Meinung

von Roland Korntner

Mit der Verpflichtung von Boateng geht der LASK großes Risiko ein

Kommentar zur Verpflichtung von Jerome Boateng durch den LASK

Der Transfercoup des LASK namens Jerome Boateng sorgte am Freitag  für viele Schlagzeilen, nicht nur in Österreich. Klar ist aber auch: Mit der Verpflichtung des deutschen Weltmeisters von 2014 geht der Fußball-Bundesligist ein großes Risiko ein.

Vorneweg – für Boateng gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.

Boateng am 14. Juni vor Gericht

Mit Boateng nahm der LASK aber einen Spieler unter Vertrag, der voraussichtlich ab 14. Juni vor dem Landgericht München steht. Und das in einer äußerst brisanten Causa.

Er muss sich erneut wegen Gewaltvorwürfen von seiner Ex-Freundin verantworten: Boateng war von seiner ehemaligen Lebensgefährtin wegen Beleidigung und Körperverletzung angezeigt und anno 2022 auch verurteilt (zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro) worden.

Verurteilung wegen Verfahrensfehlern aufgehoben

Im September 2023 wurde die Verurteilung allerdings wegen Verfahrensfehlern aufgehoben. Der Prozess soll nun völlig neu aufgerollt werden. Gekippt wurde das Urteil, weil der Vorsitzende Richter einen entscheidenden Fehler gemacht hatte: Nachdem die Verteidigung einen Antrag auf Befangenheit gegen ihn gestellt hatte, war er selbst an der Entscheidung beteiligt gewesen, diesen Antrag abzulehnen.

Beim neuen Verfahren sind sechs Prozesstage angesetzt. Das neue Urteil könnte laut Terminplanung des Gerichts am 19. Juli fallen – also unmittelbar nach der Europameisterschaft und drei Wochen vor dem Start in die neue Saison.

Weitere Vorwürfe stehen im Raum

Mit Boateng nahm der LASK einen Spieler unter Vertrag, gegen den es auch noch in einem weiteren, tragischen Fall Vorwürfe gibt. Der „Spiegel“ hat unter dem Titel „Die Akte Kasia Lenhardt“ sogar einen fünfteiligen Podcast über seine Recherchen veröffentlicht.

Lenhardt, die Ex-Freundin von Jérôme Boateng, nahm sich im Februar 2021 das Leben. Auch in dieser Causa  ermittelt(e) die Staatsanwaltschaft München gegen Boateng wegen Körperverletzung. Zu einer Anklage ist es zumindest bisher jedoch nicht gekommen und es gilt selbstredend die Unschuldsvermutung.

Sportlich auf dem absteigenden Ast

Fakt ist jedoch, dass der FC Bayern München im Herbst des Vorjahres von einer Verpflichtung von Boateng Abstand nahm. Den deutschen Fußball-Rekordmeister plagten damals in der Defensive Verletzungssorgen und Boateng trainierte auch einige Tage mit. Viele Fans der Bayern demonstrierten damals lautstark gegen eine Verpflichtung.

Fakt ist auch, dass der LASK mit Boateng einen Spieler unter Vertrag nahm, dessen Karriere mit dem ablösefreien Abgang vom FC Bayern am 1. September 2021 zu Olympique Lyon ins Stocken geraten ist. Für die Franzosen absolvierte Boateng, teilweise auch von Verletzungen gebremst, lediglich 35 (von 89 möglichen) Matches in zwei Saisonen.

„Außergewöhnlicher Charakter“

Im Herbst 2023 war Boateng dann wie erwähnt vereinslos, ehe er am 2. Februar 2024 beim späteren italienischen Absteiger Salernitana anheuerte. Dort absolvierte der Verteidiger, der im September 36 wird, lediglich sieben von 16 Matches  – kein einziges davon über 90 Minuten.

Siegmund Gruber, CEO des LASK, attestiert Boateng jedenfalls in einer Klubaussendung einen „außergewöhnlichen Charakter“. Ob dieser noch in der Lage ist, auf dem grünen Rasen für Schlagzeilen zu sorgen, bleibt abzuwarten. Nicht auszuschließen aber, dass seine „Matches“ vor Gericht für deutlich mehr Aufsehen sorgen werden.

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