Polestar 2: Performance trifft auf E-Mobilität und Effizienz

Wer sagt, dass Kraft und Sparsamkeit unvereinbar sind, ist noch nie mit einem Polestar gefahren

Polestar 2 Long Range Dual Motor mit Performance Paket. So lautet die offizielle Bezeichnung des Wagens, das da vor der VOLKSBLATT-Redaktion parkt.

Kurz hineingespäht durch die verdunkelten, kleinen Seitenscheiben: Aha, orange Sitzgurte. Genau genommen heißt die Farbe laut der Volvo-Tochter Schwedengold und auch die Ventilkappen der 20-Zöller tragen diese Farbe. Und diese Farbtupfer wiederum sind Teil des sogenannten Performance Pakets, das wiederum der Dual-Motor-Variante vorbehalten ist.

Und wenn schon die Wörtchen Dual Motor und Performance in einem Autonamen vorkommen, dann wird das wohl seine Bedeutung haben. In dem Fall ist es eine E-Maschine, die alle Räder antreibt, maximal 476 PS entwickelt, bis zu 740 Newtonmeter Drehmoment bereitstellt und somit den 2,15-Tonner binnen 4,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt.

Typenschein

Polestar 2 Long Range Dual Motor

Preis: ab € 65.890,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 74.290,- unter anderem inklusive Pilot-Paket € 2.500,-, Plus-Paket € 4.800,- und Exterieur Snow € 1.100,-; einen Polestar 2 gibt es ab € 50.190,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich Garantie: 2 Jahre, 2 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf den Akku Service: alle 30.000 km oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: Permanentmagnet-Synchronmotor, 350 kW/476 PS, max. Drehmoment 740 Nm Getriebe: Eingangautomatik Antrieb: Allradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 4,2 s Leistungsgewicht: 4,52 kg/PS WLTP-Verbrauch: 17,2 kWh VOLKSBLATT-Testverbrauch: 18,8 kWh

Eckdaten: L/B/H: 4.606/1.859/1.473 mm Radstand: 2.735 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.152/2.600 kg Anhängelast gebr./ungebr.: 1.500/750 kg Kofferraum: 405-1.095 Liter Frunk: 41 Liter Akku: 82/79 kWh (brutto/netto) Reifen: 4 x 245/40 R20 99V auf 20“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 7

Das passiert ansatzlos, aber glücklicherweise nicht gummibandartig, sondern schön gleichmäßig, dass die maximal fünf Passagiere in die weichen, bequemen, veganen Sitze gedrückt werden.

Zur Probe natürlich auch mal die Bremse betätigt: Fest, exakt, zur Not brutal und prinzipiell gut dosierbar. Ja, der straffe Polestar 2 mit seiner direkten Lenkung ist fahrtechnisch ausgereift. Das verwundert nicht unbedingt, er ist ja mittlerweile schon eine Zeit auf dem Markt.

Da gehen dann auch die 74.290 Euro Kaufpreis in Ordnung, denn der sehr gut verarbeitete Schwede ist prinzipiell mit allem bestückt, was das Herz begehrt. Herzstück ist das umfangreiche Sicherheitspaket, das verlässlich und teils übervorsichtig arbeitet. Das muss man allerdings mögen.

Die Google-Integration ist in Sachen Navi ein Segen, der Bedienung des hochkant stehenden Touchscreens hat man nach kurzem Studium verinnerlicht. Knöpfe sind indessen Mangelware – was bezüglich der Klimaanlage nervig sein kann. Immerhin gibt’s einen Lautstärkenregler und eine sehr gut funktionierende Sprachsteuerung.

Das Kofferraumvolumen ist mit 405 bis 1.095 Liter eher gering. Wenigstens erleichtert die große Heckklappe das Einladen von sperrigem Transportgut, aber als Transporteur eignet sich der Fünfsitzer nur bedingt. Der Frunk unter der Motorhaube nimmt nochmals 41 Liter auf und dient am ehesten der Unterbringung der Kabel.

Wobei Kabel schon ein gutes Stichwort ist: Gut 120 Kilowatt Ladeleistung schaffte der Polestar 2 im Test an der Gleichstromladesäule. So gönnt sich die Limousine binnen zehn Minuten Strom für 100 Kilometer, denn mit weniger als 20 Kilowattstunden Verbrauch je 100 Kilometer zeigt sich der geschmeidig zu fahrende Fünfsitzer auch von seiner sparsamen Seite.

Wer sich übrigens mit der Rekuperation via Schaltwippen spielen will, wird enttäuscht. Diese ist nur via Touchscreen einstellbar; ebenso wie der Kriechmodus.

Und nur bedingt eignet sich der Schwede für Leute über 1,80, die im Fond des Wagens Platz nehmen müssen. Die Sicht nach hinten als „mau“ zu beschreiben, ist indessen eine gewaltige Untertreibung.

Zum Glück ist der Nobelschwede mit mehreren Kameras, darunter natürlich auch eine Rückfahrkamera, ausgestattet, was das Rangieren nach hinten erleichtert. Überzeugend ist hingegen die Verarbeitung des Wagens: Das gilt für Innenraum und Kofferraum und auch bei den Spaltmaßen gibt sich der Polestar 2 keine Blöße.

Letztendlich will die schwedische Autoschmiede auch mit veganen Stoffen, kohlenstoffarmem Aluminium in Rädern und Batterieträger oder der Umstellung auf Strom aus erneuerbaren Energien im chinesischen Werk zudem den nachhaltig interessierten Kunden überzeugen; das noch als Detail zum Schluss.

Fazit

Effizientes, kraftstrotzende Limousine mit passabler Serienausstattung. Effizient ist der Polestar 2 überdies und die Bedienbarkeit lässt auch kaum Wünsche offen. Eine mehr als überlegenswerte Alternative zu den gleich teuren Elektro-SUV.

Von Oliver Koch

Polestar2 2 1
Polestar2 2 4
Polestar2 2 3
Polestar2 2 5
Polestar2 2 12
Polestar2 2 6
Polestar2 2 8
Polestar2 2 7
Polestar2 2 9
Polestar2 2 10
Polestar2 2 11
Die mobile Version verlassen