Wer dieser kühlen Wintertage durch die Hauptstraße in Linz-Urfahr schlendert, dem bleibt eines nicht verborgen: Es herrscht Abbruchstimmung. Es sind keine 300 Meter, die man vom Ausgang des Einkaufszentrums Lentia City bis zur Straßenbahnhaltestelle Rudolfsraße geht.
Als Erstes das Wettlokal Win win der Österreichischen Lotterien, dann ein Ramschlokal (Cosmo Lady, früher mal eine Filiale der doch angesehenen Modekette Shöps), dann eine leere Resch&Frisch-Bäckerei und die schon im November in die Lentia City umgesiedelte DM Filiale, das war einmal. Alles nun leer stehende Räumlichkeiten in einer eigentlich doch belebten Gegend.
Gegen Leerstand
Forderungen nach einer Wiederbelebung werden laut. „Die Urfahraner Hauptstraße ist die Lebensader im Stadtteil und hat hohes Potential. Um die aktuellen Leerstandsherausforderungen im Sinne der regionalen Wirtschaft und der Bevölkerung zu lösen, gilt es rasch entsprechende Schritte zu setzen.
Bürgermeister Klaus Luger ist als Wirtschaftsreferent gefordert, konkrete Lösungen zu erarbeiten und diese voranzutreiben“, drängt die Obfrau der ÖVP Urfahr West, Elisabeth Manhal, auf Schritte zur Verbesserung.
City Management gefragt
Beim Linzer City Ring erwartet man sich auch mehr Bemühungen des extra für diese Problematik gegründeten „Linzer City Management“, betont City-Ring-Obmann Matthias Wied-Baumgartner. Denn die Problematik wurde schon früher erkannt. „Das geänderte Kaufverhalten, die zunehmende Digitalisierung und vor allem der Druck durch den wachsenden Online-Versandhandel machen neue Strategien und Zugänge notwendig, um die Linzer City als Einkaufsstandort weiterhin konkurrenzfähig zu erhalten. Die neue City Management GmbH bietet die Chance, bestehende Stärken zu bündeln und weiterzuentwickeln“, hieß es vor knapp einem Jahr von Bürgermeister Klaus Luger.
Dem Linzer City Management steht Elke Pflug als Geschäftsführerin vor. Von ihr fordert man beim City Ring nun endlich Aktionen. Die Leerstände seien oberstes Problem, so Wied-Baumgartner im VOLKSBLATT-Gespräch. Der aber auch eingesteht, dass die Lage aktuell sehr schwierig ist. Die Nachfrage nach den leer stehenden Immobilien sei gering, erklärt er.
Bei den Österreichischen Lotterien erklärt man, dass der Auszug in der Hauptstraße nichts mit den allgemeinen Umständen zu tun habe. Das Lokal sei nie nach Wunsch gelaufen und dann kam Corona, heißt es auf Anfrage.
Groß auch im Österreich-Vergleich
Dass es an Potential mangelt, sollte man angesichts der Frequenzzahlen verneinen. Noch 2019, dem Jahr vor dem Ausbruch der Pandemie, war man frohen Mutes. „Die Pasantenzahlen in der Innenstadt sind gesamt auf positiven Niveau“, erklärte damals WKO Linz-Stadt Obmann Klaus Schobesberger bei der Präsentation der Passantenzahlen. 212.200 Passanten über 15 Jahre wurden in der Landstraße auf Höhe der Mozartkreuzung innerhalb von fünf Tagen gezählt. Damit blieb die Landstraße nach dem absoluten Rekord im Jahr 2017 von 245.200 Passanten auf hohem Niveau.
Nur Wien mit der Mariahilfer Straße konnte Linz damals überflügeln. Aber auch mit der Hauptstraße in Urfahr war man 2019 zufrieden. Damals konnten mit 48.000 Personen mehr Passanten gezählt werden als im Jahr 2017 (46.600). Heute wie damals noch das Vorzeigemodell blieb allerdings die Herrenestraße, die immer mehr Besucher anlockt.
Von Christoph Steiner