Ein paar Sekunden haben wir noch: Zeit für ein „Frühstück am Rande der Apokalypse“. So heißt das jüngste Buch von Wladimir Kaminer, der 1967 in Moskau geboren wurde und seit 1990 in Deutschland lebt.
Deutsche und Russen sind seither sein Thema. Gartenzwerge, Hegel hier, die kaukasische Schwiegermutter, Tolstoi und Disco da. Geschichten mit Witz, bei denen Leser amüsiert etwas lernen können. Was macht so ein Autor, wenn die Lage plötzlich ernst wird? Er macht weiter. Aber anders als bisher.
Der vergnügliche Ton, den das Publikum an Kaminers Schriften schätzt, weicht einem bitteren Humor. Plötzlich steht der Krieg im Mittelpunkt und manchmal auch die Klimakrise. Der Schriftsteller verpackt den Schrecken kurzweilig. Er nimmt auch jene mit, die von der russischen Invasion in die Ukraine möglicherweise nichts mehr hören mögen.
So knüpft Kaminer zwar an das aktuelle Zeitgeschehen an, bewahrt sich aber seine Liebe fürs Detail und den Blick aufs große Ganze. Wie er etwa in wenigen Sätzen die Jelzin-Nachfolge erklärt, kann Geschichtslehrern als Beispiel dienen. Nur die literarisch zugespitzten Zitate sollte man nicht allzu wörtlich nehmen.
Wladimir Kaminer: „Frühstück am Rande der Apokalypse“, Goldmann Verlag, gebunden, 224 Seiten, 23,50 Euro