Rotterdams Rolle in Energieversorgung

Hafen investiert kräftig, um ein LNG- und Wasserstoff-Hub für Europa zu werden

Rotterdam ist der größte Hafen Europas und liegt weltweit auf Rang elf. Die nackten Zahlen geben Aufschluss, wie groß der Hafen wirklich ist und welche Bedeutung er auch für (Ober-)Österreich hat.

Einst noch im Zentrum der Stadt gelegen, hat sich der Hafen in den letzten Jahrzehnten (mittlerweile auch durch Landgewinnung) massiv ausgedehnt. Der äußerste Punkt liegt schon über 40 Kilometer von der City entfernt, die Hafenfläche beträgt mittlerweile fast 125 km² und damit mehr, als das Stadtgebiet von Linz (96).

„Es wird schwieriger, aber es gibt Pläne für eine weitere Erweiterung“, verriet Howard Lamb, der Hafen-Vertreter für Österreich und Zentraleuropa, der oö. Delegation, die den Niederlanden letzte Woche einen Besuch abstattete.

Die Häfen „kämpfen wie verrückt gegeneinander“

Für Österreich liegt Rotterdam mit Warenlieferungen in von 2,3 Millionen Tonnen jährlich trotz der relativ großen Distanz immerhin auf Rang drei, geschlagen nur von Koper (7,1 Millionen Tonnen) und Hamburg (6,3 Mio.). „Wir kämpfen wirtschaftlich wie verrückt ge-geneinander“, räumte Lamb ein. Nur bei Themen wie Sicherheit oder Kampf dem Drogenschmuggel gebe es gemeinsame Interessen.

Der große Vorteil Rotterdams im Vergleich zu Konkurrenten wie Hamburg ist ein Tiefgang von bis zu 24 Metern. 60.000 Menschen sind im Hafen beschäftigt, insgesamt 320.000 Arbeitsplätze damit verbunden. Zum niederländischen BIP trägt der Hafen stolze sieben Prozent bei, die Umschlagsmenge an Waren betrugt 2021 riesige 469 Millionen Tonnen.

Stelzer: „Das zeigt, wohin die Reise geht“

2022 gab es zwar durch den Ukraine-Krieg einen kleinen Rückgang, dafür hat sich der Hafen zusätzliche Standbeine geschaffen: „Rotterdam wird ein LNG- und Wasserstoff-Hub für Europa“, so Lamb. Derzeit werden pro Jahr rund 9000 Trucks mit LNG befüllt, einige davon gehen auch nach Österreich.

„Diese beiden neuen Standbeine zeigen, wohin die Reise geht“, betonte Landeshauptmann Thomas Stelzer: „Wir wollen alle unabhängig werden von fossilen Energieträgern. Aber das wird erst dann gelingen, wenn wir klimaneutral sind.“ Was in Österreich 2040 der Fall sein soll.

Es braucht vorerst weiterhin Gas

„In der Zwischenzeit brauchen wir Gas. Und LNG-Terminals wie in Rotterdam haben dafür große Bedeutung“, erklärte Stelzer. Zudem könne der grüne Wasserstoff, der für die industrielle Produktion gebraucht werden wird, künftig nicht in Österreich und auch nicht in Europa in der Menge produziert werden, in der er benötigt wird. „Der wird aus dem arabischen und afrikanischen Raum kommen und dafür braucht es die Infrastruktur, dass er angeliefert und verteilt werden kann“, weiß Stelzer. Wie sie eben derzeit in Rotterdam entsteht. Diesbezüglich könne dann auch der Ennshafen als Andockstation eine Rolle spielen.

Von Roland Korntner
Der Autor nahm auf Einladung des Landes OÖ an der Delegationsreise teil.

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