Biden schwört US-Demokraten bei Parteitag auf Harris ein

US-Präsident Joe Biden hat die Demokratische Partei nach seinem Ausstieg aus dem Wahlkampf auf die neue Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris eingeschworen. „Seid ihr bereit, Kamala Harris und Tim Walz zu wählen?“, rief Biden beim Parteitag der Demokraten am späten Montagabend (Ortszeit) in Chicago den Tausenden Delegierten zu. „Seid ihr bereit, für Freiheit zu stimmen?“ Er betonte: „Die besten Tage liegen nicht hinter uns, sondern vor uns.“

Seine Rede wurde immer wieder von Jubel unterbrochen. Biden war im Juli aus dem Rennen um eine zweite Amtszeit ausgestiegen. Der Demokrat war wegen seines Alters und Zweifeln an seiner mentalen Fitness in der eigenen Partei massiv unter Druck geraten. Harris rückte nach und konnte in kurzer Zeit die Partei hinter sich versammeln. Walz ist ihr Vizepräsidentschaftskandidat.

Zuvor trat Harris überraschend auf dem Parteitag auf. Die US-Vizepräsidentin nutzte die Gelegenheit, um die Delegierten auf den bevorstehenden Wahlkampf gegen ihren republikanischen Rivalen Donald Trump einzuschwören. „Lasst uns für die Ideale kämpfen, die uns am Herzen liegen, und lasst uns immer daran denken, wenn wir kämpfen, werden wir gewinnen“, rief Harris unter tosendem Applaus.

Mit ihrem Überraschungsauftritt setzte Harris zum Auftakt des viertägigen Parteitags in Chicago ein Zeichen für den Zusammenhalt der Partei und die Entschlossenheit, im Kampf um das Weiße Haus alle Kräfte zu mobilisieren. Ihr kurzer Auftritt war ursprünglich nicht geplant.

Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton sieht unterdessen die Nominierung von Harris als wegweisenden Schritt für das Land. Amerika sei kurz davor, die höchste und härteste gläserne Decke zu durchbrechen, sagte Clinton, die 2016 selbst als Präsidentschaftskandidatin angetreten war, beim Parteitag. „Wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte Amerikas“, sagte die 76-Jährige unter großem Jubel. „Die Zukunft ist hier.“

Harris will die erste Präsidentin der US-Geschichte werden. Hillary Clinton war 2016 die erste Präsidentschaftskandidatin einer der großen Parteien in den USA gewesen. Sie hatte damals Geschichte schreiben und als erste Frau auf den Chefsessel im Weißen Haus aufrücken wollen. Sie unterlag damals jedoch ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump, gegen den auch Harris nun im November antreten wird.

Clinton sagte über Trump: „Er macht sich über ihren Namen und ihr Lachen lustig – kommt mir bekannt vor.“ Sie argumentierte, der Kontrast der beiden Kandidaten könnte kaum größer sein. „Kamala kümmert sich um Kinder, Familien und Amerika. Donald kümmert sich nur um sich selbst.“ Harris kämpfe für die Menschen im Land. „Ich kenne ihr Herz und ihre Integrität.“

Die Ehefrau des Ex-US-Präsidenten Bill Clinton war von 1993 bis 2001 First Lady der Vereinigten Staaten. Später war sie Senatorin und Außenministerin unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama.

Zuvor bestätigten die US-Demokraten bei ihrem Parteitag Walz als Vizepräsidentschaftskandidaten für die Wahl im November. Die mehreren Tausend Delegierten stimmten in einem rein zeremoniellen Votum für den Gouverneur des Bundesstaates Minnesota als sogenannten Running Mate für Harris. Die beiden waren bereits vor dem Parteitag per Online-Abstimmung offiziell nominiert worden.

Die Partei hatte die Kandidatenkür vorgezogen und digital abgewickelt – wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einem Bundesstaat. Das Abstimmungsprozedere in Chicago ist deshalb rein symbolischer Natur. Für Harris ist laut Partei in der Nacht auf Mittwoch mitteleuropäischer Zeit ein solches zeremonielles Votum vorgesehen.

Walz soll in der Nacht auf Donnerstag eine große Rede beim Parteitag halten, Harris in der Nacht auf Freitag. Der Auftritt der 59-Jährigen ist das große Finale der viertägigen Versammlung, die vor allem dazu dienen soll, das neue Duo zu zelebrieren und ihnen Schwung für den weiteren Wahlkampf zu geben.

Der Parteitag der US-Demokraten in Chicago wurde von großen propalästinensischen Demonstrationen begleitet. Mehrere tausend Menschen schlossen sich am Montagnachmittag einem Protestzug zum Veranstaltungsort an, wo am Abend (Ortszeit) das Hauptprogramm des viertägigen Treffens startete. Der Protest richtete sich in erster Linie gegen das Vorgehen des israelischen Militärs im Gazastreifen und die militärische Unterstützung der USA für Israel.

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