Winterzeit ist Cabriozeit? Kann schon sein. Dann müssen aber die Zutaten passen, denn ein zugiges Cabriolet mit händisch zu öffnendem und mühsam zu verstauendem Verdeck wäre schon gleich zu Beginn eine Spaßbremse.
Da sollte es also doch etwas gediegener und nobler zur Sache gehen. Nun: Mercedes-Benz hat so ein Cabrio im Angebot – aber so viel sei gleich verraten: Günstig ist es nicht. Der Wagen hört auf die Bezeichnung CLE 300 und fährt mit 258 PS starkem, laufruhigem Vierzylinderbenziner vor.
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Diese aufgeladenen Pferdchen leiten – gekoppelt an eine lupenrein arbeitende Neungangautomatik – ihre Power an alle vier Räder weiter. Nach einer Gedenksekunde sprinten die Pferde los.
Typenschein
Mercedes-Benz CLE 300
Preis: ab € 75.670,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 110.944.40; einen Mercedes-Benz CLE gibt es ab € 63.750,- NoVA/Steuer: 15 %/ € 1.667,52 jährlich Garantie: 4 Jahre bis max. 120.000 km (die ersten 2 Jahre ohne KM-Begrenzung), 2 Jahre Lackgarantie, 30 Jahre gegen Durchrostung von Service zu Service bei MB, 30 Jahre Mobilitätsgarantie von Service zu Service bei MB, 6 Jahre bis max. 100.000 km auf den Akku Service: alle 25.000 km oder jedes Jahr
Technische Daten: Motor: R4, 16V, Turbolader, Partikelfilter, 1.999 cm³, 190 kW/258 PS bei 5.800 U/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 2.000-3.200 U/min Getriebe: Neungangautomatik Antrieb: Allradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 6,2 s Leistungsgewicht: 7,77 kg/PS WLTP-Verbrauch: 7,4 Liter VOLKSBLATT-Testverbrauch: 8,4 Liter CO2-Ausstoß: 169 g/km Euro 6e
Eckdaten: L/B/H: 4.850/1.861/1.424 mm Radstand: 2.865 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.005/2.420 kg Kofferraum: 420 Liter Anhängelast gebr./ungebr.: 1.800/750 kg Tank: 66 Liter (Benzin) Reifen: 4 x 245/35 R20 95Y auf 20“-Alus
Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 6
6,2 Sekunden braucht der CLE 300 bis zur Hundertermarke. 250 km/h schafft der zwei Tonnen schwere Bolide maximal. Der Verbrauch ist indessen nicht zu unterschätzen. 7,4 Liter laut WLTP sind Wunschdenken. In der Praxis muss man gut einen Liter je hundert Kilometer draufschlagen.
Verschiedene Fahrmodi bietet das Cabrio ebenfalls. Diese sind optisch wie fahrtechnisch deutlich differenziert ausgestaltet. Allen gemein ist die direkte, präzise Lenkung – und die leider nur mittelmäßig reagierenden und dosierbaren Bremsen. Das Fahrwerk reagiert im sogenannten Comfortmodus naturgemäß deutlich sanfter als im sportlichen Modus.
Aber der Clou ist natürlich das Verdeck, denn schließlich handelt es sich ja um ein Cabrio. Der mehrschichtige Aufbau des Verdecks mit aufwendiger Dämmung bietet die Basis für besten Klimakomfort zu jeder Jahreszeit. Zudem reduziert er Wind- und Fahrgeräusche. Und ja, im Innenraum ist es für ein Cabrio wirklich überraschend ruhig.
Das Verdeck öffnet und schließt binnen 20 Sekunden bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von 60 km/h. Es ist erstmals ausschließlich elektrisch angetrieben und dadurch noch leiser. Das zusammengefaltete Verdeck wird automatisch vom verbleibenden Gepäckraum getrennt.
Praktisch: Das elektrische Windschottsystem namens Aircap und die Kopfraumheizung, die auf den Namen Airscarf hört, sind serienmäßig an Bord. Beide weiterentwickelten Systeme machen laut der Stuttgarter Autoschmiede Offenfahren selbst bei kühlen Außentemperaturen angenehm. Zur Ganzjahrestauglichkeit trägt jedenfalls das serienmäßige Stoff-Akustikverdeck bei, im Falle des Testwagens ist es schwarz, es ist auch in den Farben Rot oder Grau erhältlich.
Das Cabrio streckt sich 4.850 Millimeter in die Länge, 1.861 Millimeter in die Breite und 1.424 Millimeter in die Höhe und bietet einen Radstand von 2.865 Millimetern. Dank des 25 Millimeter längeren Radstands ist das CLE-Cabriolet deutlich geräumiger als das Cabrio der C-Klasse, wie Mercedes mitteilt.
Davon profitieren die Fondpassagiere: Sie haben im Vergleich 14 Millimeter mehr Kniefreiheit, 22 Millimeter mehr Schulterraum und 17 Millimeter mehr Ellenbogenbreite. Wirklich üppig sind zwar die Platzverhältnisse in der zweiten Reihe nicht, aber ausreichend allemal.
Der Kofferraum bietet mit einem Volumen von 385 Litern (295 Liter bei geöffnetem Dach) gute Voraussetzungen für hohe Alltagstauglichkeit. Bei Bedarf lässt er sich durch die umklappbaren Rücksitzlehnen erweitern.
Sie können vom Kofferraum aus im Verhältnis 60:40 umgelegt werden. Das Öffnen des Kofferraums ist zudem dank serienmäßigem Hands-Fee Access berührungslos möglich.
Blickfang im Interieur sind das freistehende, 12,3 Zoll große volldigitale Instrumentendisplay und das 11,9 Zoll große fahrerorientierte Zentraldisplay im Hochformat. Letzteres lässt sich elektrisch von 15 bis 40 Grad neigen, um bei offenem Verdeck störende Lichtreflexionen zu vermeiden.
Letztendlich ist als weiterer Knackpunkt bloß noch der Preis auszumachen. Klar: Ein Mercedes ist nie billig. Das Preis-Leistungsverhältnis wird hier von Kritikern immer wieder als Schwachpunkt angeführt.
Denn: Die Serienmitgift ist im CLE 300 nicht üppig. Annehmlichkeiten wie Windschott, Lenkradheizung und Sitzklimatisierung müssen extra geordert werden und kosten teilweise auch mehrere hundert und mehr Euro. Die AMG Line Premium Plus zum Beispiel kostet netto 5.305 Euro.
In Summe kostet der 4,85-Meter-Oben-Ohne-Viersitzer dann mehr als 110.000 Euro. Diese Freiheit auf vier Rädern ist also recht teuer erkauft, wiewohl sie dann so wie die Fahrfreude fast grenzenlos ist.
Fazit
In jederlei Hinsicht ein bärenstarkes Cabrio, bei dem man die Schwachstellen mit der Lupe suchen muss. Der Mercedes-Benz CLE 300 erfüllt somit sämtliche Erwartungen – und das hat natürlich seinen Preis.
Von Oliver Koch