Oö. Regisseur Friedrich Moser ist für Regulierung sozialer Medien

Oö. Filmemacher Friedrich Moser dreht mit Hilfe von George Clooney Doku über Fake News & Co.

Der oberösterreichische Filmemacher Friedrich Moser dreht immer wieder in den USA.
Der oberösterreichische Filmemacher Friedrich Moser dreht immer wieder in den USA. © blue + green Communication

„Er hat mir gesagt, dass er viele Vorschläge kriege, aber bei den meisten sage er ab.“ Bei Friedrich Moser hat George Clooney aber nicht abgesagt, sondern sich bereits erklärt, den neuesten Film des Oberösterreichers zu unterstützen und zwar als Executive Producer.

Der gibt primär seinen Namen für die Produktion her und unterstützt und beteiligt sich an der Pressearbeit, wenn der Film ins Kino kommt. „Das Projekt muss passen, das muss Top-Niveau haben“, sagt der aus Desselbrunn stammende Moser im Gespräch mit dem VOLKSBLATT.

Der Kampf gegen Fake News und Verschwörungen

Friedrich Moser hat sich gerade ein paar Tage erholt von den Dreharbeiten in den USA zu „How to Build a Truth Engine“, im Dezember wird weitergedreht. Im Jänner 2020 begannen die Arbeiten an der Kinodokumentation, die sich mit investigativen Journalismus und dem Kampf gegen Fake News und Verschwörungen auseinandersetzt.

„Im Februar 2020 haben wir bei der New York Times gedreht. Damals haben wir schon angefangen, Corona zu covern. Es war uns aber noch nicht bewusst, wie sehr uns das im Westen betreffen wird. Damals eine chinesische Geschichte und über Desinformation aus China.“

Desinformation — eines der Schlagworte unserer Zeit und ein großes Thema in Mosers Film. „Freunde aus der IT-Branche haben mir schon 2018 erzählt, dass sie an Projekten arbeiten zum Thema Desinformation“, berichtet Moser. Das habe den Boden für seinen Film bereitet. Seit langem bekannt ist Moser auch mit Christoph Köttl, der ursprünglich aus Schwanenstadt stammt und nun bei der New York Times arbeitet.

„Dort habe ich gesehen, wie der Journalismus der Zukunft ausschauen wird.“ Und da werde, so Moser, viel auf Technologie gesetzt. „Die machen Satelitenbilder-Auswertung, Big-Data-Analysen. Mit allen technologischen Raffinessen. Die sind heute für kleinere Zeitungen noch zu teuer, aber in fünf bis zehn Jahren wird das der Standard für Journalismus sein.“

Grund für diese aufwendige Vorgehensweise ist die „Konkurrenz“ der Sozialen Medien. Hier werden scheinbare Fakten in unglaublicher Geschwindigkeit verbreitet. Überprüfung? Fehlanzeige!

Soziale Medien umgehen den traditionellen Journalismus

„Soziale Medien umgehen den traditionellen Journalismus. Der ist geregelt und dem sind gesetzlich bestimmte Verpflichtungen auferlegt. Und diese Verpflichtungen haben die Sozialen Meiden überhaupt nicht“, erklärt der Filmemacher: „Deswegen breitet sich diese Desinformationen auch so schnell aus. Die traditionellen Medien brauchen Zeit, um Sachen zu verifizieren. Sie haben den Anspruch, journalistisch sauber zu arbeiten.“

Bei den Sozialen Medien falle dies komplett weg. Desinformation und Tratsch habe es immer schon gegeben, stellt Moser klar. „Aber die gezielte Instrumentalisierung, und das ganze in eine Waffe umzuwandeln, das ist neu. Das kannte man bisher nur von den Propagandaapparaten der Nazis und Sowjets.“ Heute sei es sehr schwierig nachzuvollziehen, woher eine Falschmeldung kommt.

