Bei israelischen Angriffen im Südosten des Libanons hat es dortigen Behördenangaben zufolge mehrere Tote gegeben. In dem Ort Sohmor seien mindestens elf Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht. Israel griff indes weiter im Osten des Libanons an, darunter auch in der antiken Stadt Baalbek.
Israels Luftwaffe bombardiere die Stadt und Dörfer in der Umgebung, berichteten Augenzeugen. Dabei seien auch Gegenden angegriffen worden, in denen Israels Armee die Bewohner nicht zur Evakuierung aufgefordert hätte. Anrainer sagten, es seien etwa die Dörfer Duris und Budai angegriffen worden. In Baalbek seien Erschütterungen zu spüren und laute Explosionen zu hören gewesen.
Israels Armee teilte auf Anfrage mit, sie könne Angriffe auf die Stadt Baalbek nicht bestätigen. Sie prüfe die Berichte über die Angriffe auf die beiden nahegelegenen Dörfer Duris und Budai in der Bekaa-Ebene im Osten des Landes.
Das israelische Militär bestätigte zugleich, dass in der Bekaa-Ebene Treibstofflager der Hisbollah Ziel von Luftschlägen gewesen seien. Diese Lager befanden sich den Angaben nach innerhalb von Militäranlagen der Miliz. Der Treibstoff stamme aus dem Iran und sei unter anderem für Fahrzeuge der Hisbollah genutzt worden. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israel führt im Libanon Krieg gegen die proiranische Hisbollah-Miliz. Alle Bewohner Baalbeks – rund 80.000 Menschen – waren am Mittwoch zur Evakuierung aufgefordert worden. Viele Anrainer waren daraufhin geflohen. Bei den Angriffen im Libanon hatte Israels Luftwaffe Baalbek bisher weitgehend verschont.
Die Stadt auf etwa 1.000 Metern Höhe ist ein wichtiges Zentrum der Region und berühmt für seine römischen Ruinen, die zu den eindrucksvollsten der Antike zählen. Die Stadt und Umgebung gehören seit 1984 zum Unesco-Weltkulturerbe. Zur römischen Kaiserzeit wurden hier gewaltige Tempel errichtet.
Israelische Bodentruppen rückten indes auch weiter im Süden des Libanons vor. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete, israelische Streitkräfte versuchten, in den Ort Khiam (Chijam) einzudringen. Das israelische Militär greife in Khiam auch aus der Luft an. Truppen versuchten „unter schwerem Feuerschutz von Kampfflugzeugen, Drohnen und Artillerie“ in die Stadt einzudringen, meldete NNA. Die proiranische Hisbollah reklamierte mehrere Raketenangriffe auf israelische Soldaten in Khiam für sich.
Unterdessen gibt es offenbar vorsichtigen Optimismus bei den Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz. Am Donnerstag wird ein US-Gesandter in Israel erwartet. Vermittler Amos Hochstein werde bei Gesprächen mit israelischen Spitzenpolitikern versuchen, eine Vereinbarung über ein Ende des Krieges im Libanon zu erzielen, berichteten israelische Medien. Auch der Nahost-Koordinator des Weißen Hauses, Brett McGurk, solle an den Gesprächen beteiligt sein. Der Armeesender berichtete, nach Einschätzung israelischer Militärs könne eine Vereinbarung grundsätzlich „innerhalb von Tagen“ abgeschlossen werden. Vorherige Bemühungen waren allerdings gescheitert.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Dienstagabend nach Medienberichten dringende Beratungen über mögliche Auswege aus dem Krieg geführt. Israel fordert demnach einen Abzug der Hisbollah in das Gebiet nördlich des Litani-Flusses, wie es eine UN-Resolution vorsieht. Außerdem solle eine große Anzahl libanesischer Soldaten entlang der israelischen Grenze stationiert werden. Zudem fordere Israel einen „internationalen Überwachungs- und Durchsetzungsmechanismus“ mit Blick auf die Hisbollah-Präsenz.
Zwei Forderungen, die auf der anderen Seite für Unmut sorgen dürften, beziehen sich auf Handlungsfreiheit für Israel mit Blick auf künftige Bedrohungen im Libanon sowie Maßnahmen, die eine Wiederaufrüstung der Hisbollah verhindern solle.