankerte Vorstellung. (In gewisser Weise ist ja auch eine Welt zusammengebrochen.)
Zweierlei gibt diese apokalyptische Botschaft aber mit: Am Ende wird Christus sein und für die Menschen guten Willens, die zu ihm gehören, wird alles gut werden. In unserem Glauben sollte diese Hoffnung auf ein gutes Ende nicht oberflächlich vorhanden sein, sondern diese Hoffnung sollte ganz tief in unserem Herzen sein. Nur dann kann sie die Kraft entwickeln, die wir brauchen werden.
Das Zweite ist die Wachsamkeit und das Achtsam-Sein auf die kleinen und leisen Zeichen der Zeit. Denn sie sagen schon längst voraus, was kommen wird oder kommen kann. Freilich zeigen die Zeichen sehr vieles an und es ist nicht einfach, die Orientierung zu bewahren. Oft muss und darf man tatsächlich auch umdenken. Einfache Antworten und Rezepte gibt es nie, klare Grenzen zwischen Gut und Böse auch nicht immer, vor allem nicht, wenn es um Menschen geht.
Wenn wir in einer toleranten, wertschätzenden und sozialen Welt mit intakter Natur leben wollen, sollten wir die Zeichen der Zeit lesen und etwas dafür tun. Natürlich ist diese Welt bedroht und sie kann untergehen. Christus begegnen wir aber jedenfalls immer am Ende unserer persönlichen Welt, am Ende unseres Lebens. Auch dafür können wir uns vorbereiten.
Autor: P. Siegfried Eder