Range Rover Velar PHEV: Vierzylinder trifft Elektromotor

Das Parade-SUV von Land Rover macht als Plug-in gute Figur, wenn auch die elektrische Reichweite im wahrsten Sinne des Wortes ausbaufähig ist

Mit den Testautos ist das so eine Sache. Die sind meistens so gut ausgestattet, wie ein voll- und zwar wirklich vollbehängter Christbaum zu Weihnachten. Klar, die Autohersteller wollen ja zeigen, was ihre Babys so draufhaben.

Dabei zeigt sich zudem, wie es die Hersteller mit der Serienmitgift halten. Da gibt es Autobauer – etwa aus Fernost – die packen von Haus aus so gut wie alles in ihre Modelle. Und dann gibt es Hersteller, überwiegend im Premiumsegment beheimatet, bei denen ist die Werksausstattung eher dürftig.

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Was das mit dem Range Rover Velar von Land Rover zu tun hat? Nun: das Auto kam logistikbedingt nur kurzfristig als Ersatz für einen Jaguar F-Pace in den VOLKSBLATT-Testautofuhrpark.

Typenschein

Land Rover Range Rover Velar P400e Dynamic

Preis: ab € 81.386,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 96.628,- unter anderem inklusive Black Pack € 865,-, Winter-Paket € 1.482,-, Panoramaschiebedach € 2.118,- und Nebelscheinwerfer € 225,-; einen Land Rover Range Rover Velar (D200) gibt es ab € 77.742,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 1.425,60 jährlich Garantie: 5 Jahre bis max. 150.000 km, 3 Jahre Lackgarantie, 6 Jahre gegen Durchrostung, 6 Jahre bis max. 100.000 km auf den Akku Service: alle 34.000 km oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: R4, 16V, Turbolader, Partikelfilter, 1.997 cm³, 221 kW/300 PS bei 5.500 U/min Elektromotor: 105 kW/143 PS Systemleistung: 297 kW/404 PS bei 5.500 U/min Systemdrehmoment: 640 Nm bei 1.500-4.400 U/min Getriebe: Achtgangautomatik Antrieb: Allradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 5,4 s Leistungsgewicht: 5,71 kg/PS WLTP-Verbrauch: 1,7 Liter VOLKSBLATT-Testverbrauch: 7,1 Liter CO2-Ausstoß: 40 g/km Euro 6d

Eckdaten: L/B/H: 4.797/1.933/1.683/ mm Radstand: 2.874 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.307/2.740 kg Kofferraum: 625-1.693 Liter Anhängelast gebr./ungebr.: 2.000/750 kg Tank: 69 Liter (Benzin) Reifen: 4 x 255/50 R20 109W auf 20“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 7

Geländedaten: Bodenfreiheit: 215 mm Böschungswinkel vorne/hinten: 26,1°/26,7° Rampenwinkel: 21° Wattiefe: 530 mm

Und bei dem Velar handelte es sich nicht um ein Auto aus dem Pressefuhrpark, den die Importeure prinzipiell haben, sondern um ein bereits an einen Kunden vorverkauftes Auto. Die Besonderheit: Der Plug-in, der samt Extras 96.628 Euro kostet, hatte keinen Spurhalteassistenten an Bord; und zwar auf Kundenwunsch.

Daraus ergeben sich zwei Schlussfolgerungen. Natürlich gäbe es das Feature beim Range Rover Velar PHEV, der preislich bei 81.386 Euro startet. Und offensichtlich laufen die Geschäfte bei Land Rover gut, wenn der Pressefuhrpark klein, und die Kundenliste lang ist.

