Bewaffnete in Pakistan stoppen Autos und töten zig Insassen

In Pakistan haben bewaffnete Separatisten laut Behörden Dutzende Menschen getötet. Nach offiziellen Angaben vom Montag wurden bei „mehreren koordinierten Angriffen“ der „Terroristen“ der Balochistan Liberation Army (BLA) mindestens 51 Menschen getötet. Die Behörden berichteten von mindestens drei Angriffen in drei Bezirken der von Kämpfen zwischen Milizen und Sicherheitskräften geprägten Provinz im Südwesten des Landes.

Rund 35 Fahrzeuge seien in Brand gesteckt worden. „Diese Angriffe sind ein wohlüberlegter Plan, Anarchie in Pakistan zu schaffen“, erklärte Innenminister Mohsin Naqvi. Zwölf Separatisten seien nach den Angriffen von Sicherheitskräften getötet worden.

Die BLA erklärte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP verantwortlich für nächtliche Angriffe auf „Schnellstraßen in Balochistan“. Dabei seien ausschließlich Vertreter der Sicherheitskräfte angegriffen worden.

Die Armee gab bekannt, dass zehn Soldaten unter den Todesopfern seien. Regierungschef Shehbaz Sharif kündigte an, Sicherheitskräfte würden Vergeltung üben und die Verantwortlichen vor Gericht stellen.

Bei einem der Angriffe im Distrikt Musakhail hielten mehr als 30 Bewaffnete 22 Busse, Lastwagen und Kleinbusse auf einer Schnellstraße an, die Belutschistan mit der Provinz Punjab verbindet, wie ein hochrangiger Beamter mitteilte. In beide Richtungen fahrende Fahrzeuge seien von den Bewaffneten untersucht, Menschen aus Punjab identifiziert und erschossen worden, erläuterte er. 23 Menschen seien dort getötet worden.

Im Distrikt Bolan sprengten Milizen laut einem hochrangigen Beamten eine Eisenbahnbrücke, die Belutschistan mit Punjab und Sindh verbindet. In der Umgebung der Brücke wurden demnach sechs Leichen geborgen.

Im Distrikt Kalat wurden einem Behördensprecher zufolge mindestens zehn Menschen getötet, darunter vier Mitglieder einer para-militärischen Einheit und ein Polizist. Ein Angehöriger der para-militärischen Gruppe Levies, die die Polizei unterstützt, berichtete, Bewaffnete hätten ein Hotel gestürmt und einen älteren Mann angegriffen, der Verbindungen zu Sicherheitskräften gehabt haben soll.

Die Provinz Balochistan liegt im Südwesten Pakistans an der Grenze zu Afghanistan und dem Iran und ist die instabilste Provinz des Landes. Sie ist flächenmäßig größte Provinz Pakistans, aber die am dünnsten besiedelte und von großer Armut geprägt. In ihr kämpfen seit Jahrzehnten Separatistengruppen gegen die Sicherheitskräfte. Auch Islamistengruppen wie die pakistanischen Taliban sind dort aktiv.

Die BLA ist die aktivste bewaffnete Separatistenbewegung in der rohstoffreichen Region. Die Miliz verstärkte in den vergangenen Jahren ihre Angriffe auf Pakistanis aus benachbarten Provinzen, die in Balochistan arbeiten – sowie auf ausländische Energiefirmen, denen sie vorwirft, die Ressourcen auszubeuten. Immer wieder werden dabei Punjabis angegriffen. Die bevölkerungsstärkste ethnische Gruppe in Pakistan dominiert nach Auffassung der BLA auch das Militär, das die Miliz bekämpft.

In der Vergangenheit haben in Balochistan Separatisten auch chinesische Interessen und Bürger in der Provinz angegriffen. Dort betreibt China den strategischen Tiefseehafen Gwadar sowie eine Gold- und Kupfermine. Sie strebt eine Vertreibung Chinas sowie die Unabhängigkeit der Provinz an.

In Balochistan wurden dem Pakistanischen Institut für Konflikt- und Sicherheitsstudien zufolge im vergangenen Jahr 151 Zivilisten und 114 Vertreter der Sicherheitskräfte bei Milizenangriffen getötet. Die Angriffe bewaffneter Gruppen in Pakistan sind seit der erneuten Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 im angrenzenden Afghanistan häufiger geworden.

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