Wie kann man über all den Falschmeldungen, die unaufhaltsam kursieren, nicht den Optimismus verlieren? Wie können traditionelle Medien den Geschwindigkeitsvorsprung, den Soziale Medien haben, je einholen? „Ganz klar, indem Soziale Medien als Medien betrachtet, geregelt und reguliert werden“, sagt Friedrich Moser. „Genauso wie Zeitungen, Fernsehen, Radio reguliert sind. Es müssen die gleichen Regeln für alle gelten. Da führt kein Weg daran vorbei. Und Soziale Medien müssen endlich Steuern zahlen.“

Inzwischen wisse man — auch dank Whistleblower wie Frances Haugen —, dass die Algorithmen der Sozialen Medien die Verbreitung von Falschmeldungen begünstigen, erläutert Moser. „Facebook weiß das. Und warum? Weil die Leute deshalb länger auf der Seite bleiben und man ihnen mehr Werbung reindrücken kann. Es geht dabei nur ums Geld!“ Dazu komme, dass klassische Medien werbemäßig ausgehungert worden seien, so Moser.

Das ganze Werbegeld ging zu Google und Facebook, weil dort zielgerichtet auf die einzelne Person zugeschnittene Werbung gemacht werden kann. „Für die Werbetreibenden ist das gut, für uns Konsumenten nicht. Es werden Persönlichkeitsanalysen gemacht und es werden unserer Schwächen erkannt.“

„Ich will für den Film auch jemand Großen dabeihaben“

Und wie kam der Filmemacher nun an die Hollywood-Größe Clooney? Für den Start in den USA konnte Moser für seinen Film „A good American“ 2015 Oliver Stone an Bord holen. „Ich habe damals gesehen, was für eine massive Erleichterung es ist, den Film mit einem bekannten Namen am Markt zu platzieren. Ich wusste, ich will für diesen Film auch jemand Großen dabeihaben.“

Und George Clooney stand aus zwei Gründen ganz oben auf der Liste des Oberösterreichers: „Sein Vater ist Journalist. Der war News-Anchor bei einem US-Sender. Und George Clooney hat selber Journalismus studiert.“ Dazu kommt, dass der Hollywod-Star ein Projekt an der Universität Havard ins Leben gerufen hat, bei dem Satellitenbilder ausgewertet werden, um Kriegsverbrechen im Sudan zu dokumentieren. Gemeinsam mit seiner Frau Amal habe Clooney sich erste Szenen von Friedrich Mosers Doku angesehen. „Das hat ihnen recht getaugt.“ Dann habe er zugesagt.

Der Endpunkt war der Sturm aufs Kapitol

„Mit dem 6. Jänner haben wir gewusst, das ist der Endpunkt des Films, weil das ist, was herauskommt, wenn man dieser Desinformation freien Lauf lässt“, erzählt Moser vom Sturm auf das Kapitol in Washington. „Und das war nur ein Vorspiel. Davon bin ich überzeugt.“

Mit einem anderen Regisseur aus Oberösterreich arbeitet Moser derzeit am Filmprojekt „Tag X“. „Wir schauen uns an, wie es mit diesen bewaffneten Milizen weitergeht. Rechte Netzwerke, die global organisiert sind und den Umsturz der Demokratien betreiben. Das kann schlimm ausgehen.“

„Dann sind Lug und Trug die Tore geöffnet“

Im Herbst 2022 soll „How to Build a Truth Engine“ins Kino kommen. Gleichzeitig mit dem Start wolle man, so Moser, über die Arbeit klassischer Medien aufklären. „Wir wollen etwa den Unterschied klarstellen, was eine Meldung im Volksblatt ist gegenüber einer Meldung, die irgendwo in Facebook herumgeistert. Denn wenn wir die traditionellen Medien verlieren, und viele nagen am Hungertuch, werden wir die Demokratie verlieren. Davon bin ich überzeugt. Dann sind Lug und Trug die Tore geöffnet.“

Von Mariella Moshammer