Rund um Ostern und die Auferstehung Jesu Christi gibt es in Oberösterreich ein reges Brauchtum — und es beginnt mit dem anstehenden Palmsonntag. Mit geweihten Palmbuschen wird an den bejubelten Einzug Jesus in Jerusalem gedacht — genauso prächtig präsentieren sie sich auch.
Gebunden werden die Buschen aus sieben Gehölzen: Buchsbaum, Lärche, Palmkätzchen (Weide), Thuja, Stechpalme, Wacholder und Zeder. Von der Region abhängig kommen auch Zweige von Birke, Eibe, Efeu, Eiche oder Erika zum Einsatz. Viele dieser Pflanzen gelten seit jeher als heilig und auch die Zahl Sieben ist kein Zufall, steht sie doch für Vollkommenheit.
Haselnussstock, grüne Zweige und rote Bänder
Befestigt werden die Zweige der sieben ausgewählten Pflanzen traditionsgemäß an einem Haselnussstock, wobei kein Draht und keine Nägel zum Einsatz kommen sollen, sondern ausschließlich Naturmaterialien wie halbierte dünne Weidenzweige. Das erfordert sowohl etwas Kraft als auch Geschick. Verziert werden die Palmbuschen schlussendlich noch mit bunten Bändern oder bemalten Eiern. Will man es ganz nach alter Tradition, so werden an die Zweige des Palmbuschen fünf rote Bänder gebunden, die für die fünf Wundmale Jesu stehen.
Nachdem die kunstvollen Buschen am Palmsonntag in der Kirche geweiht wurden, schmücken sie das ganze Jahr in vielen Häusern noch den Herrgottswinkel, werden auf Felder und in Gärten gesteckt oder in den Stall gestellt, wo sie Fruchtbarkeit und Schutz bringen sollen. In der Kirche wird ein Palmbuschen zur Asche für den Aschermittwoch im kommenden Jahr verbrannt — mit dieser Asche wird das Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet.
Österliches Must-have: Der geschmückte Osterstrauch
In nahezu jedem Haushalt zu finden ist rund um Ostern der bunt geschmückte Osterstrauch. Zweige von Birke, Kirsche, Hasel, Forsythie sowie Palmkätzchenzweige werden einige Tage vor Ostern ins Haus geholt und in eine mit Wasser gefüllte Vase gestellt. Kunstvoll bemalte, ausgeblasene Eier, Bänder und allerlei österliche Dekoration schmücken dann die Zweige, die im besten Fall an Ostern dann grün austreiben. Besonders beliebt im Osterstrauch sind Palmkätzchenzweige. Bereits im zeitigen Frühjahr blühen die pollengefüllten Kätzchen der Salweide auf und sind so eine der wichtigsten Nahrungsquellen für Bienen, Hummeln und andere Insekten — deshalb sollten nur wenige Zweige abgeschnitten werden. Der Osterstrauch kann aber auch „nach draußen“ verlegt werden — so sieht man bei manchen Häusern, in Gärten oder auch auf öffentlichen Plätzen mit bunten (Kunststoff-)Eiern geschmückte Büsche und Sträucher.
Der Osterstrauch hat sich in Oberösterreich bereits seit vielen Jahren eingebürgert — auch ohne Bibelverweis. Durch den Austrieb der Zweige wird er aber zum Sinnbild des erwachenden Frühlings.
Neun Kräuterlein am Gründonnerstag
Neben der Chrisam-Messe, wo die heiligen Öle in der Kirche geweiht werden, ist es in vielen Haushalten Brauch, am Gründonnerstag auch „Grünes“ zu servieren — obwohl der Name Gründonnerstag eigentlich von „greinen“ oder „grean“ kommt, was soviel wie jammern und klagen bedeutet. So kommt neben Spinat oft die Gründonnerstagssuppe — auch Grüne Neune oder Neunkräutersuppe genannt — auf den Teller. Sie geht auf unsere heidnischen Vorfahren zurück, die nach dem kargen Winter schon das erste Grün herbeisehnten: Es finden sich Frühlingsboten wie Brennnessel, Giersch, Sauerampfer, Gänseblümchen, Vogelmiere, Löwenzahn, Bärlauch, Schafgarbe und Taubnessel traditionsgemäß in der Suppe. Auch Brunnenkresse, Gundermann, Spitzwegerich oder diverse Gartenkräuter können in die Suppe — je nachdem was man findet und auch in kleinem Zustand schon erkennt. Die Zahl Neun gilt hier als heilig, da sie dreimal drei enthält und Jesus am dritten Tag auferstanden ist. Schon früher wurde dieser Neunkräutersuppe eine besonders heilsame, vitalisierende Wirkung zugeschrieben, denn das junge Grün bietet nach dem Winter eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen.
Statt Glockenklang lautes Knattern
Nach dem Volksglauben fliegen die Glocken am Gründonnerstag nach Rom und erklingen erst zur Auferstehungsfeier in der Osternacht wieder. Solange ersetzen die knatternden Geräusche der Ratschen aus Holz ihren Klang — dieser Verzicht wird als „Fasten für die Ohren“ gesehen. So erinnern in vielen Gemeinden Oberösterreichs die Ratschenkinder am Karfreitag und Karsamstag an das Leiden und Sterben Jesus. Die größte Kirchturmratsche Österreichs, mit einem Gewicht von 50 Kilo, befindet sich in Ebensee. Auch im Kirchturm der Linzer Pfarre St. Quirinus gibt es eine riesige Holzratsche und auf dem Turm der Stadtpfarrkirche Braunau-St. Stephan ertönen am Karfreitag und Karsamstag drei große Holzratschen.