Die börsennotierte Oberbank mit Sitz in Linz hat im Geschäftsjahr 2020 weniger verdient. Belastet wurde das Ergebnis vor allem von einem negativen At-Equity-Beteiligungsergebnis, gestiegenen Risikokosten, geringeren Bewertungen von Finanzanlagen sowie einem höheren Beitrag zur Einlagensicherung. Unterm Strich blieb bei der Bank ein Gewinn nach Steuern von 123,5 Mio. Euro übrig, das entspricht einem Minus zum Vorjahr von 42,8 Prozent, teilte die Bank am Montag mit.
Für das laufende Jahr ist Bankchef Franz Gasselsberger aber bereits wieder zuversichtlich, vor allem was die Konjunktur angeht. Natürlich sei die weitere Entwicklung maßgeblich vom Fortschritt bei den Corona-Impfungen abhängig, weshalb präzise Prognosen weiterhin schwierig seien. Das produzierende Gewerbe und die Bauwirtschaft hätten aber in den vergangenen Monaten wieder deutlich an Schwung gewonnen, der internationale Konjunkturaufschwung helfe der heimischen Exportwirtschaft, und auch der Rückstau beim privaten Konsum werde sich heuer auflösen, sagte Gasselsberger.
Das nächste große Thema werde die Inflation sein. Diese könnte in den nächsten zwei Jahren in der Spitze auf bis zu drei Prozent ansteigen, meint der Bankchef. Ein Grund dafür sei, dass die Lager derzeit leer seien. „Jeder nimmt an Material, was er kriegen kann“, so Gasselsberger. Das könne zu kurzfristigen Überhitzungstendenzen führen, mittelfristig sollte sich die Lage aber wieder normalisieren.
Bei den Insolvenzen rechnet Gasselsberger für heuer zwar mit einem Zuwachs von bis zu 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019, dem „letzten Normaljahr“, so der Bankchef. Die Risikosituation für die Oberbank sei jedoch nach wie vor günstig, man habe derzeit kaum noch gestundetes Geschäft. „Von einem Insolvenztsunami kann ich bei Gott nicht sprechen“, so Gasselsberger.
Steigende Risikovorsorgen lasteten 2020 allerdings auf dem Gewinn, sie wuchsen auf 41,8 Mio. Euro an, von 12,2 Mio. Euro im Jahr 2019. Die Quote der notleidenden Kredite (non-performing loans/NPL) lag Ende 2020 bei 2,05 Prozent. Weiters fielen für die Causa Commerzialbank 5 Mio. Euro an zusätzlichen Kosten für die Einlagensicherung an.
Daneben drückte ein negatives At-Equity Beteiligungsergebnis den Überschuss. Das Beteiligungsergebnis wurde von der Ergebnis- und Unternehmenswertentwicklung der voestalpine belastet und fiel mit minus 8 Mio. Euro negativ aus. Die Oberbank habe von der voest ein negatives Ergebnis von 35 Mio. Euro übernommen, so Gasselsberger. Die positiven Ergebnisse der zwei Schwesterbanken (Bank für Kärnten und Steiermark/BKS und Bank für Tirol und Vorarlberg/BTV) konnten dies nicht kompensieren. Im Jahr 2019 lag das Beteiligungsergebnis bei plus 29,7 Mio. Euro.
Operativ blieb das Geschäft indessen stabil. Das Provisionsergebnis legte um 4,7 Prozent auf 170,7 Mio. Euro zu, das Zinsergebnis ging dagegen um 2,6 Prozent auf 336,9 Mio. Euro zurück. Auch das Kreditvolumen stieg um 4,2 Prozent auf 17,3 Mrd. Euro an. Das Volumen der neu vergebenen Privatfinanzierungen habe mit 1,1 Mrd. erstmals die Marke von 1,0 Mrd. Euro überschritten, so die Bank. Größter Treiber seien hier die Wohnbaufinanzierungen (plus 9,1 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro) gewesen. Das Firmenkreditvolumen sei ebenfalls von Immobilienkrediten, aber auch von Überbrückungsfinanzierungen und der Investitionsprämie angekurbelt worden. Das Kommerzkundengeschäft stieg um 3,5 Prozent auf 13,6 Mrd. Euro an.
Die Kapitalausstattung verbesserte sich ebenfalls. Das Eigenkapital stieg um 2,6 Prozent auf 3,0 Mrd. Euro, die harte Kernkapitalquote lag bei 18,17 Prozent (Ende 2019: 17,92 Prozent).
Für die Aktionäre soll es eine unbedingte Dividende von 0,58 Euro je Titel geben und zusätzlich eine bedingte Dividende von 0,17 Euro, die ausbezahlt werden soll, wenn die Empfehlung der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Beschränkung der Dividende nicht mehr aufrecht ist. Die Aktionäre müssen dem Vorschlag bei der Hauptversammlung am 11. Mai noch zustimmen.
Den Filialausbau will die Bank auch heuer weitertreiben. So sollen eine neue Zweigstelle in Potsdam (Brandenburg) und zwei in der Slowakei (Tatabánya und Jindrichuv Hradec) eröffnet werden. Wichtigster Expansionsmarkt sei nach wie vor Deutschland. „Dort sind die Banken massiv im Umbruch“, so Gasselsberger. Zudem gebe es dort entsprechendes Personal und Marktpotenzial.
Im Streit mit der UniCredit warte man weiterhin auf das Urteil des Obersten Gerichtshofes, bisherige Urteile in darunterliegenden Instanzen seien aber in einer Vielzahl zugunsten der Oberbank entschieden worden, sagte der Bank-CEO. „Ich bin optimistisch und zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, die Unabhängigkeit der 3-Banken erfolgreich zu verteidigen.“