Aus dem hl. Evangelium nach Markus (Mk 1, 12-15): In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.
Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
„Kehrt um und glaubt!“
Ein Mann saß in einem Zug. Bei jeder Station streckte er den Kopf zum Fenster hinaus, las den Ortsnamen und stöhnte. Nach einigen Stationen fragte ihn sein Gegenüber: „Sie stöhnen so entsetzlich, sagen Sie, tut Ihnen etwas weh?“ Da antwortete der Mann: „Nein, aber eigentlich müsste ich aussteigen und umkehren, ich fahre nämlich in die falsche Richtung.“
„Ja, und warum tun Sie es nicht?“ wollte sein Gegenüber wissen. „Weil es hier so schön warm und gemütlich ist“, sagte der Mann. Der Mann wusste, dass er in die verkehrte Richtung fuhr, aber er brachte nicht die Kraft und den Willen auf, das gemütliche Abteil zu verlassen und umzukehren. Geht es nicht heute vielen Menschen ähnlich?
„Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“, sagt Jesus im Evangelium dieses ersten Fastensonntags. Die Umkehr besteht im Glauben an das Evangelium, im Annehmen der Frohen Botschaft, die Jesus verkündet. Das griechische Wort, das mit „umkehren“ übersetzt wird, heißt „metanoia“, das bedeutet wörtlich „Umkehren im Denken“, so viel wie „das eigene Denken ändern“, „umdenken“, „anders denken“, „neu denken“, „neu überlegen“. Weiters besagt es auch „anders (neu) handeln“, „anders (neu) leben“.
Das Umdenken, zu dem Jesus aufruft, ist eine grundlegende neue Richtung des Denkens, Handelns und Lebens. Es ist letztlich das Denken und Handeln Gottes. Jesus Christus hat es uns vorgelebt, wie Gott denkt und handelt. Die Evangelien überliefern uns dieses neue, andere Denken und Handeln, das Gott entspricht.
„Kehrt um, indem ihr dem Evangelium glaubt“, das ist die große Einladung Jesu am Beginn der österlichen Bußzeit. Diese Zeit vor dem Osterfest bietet sich uns jedes Jahr als eine solche „Trainingszeit“ an, unser Leben erneut auf die Botschaft Jesu hin auszurichten, einen neuen, besseren Weg einzuschlagen und zu gehen! Haben wir den Mut dazu, es lohnt sich.
Autor: P. Ernst Bamminger, OSB, Subprior des Stiftes Kremsmünster