Jedenfalls fährt sich ein Auto anno 2024 ohne Spurhalteassistent doch deutlich anders als mit. Nichtsdestoweniger gibt es nach wie vor viele Menschen, die nichts von dem Feature halten, das an der Lenkung zerrt, wenn die Mittellinie überfahren, oder die Kurve geschnitten wird. Dabei sind Assistenzsysteme eine gute Entwicklung für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Womit wir schon in medias res sind. Denn wie fährt sich ein 4,80 Meter langer, 1,68 Meter hoher und 2,3 Tonnen schwerer Fünfsitzer mit Allradantrieb und zwei Motoren an Bord? Nun: Generell ist ein SUV nicht unbedingt ein Kurvenräuber (wir denken an den Spurhalteassistenten) und auch kein cW-Wert-Krösus.

Daher, um es kurz zu machen, der rundlich gezeichnete Brite trumpft mit stoischer Gelassenheit auf – egal, auf welchem Untergrund, egal, bei welchem Wetter und egal, mit wie viel Gewicht an Bord.

Das robuste, aber auch edle SUV fährt mit genügend Punch los; 404 System-PS und 650 Newtonmeter Drehmoment sprechen für sich. Zudem wartet der Velar mit tadelloser Traktion und feinfühliger Lenkung auf und von der perfekt getakteten, wieselflinken Achtgangautomatik bekommt man de facto kaum etwas mit.

Schnelle Kurvenpassagen sind seine größte Schwäche und als Tempobolzer eignet sich der Wagen „nur“ bis 240 km/h. Dass spätestens dann der Benzinverbrauch nahezu explodiert, versteht sich aber wohl von selbst.

Denn generell ist der zweite Schwachpunkt des PHEV der vergleichsweise kleine Akku. Der Velar hat zwar für das Modelljahr 2024 ein besseres Packaging in der Batterie bekommen und damit einen Stack mehr (neun statt acht bisher). Das führt zu 21 Prozent mehr elektrischer Reichweite im WLTP-Zyklus.

Nun sind in der Theorie bis zu 64 Kilometer möglich. In der Praxis pendelt sich dieser Wert bei gut 50 Kilometer ein. Das ist allerdings im Vergleich zu Marktbegleitern fast schon mickrig.

Daher sind auch die 1,7 Liter WLTP-Verbrauch maximal im Zulassungsschein relevant und wohl kaum in der Realität. Finden sich Langstreckenfahrten im Fahrtenportfolio, muss man von Glück reden, wenn der Verbrauch unter acht Litern bleibt.

Im aktuellen Jahrgang wartet der Velar mit wenigen optischen Neuerungen auf. Der rundlich gezeichnete Brite mit seinen langen Überhängen steht erhaben auf 20-Zöllern, die natürlich aus Leichtmetall sind.

Und Stichwort Leichtmetall: Die Alu-Haut steht dem Range Rover Velar auch gut zu Gesicht. Die versenkbaren Türgriffe sind ein feines Gimmick und optisch stechen beim Rangie darüber hinaus die länglichen LED-Scheinwerfer heraus.

Die meisten Neuerungen sind also technischer Natur. Dazu zählt unter anderem ein neues Infotainmentsystem. Der Innenraum ist extrem aufgeräumt – es gibt kaum mehr Schalter. Man kann das mögen oder nicht.

Ein wenig Zeit benötigt man, bis man alle Funktionen am Bildschirm gefunden hat – aber wenn man einmal durch ist, kann man Klima und Radio recht gut bedienen.

Das Platzangebot wird einem 4,80-Meter-Fünfsitzer gerecht. Der sauber verarbeitete Kofferraum mit seiner weit aufschwingenden elektrischen Heckklappe fasst passable 625 Liter und mit maximal zwei Tonnen Anhängelast ist der Range Rover Velar auch als nobles Nutztier geeignet.

Fazit

Dynamischer SUV-Evergreen, der hochwertig verarbeitet ist. Fahrtechnisch gibt sich der Range Rover Velar kaum Blößen, allerdings ist der Langstreckenverbrauch zu hoch, da die rein elektrische Reichweite selbst nach dem Update nicht mehr zeitgemäß ist.

Von Oliver Koch