Musikalischer Sieg über die Pandemie

Rolando Villazon führte die digitale Mozartwoche zum Erfolg

Bereiteten dem Publikum ein Fest: Cecilia Bartoli und die Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim.
Bereiteten dem Publikum ein Fest: Cecilia Bartoli und die Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim. © Wolfgang Lienbacher

Zehn Konzerte in fünf Tagen (27. bis 31. Jänner) von hochkarätigen Künstlern fuhren einen großen Erfolg in Salzburg ein, bei dem ein Ereignis das andere jagte.

Keine leichte Aufgabe für Intendant Rolando Villazon, der die mühsame Zusammenstellung des Programms aus dem Riesenoeuvre Mozarts zum Gelingen brachte. Möglichst alle Genres wurden berücksichtigt, nach denen die Interpreten für ein Engagement zu gewinnen waren.

Vielfältig und mit vielen Höhepunkten

Grenzenlose Bewunderung schlug ihnen allen entgegen für ihren von der fehlenden Livepräsenz des Publikums unberührten Einsatz, wenn sie nach jedem Werk stumm die Pulte verließen. Buhrufe nach einer Aufführung mögen schlimmer sein als kein Applaus aus dem Auditorium, den man sich höchstens leise aus dem eigenen Kreis spendete. International gefragte Starmusiker sind etwas anderes gewohnt.

Das Fest begann gleich mit den Wiener Philharmonikern, deren Mitglieder im Quartett mit Streichern und Flöte sowie einem Quintett mit Klarinette den ersten Kammermusikgenuss bereiteten.

Freilich zeichneten die Wiener Philharmoniker das Mozartfest auch aus, indem sie unter Maestro Daniel Barenboim eine formal wie musikalisch ausgewogene „Prager Sinfonie“ im Finalkonzert musizierten und der Pultstar im c-Moll-Klavierkonzert KV 491 seine pianistische Meisterschaft demonstrierte; an seiner Seite die gefeierte Mezzosopranistin Cecilia Bartoli mit Arien. Barenboim widmete sich zudem mit Grande Dame Martha Argerich als langjähriger Duopartnerin vierhändigen Klavierstücken.

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Das vielfältige Mozart-Programm sollte noch weitere Highlights bescheren, sofern nicht die Welturaufführung von Mozart am Festbeginn schon mehr als überraschte.

Zwei beeindruckende Dirigentinnen

Besonderen Eindruck hinterließen zwei Dirigentinnen, die in ihren Aufgaben in der Männerdomäne ihres Fachs vollends aufgingen: die Kanadierin Keri-Lynn Wilson am Pult des Mozarteumorchesters Salzburg und Giedré Slekyté aus Litauen, die mit der Camerata Salzburg Mozarts „Pariser Sinfonie“ KV 297 und die Sinfonia concertante KV 364, 1778 und 1779 entstanden, in geradliniger Manier der barocken Haltung servierte. Am selben Programm standen auch die „Exultate jubilate“-Motette, leider ohne Orgelbegleitung, koloraturfirm gesungen von Regula Mühlemann, die derzeit als Blonde in der „Entführung“ auf der Bühne steht.

Eine Mozartiade gab einen ausgiebigen Einblick in Mozarts Liedschaffen, das sonst selten so kompakt erklingt, und bereicherte durch Sylvia Schwartz (Sopran), Magdalena Kozevá (Mezzosopran) und Mauro Peter (Tenor), begleitet von Elena Bashkirova, das Streaming-Festival. Zur weiteren Komplettierung durfte auch der Briefschreiber Mozart zu Wort kommen.

Adele Neuhauser las mit der überlegenen Diktion ihrer Schauspielkunst meist aus Schreiben an Schwester Maria Anna, bekanntlich gar nicht immer so fein formuliert, wenn er sich von ihr mit „scheiß ins Bett, dass kracht“ verabschiedete. Die musikalische Umrahmung mit Sonaten besorgten hier Marie Hauzel an Mozarts originalem Hammerklavier und auf Mozarts „Costa“-Violine Emmanuel Tjeknavorian.

Mozart in Salzburg, das hat schon Vorrang. „Mozart lebt“ und war dank technischer Hilfe daheim zu erleben in einem einzigartigen Fest, das seinen Universalgeist als Musico drammatico in seinem Werk spürbar machte.