Erdogan darf alles!?

Die türkischen Angriffe auf kurdische Gebiete gelten als Rache für den jüngsten, der PKK zugeschrieben Anschlag in Istanbul. Für dieses Motiv erntet Präsident Erdogan Verständnis selbst bei Kritikern der Militäraktionen in der Nachbarschaft.

Doch er hat weitergehende Ziele. Er verfolgt eine großtürkische Agenda, bei der das „Ausrotten“ kurdischer Milizen nur ein Teilaspekt ist. Es geht um türkische Dominanz, um nicht zu sagen: Hegemonie über die gesamte Region.

Dabei schreckt Erdogan auch vor temporären Bündnissen mit Terroristen nicht zurück. Der syrische El-Kaida-Ableger HTS kommt ihm dabei ebenso zupass wie 2014/2015 der Islamische Staat. So genoss der IS, den Erdogan als Sargnagel für das Damaszener Assad-Regime betrachtete, nachgewiesenermaßen waffentechnische, wirtschaftliche und logistische Unterstützung Ankaras. Für Erdogans schlampiges, aus seinem eigenen islamistischen Denken heraus aber nachvollziehbares Verhältnis zu derartigen Extremisten droht jedoch einmal mehr Europa die Zeche zu zahlen. Wenn der IS durch die Schwächung der antiislamistischen Kurdenmilizen wiedererstarken sollte, herrscht auch bei uns wieder höchster Terroralarm.

Das sollte der Westen bedenken, wenn er eingedenk des Ukraine-Krieges dem unsicheren Nato-Kantonisten Erdogan Narrenfreiheit gewährt.

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