September 1963. Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt parkt am Porsche-Stand mit dem 901 der Nachfolger des 356.
Der große Star der Leistungsschau ist freilich ein Schwergewicht mit Stern. Der Wagen 100 von Mercedes-Benz, im Volke unter seiner Verkaufsbezeichnung 600 und Inbegriff eines mit Luxus überladenen Ungetüms berühmt geworden.
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Da trat der 901 doch deutlich schlanker auf, dennoch waren eingefleischte „Porschisti“ zunächst skeptisch. Dabei waren die Vorzüge des neuen Sportlers aus Zuffenhausen unübersehbar: Mehr Platz für die Insassen und das Gepäck, mehr Leistung und mehr Fahrkomfort. Allerdings war der 901 dem 356 auch preislich davon gefahren, der Einstiegspreis lag bei 22.000 D-Mark. Dafür bekamen die Kunden nun aber luftgekühlte 130 PS, die den nicht einmal 1100 kg schweren Sportler auf bis zu 210 km/h beschleunigen.
Kult-Sportwagen
Schon bald war klar, der Porsche-Hausdesigner aus Oberösterreich, Erwin Komenda, der Enkel des Firmengründers, Ferdinand Alexander „Butzi“ Porsche, und das Zuffenhausener Konstruktionsteam hatten ein Meisterstück abgeliefert. Die unverkennbare Silhouette des Sportlers, der kurz nach seiner Markteinführung im September 1964 (!) als 911er firmieren sollte, der kernige Klang des drehfreudigen und ausbaufähigen Sechszylinder-Boxermotors im Heck bildeten die Zutaten zu einem zeitlosen Kult-Automobil.
Das zukunftsträchtige Aggregat hatte übrigens ein weiterer Porsche-Sprößling verantwortet. Ferdinand Piech, ebenfalls Enkel des Firmengründers und später als eigenwilliger VW-Konzernchef mit Spitznamen „Fugen-Ferdl“ (wegen seines Hanges zu perfekten Spaltmaßen, Anm.) berüchtigt geworden.
Unverkennbar Porsche
Wir lassen Sie nun für einige Momente allein mit dem Pressetext zum 911er-Jubiläum:
Kaum ein anderer Sportwagen ruft in den kommenden Jahren solche Emotionen hervor wie der Porsche 911. Weltweit. Ganz gleich, bei welcher und von welcher Generation. Schon beim Einsteigen gleicht sich das Erlebnis jedes Elfers. Ein vertrautes Gefühl mit ergonomisch perfekter Sitzposition, Blick auf die Rundinstrumente und intuitiver Bedienung. Seit jeher begrenzen zwei markante Kotflügel die tief liegende Fronthaube – ideal zum Anvisieren von Scheitelpunkten in Kurven. Mit einem leichten Dreh am Zündschlüssel links vom Lenkrad erwacht der Boxermotor. Kehlig und heiser. Typisch Porsche.
Dazu begeistert Porsche-Fahrer die Zuverlässigkeit und Effizienz des 911. Es ist die Summe aus Sportlichkeit, leistungsstarken, effizienten und standfesten Motoren, einer Fahrzeugkonzeption, die auf schnelles und präzises Fahren ausgelegt ist, und einem besonderen Design, die den Porsche 911 seit 60 Jahren ausmacht.
Tja, soweit die hauseigene PR-Abteilung aus Zuffenhausen. Warum alle übrigen Automobilhersteller immer noch versuchen, Autos zu bauen, wo sie doch am unerreichbaren Idol 911 längst verzweifelt sein müssen, wird wohl für immer ein Mysterium bleiben.
Nein, im Ernst, der 911er ist ein gutes Auto. Nicht, dass ich dergleichen beurteilen könnte, doch nachdem der Flitzer als Coupe, Cabriolet oder Sicherheitscabrio, sprich, Targa, seit Jahrzehnten im Motorsport und der Welt von reich und schön für Furore sorgt, muss doch was dran sein.
Hauptdarsteller
Selbst in etlichen Filmen spielt der Porsche 911 tragende Rollen, etwa im Hollywood-Klassiker „Le Mans“ von 1970 mit Steve McQueen und Siegfried Rauch. Das Kameraauto für den Film war ein Porsche 908, gelenkt von Herbert Linge und Jonathan Williams. Als Starter fungierte der Porsche-Miteigentümer Ferry Porsche. Das dürfte die Piloten angespornt haben, im tatsächlichen Rennen „24 Heures du Mans“ von 1970 wurde nämlich der erste Porsche-Gesamtsieg in der Sarthe fixiert. Zudem gleich ein Dreifachsieg, das Duell der Porsche-Teams Gulf-Wyer-Porsche (917 Langheck) und Porsche Salzburg entschieden die Österreicher mit Hans Herrmann und Richard Attwood am Steuer eines „kurzen“ 917 für sich.
„Mit unseren Sportwagen erfüllen sich Kunden ihre Träume“, resümiert Porsche-CEO Oliver Blume zum Elfer-Jubiläum. Mein persönlicher Porsche-Traum platzte Anfang der 70er Jahre, als ich meinem Tretauto, einem orangen 911er Targa entwuchs. Für einen zweiten 911er hat es bislang nicht gereicht, egal, ich bin ja noch jung. Gerade mal 60. Wie der Elfer.
Von Andy Hörhager