Kommentar zum Krieg in der Ukraine.
Weil seine mörderische Invasion in der Ukraine nicht so blitzkriegsmäßig vorankommt, präsentierte Wladimir Putin im Telefonat mit dem deutschen Kanzler Scholz ein neues Narrativ: Seine Klage über die mangelnde Kompromissbereitschaft Kiews soll im Westen die Täter-Opfer-Umkehr vorantreiben.
Demnach scheitern Putins pazifistische Offensiven nur an Selenskyj, diesem Kriegstreiber am Gängelband des Kriegstreibers Biden.
So absurd dieses Narrativ auch sein mag, ist nicht auszuschließen, dass Putins kommunikationsstrategischer Schachzug auf fruchtbaren Boden fällt. Schon jetzt rufen ja nicht nur auf Geostrategen umgeschulte Coronaschwurbler, sondern auch mutmaßlich g’scheite Leute wie der Philosoph Richard David Precht nach Selenskyjs Kapitulation.
Die Ukraine solle neutral wie Österreich werden und auf die Krim sowie das Donbass-Gebiet verzichten. Klingt einfach, klingt gut. Gerade in österreichischen Ohren. Der feine Unterschied: Österreich wurde 1945 nicht überfallen, sondern als Opfer, das auch Täter war, befreit.
Die Ukraine dagegen ist nur in der Diktion Putins und seiner Trolle ein der Entnazifizierung harrendes Täterland. Dennoch: Je mehr wir im Westen die Kriegsfolgen spüren, desto schwieriger wird ein harter Kurs gegen Russland durchzuhalten sein und desto lauter wird gefragt: Soll uns die Ukraine drei, vier Euro für den Liter Sprit wert sein?