Lexus RZ: Luxus- und E-Mobilitäts-Gesamtpaket

Japanisches Crossover-SUV überzeugt mit guten Fahrleistungen, lässt aber bei der Reichweite Federn.

Ja, ja, ja. Schon oft gelesen. Noch öfter gehört. Und sogar schon oft darüber geschrieben. Die Hälfte der Autofahrer in Österreich legt pro Tag weniger als 25 Kilometer mit dem Wagen zurück.

Und wenn man es genau nimmt, war und ist bei Verbrennerfahrzeugen die Reichweite nie das Thema. Warum auch? Langstreckenvielfahrer – die von Berufs wegen beispielsweise in einem Diesel-Skoda, -Mercedes, -BMW oder -VW sitzen – können ein Lied davon singen.

Dank 50- oder 60-Liter-Tank sind 1.000 Kilometer Reichweite und mehr keine Utopie, sondern Realität. Zudem dauert das Auftanken in der Regel inklusive Bezahlvorgang weniger als zehn Minuten und schon ist man wieder unterwegs.

Typenschein

Lexus RZ 450e Luxury Paket

Preis: ab € 70.550,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 80.700,-; einen Lexus RZ gibt es ab € 70.550,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich Garantie: 10 Jahre bis max. 160.000 km (von Service zu Service), 3 Jahre Lackgarantie, 3 Jahre gegen Durchrostung, 10 Jahre bis max. 1.000.000 km auf den Akku Service: alle 15.000 km oder jedes Jahr

Technische Daten: Motor: zwei permantenterregte Drehstromsynchronmotoren, vorne 150 kW/204 PS, hinten 80 kW/109 PS, max. Drehmoment vorne 266 Nm, max. Drehmoment hinten 169 Nm Systemleistung: 230 kW/313 PS Getriebe: Eingangautomatik Antrieb: Allradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 5,3 s Leistungsgewicht: 6,74 kg/PS WLTP-Verbrauch: 18,7 kWh VOLKSBLATT-Testverbrauch: 22,3 kWh

Eckdaten: L/B/H: 4.805/1.895/1.635 mm Radstand: 2.850 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.111/2.640 kg Anhängelast gebr./ungebr.: 750/750 kg Kofferraum: 586-1.515 Liter Akku: 71,4 kWh Reifen: 4 x 235/50 R20 104V auf 20“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 8

Aber bei E-Autos? Da sitzt die Reichweitenangst mittlerweile tief in den Köpfen der Menschen. Nicht nur hierzulande, sondern generell. Die Mischung aus langen Ladezeiten und kaum vorhandener Infrastruktur hat ihren Spuren hinterlassen – obwohl die meisten Menschen kaum täglich 400-Kilometerfahrten zu absolvieren haben.

Vielmehr: Zuhause-Arbeit. Arbeit-Zuhause. Zuhause-Einkaufszentrum-Zuhause. In Summe vielleicht 13, 19 oder 26 Kilometer. Vielleicht mehr. Vielleicht weniger, aber im Schnitt wird das schon so hinkommen für das Gros der Menschen.

Und dann steht unverhofft ein bilderbuchschöner Lexus RZ 450e Luxury Paket vor der Haustüre. Die Türen stehen weit offen und offenbaren einen prunkvollen, größtenteils digitalen Innenraum.

Der 4,8 Meter lange Japaner auf seinen 20er-Alus ruht kantig-sattsam auf dem Asphalt, die langgezogenen LED-Scheinwerfer scheinen plötzlich zu zwinkern und die weit aufschwingende, elektrische Heckklappe scheint zu flüstern: „Steig ins Auto. Dreh eine Runde.“ Das ist dann doch zu verlockend.

Die E-TNGA-Plattform

Kurz erläuternd: Seinen technischen Unterbau – die sogenannte E-TNGA-Plattform – teilt sich der Lexus mit dem Toyota bZ4X. Das ist kein Wunder, denn schließlich ist Lexus ja die Nobeltochter von Toyota. Darüber hinaus ist er Plattformbruder des Subaru Solterra.

Schließlich steuerte Subaru die Allradkompetenz bei der Entwicklung des Wagens bei. Der Lexus RZ jedenfalls fährt mit zwei permanenterregten Synchronmotoren vor die zusammen 313 Pferdchen in die Waagschale werfen. Das bedeutet, der Fünfsitzer beschleunigt ansatzlos und vehement und erreicht nach 5,3 Sekunden die Hundertermarke. Typisch für einen Elektrowagen ist die Höchstgeschwindigkeit limitiert; in diesem Fall auf 160 km/h.

Braucht man hierzulande erstens eh nicht und zweitens steigt der Verbrauch bei hohen Geschwindigkeiten exorbitant an. Generell sind die gut 22 Kilowattstunden (kWh) je hundert Kilometer bei Frühlingstemperaturen eine Spur zu hoch – und deutlich vom 18,7-kWh-Normverbrauch entfernt.

Und damit sind wir wieder bei der Reichweitenfrage. Der 71,4 Kilowattstunden große Akku reicht damit für rund 350 Kilometer. Somit ist Linz-Wien-Linz de facto ohne Zwischenstopp nicht machbar – was wiederum Ladestopps vonnöten macht. Dabei lädt der RZ in der Theorie mit maximal 150 Kilowatt (kW); in der Praxis sind es maximal hundert.

Davon abgesehen benimmt sich der RZ manierlich, mit direkter, agiler, präziser Lenkung, einer komfortablen, nicht allzu straffen Federung und einer guten Traktion. Die zahlreichen Assistenzsysteme versehen ihre Dienste bravourös, allerdings sehr aufgeregt, mit Warntönen bei 51 km/h in der 50er-Zone. Wobei – streng genommen – der Lexus rechtlich gesehen ja Recht hat.

2,85 Meter Radstand sorgen dafür, dass groß gewachsene Passagiere im Fond kaum über mangelnde Platzverhältnisse klagen können. Vorne mangelt es definitiv auch nicht an Platz; und die beheizbaren, elektrisch verstellbaren Vordersitze schmiegen sich angenehm an.

Prinzipiell sind Verarbeitung und Qualitätseindruck der stets veganen Materialien im großzügig wirkenden, aufgeräumten Innenraum auf hohem Niveau. Die Heckklappe schwingt elektrisch auf, dahinter lassen sich rechnerisch 586 bis 1.515 Liter Gepäck unterbringen. Auch hier findet sich in Sachen Verarbeitung und Materialien kein Anlass zur Kritik.

Fazit

Im Großen und Ganzen offeriert Lexus mit dem RZ ein gelungenes Gesamtpaket in Sachen Infotainment, Luxus, Fahreigenschaften und Verarbeitung. Die geringe Reichweite und der hohe Verbrauch trüben ein wenig die Stimmung und billig ist der RZ sowieso nicht. Bei gut 70.000 Euro geht’s erst los und inklusive Extras kommt man auf knapp 81.000 Euro.

Von Oliver Koch

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