Erneut UNO-Blauhelme im Libanon beschossen

Das israelische Militär hat am Freitag erneut einen Beobachtungsposten der UNO-Friedensmission UNIFIL bei deren Hauptquartier im südlibanesischen Naqoura beschossen. Mehrere Blauhelmsoldaten aus Sri Lanka sind laut Medienberichten dabei verletzt worden. UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Vorfall und bezeichnete ihn als „unerträglich“.

Die UNO-Blauhelme müssten beschützt und nicht beschossen werden, betonte Guterres am Rande eines ASEAN-Gipfels in Laos. Eine Eskalation des Nahost-Konflikts sei eine „ernste Gefahr für die globale Sicherheit“, es müsse alles dafür getan werden, um einen „totalen Krieg“ im Libanon zu vermeiden, forderte der UNO-Chef. Die UNO-Friedenstruppe äußerte sich zunächst nicht zu dem jüngsten Vorfall.

Einem Bericht der libanesischen Nachrichtenagentur ANI zufolge schoss ein israelischer Panzer auf einen der Wachtürme der UNO-Mission. Bereits am Donnerstag wurde ein Beobachtungsposten der UNO-Blauhelme von israelischen Truppen beschossen, zwei Indonesier wurden dabei leicht verletzt. Es waren die ersten Opfer in den Reihen der UNIFIL-Mission seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz vor rund einer Woche.

Die israelische Armee erklärte später, sie habe in der Nähe des UNIFIL-Stützpunktes, wo Kämpfer der Hisbollah-Miliz aktiv seien, Schüsse abgegeben. Im Vorfeld seien die UNO-Soldaten in dem Gebiet aufgefordert worden, sich an geschützten Orten aufzuhalten, erst dann das Feuer eröffnet worden.

Die UNO-Beobachtermission überwacht das Grenzgebiet seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10.000 UNO-Soldaten aus rund 50 Ländern beteiligt, darunter aktuell 175 Personen aus Österreich. Die Bundesheer-Soldatinnen und Soldaten sind vor allem für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und Fahren von und nach Beirut verantwortlich. Diese wurden allerdings angesichts der aktuellen Situation schon vor einiger Zeit eingeschränkt, erklärte Bundesheersprecher Michael Bauer auf APA-Anfrage. Ein Abzug sei derzeit „kein Thema“ und stehe nicht im Raum, betonte er.

Die deutsche Bundeswehr reduzierte ihr Kontingent in den vergangenen Wochen und Tagen und wolle es „kontinuierlich leicht abschmelzen lassen“, erklärte ein Sprecher. Den Beschuss verurteilte die Regierung in Berlin als „in keiner Weise akzeptabel und hinnehmbar“. Der Vorfall müsse genau aufgearbeitet werden.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich am Donnerstagabend via „X“ „extrem alarmiert“. „Das ist völlig inakzeptabel und muss sofort aufhören! Alle sind verpflichtet, die Sicherheit der Blauhelme zu jeder Zeit zu gewährleisten!“ Auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erklärte, dass man erneut zum Ausdruck gebracht habe, dass „alle dazu verpflichtet sind, keine UNO-Truppen in der Region zu gefährden“.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez forderte die internationale Gemeinschaft auf, keine Waffen mehr an Israel zu verkaufen. „Lassen Sie mich an dieser Stelle die Angriffe kritisieren und verurteilen, die die israelischen Streitkräfte auf die Mission der Vereinten Nationen im Libanon ausführen“, sagte Sánchez nach einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan. Spanien hat sich angesichts der Eskalation des Nahost-Konfliktes wiederholt kritisch gegenüber Israel geäußert.

Das libanesische Außenministerium warf Israel einen „absichtlichen und systematischen Beschuss der Blauhelmtruppe“ vor. Auch der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Najib Mikati verurteilte den Vorfall und teilte mit, mit US-Außenminister Antony Blinken über die Bemühungen um eine Waffenruhe im Libanon gesprochen zu haben.

Israels Militär beschuldigte die Schiiten-Miliz Hisbollah, Gegenden in der Nähe von Stützpunkten der Blauhelm-Mission für ihre Zwecke zu missbrauchen und legte der UNO-Mission eine Verlegung nahe.

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