Eine Wahlspenden-Gala der Demokraten für US-Präsident Joe Biden in New York brachte Donnerstagabend nach Angaben der Veranstalter mehr als 25 Millionen Dollar (23,12 Mio. Euro) für Bidens Wiederwahlkampagne ein. Gestört wurde die Veranstaltung zeitweise von Demonstranten, die ihre Kritik an Bidens Israel-Politik lautstark kundtaten.
Auf der Bühne hatten sich Biden sowie seine Vorgänger Barack Obama und Bill Clinton zu einer Diskussion zusammengefunden, die von „The Late Show“-Moderator Stephen Colbert moderiert wurde. Die Eintrittskarten für die Veranstaltung kosteten einem mit der Gala vertrauten Demokraten zufolge zwischen 250.000 und einer halben Million Dollar. Kleinspender konnten 25 Dollar zahlen, um bei einer separaten virtuellen Veranstaltung mit Obama, Biden und Clinton dabei zu sein.
Etwa 5.000 Gäste nahmen an der Gala in der Radio City Music Hall teil. Auf der Veranstaltung traten unter anderem die Musiker Queen Latifah, Lizzo, Ben Platt, Cynthia Erivo und Lea Michele auf. Einige Gäste ließen sich von der Star-Fotografin Annie Leibovitz mit den drei Präsidenten fotografieren. Die Gala wurde nicht im Fernsehen übertragen, aber die Veranstalter planen, einzelne Videoclips in den sozialen Medien zu veröffentlichen.
Die Demokraten hatten im Vorfeld die Symbolik des Treffens der drei Staatsoberhäupter betont. Obama und Clinton unterstützen Biden und seine Politik, sagte Präsidialamtssprecherin Karine Jean-Pierre am Mittwoch. „Wir verstehen, wie wichtig es ist, dass die drei zusammenkommen.“
Bidens Wahlkampfteam wurde in einer Erklärung deutlicher. „Die Zahlen lügen nicht: Die heutige Veranstaltung ist eine massive Machtdemonstration und zeigt das Momentum hinter der Wiederwahl von Biden und Harris“, hieß es unter Verweis auch auf Vizepräsidentin Kamala Harris. Die Wahlspenden-Gala in New York soll nach dem Willen der Demokraten die erfolgreichste der US-Geschichte werden.
Experten verwiesen auf die Beliebtheit von Obama besonders bei jüngeren Wählern. Diese Zielgruppe könnte nicht nur wegen Bidens Alter von 81 Jahren mit dem Amtsinhaber fremdeln. Viele sind wütend und enttäuscht über seine als einseitig empfundene Unterstützung für Israel im Gazakrieg. Ungeachtet der für europäische Verhältnisse hohen Summen könnten die Spenden selbst sich am Ende als nicht entscheidend für die Wahl Anfang November erweisen.
Zwar hat Biden bisher deutlich mehr Geld eingesammelt als Trump. Dies war jedoch auch der Fall bei der Abstimmung 2016, als Hillary Clinton 769,9 Millionen Dollar zusammenbrachte und damit deutlich mehr als Trump mit 433,4 Millionen. Dieser gewann jedoch die Wahl. Biden und Trump liegen Umfragen zufolge gegenwärtig faktisch gleichauf.
Demonstranten stören Talk mit Zwischenrufen
Während des Gesprächs erhoben sich immer wieder Demonstranten, um die Diskussion zu unterbrechen und auf Bidens Unterstützung Israels im Krieg im Gazastreifen anzuspielen. „Schäm dich, Joe Biden!“, rief einer der Demonstranten. Obama und Clinton erklärten daraufhin, dass ein Präsident in der Lage sein müsse, Israel zu unterstützen und gleichzeitig dafür zu kämpfen, dass die Palästinenser mehr Zugang zu Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und einen zukünftigen Staat erhalten.
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama erklärte, der Job des Präsidenten sei manchmal ein „einsamer Platz“. „Eine der Realitäten der Präsidentschaft ist, dass es in der Welt viel Freude und Schönheit gibt, aber auch viel Tragik und Grausamkeit“, sagte Obama. Die Menschen würden verständlicherweise oft eine gewisse Klarheit in Bezug auf die Art und Weise, wie solche Entscheidungen getroffen werden, wollen. „Aber ein Präsident hat diesen Luxus nicht“, fügte er hinzu.
Als ein Demonstrant Obama unterbrach, schlug der ehemalige Präsident direkt zurück: „Man kann nicht einfach nur reden und nicht zuhören… Das ist das, was die andere Seite tut.“ Vor der Veranstaltung fuhr die Autokolonne der drei Politiker an Hunderten von Demonstranten vorbei, die gegen Israels Krieg mit der Hamas im Gazastreifen demonstrierten.