Ärzte: Höchste Ausbildungs-Zufriedenheit in Oberösterreich

Top-Ausbildung, aber es besteht laut Umfrage noch Verbesserungsbedarf

Von März bis Mai 2023 erfolgte die bislang größte und professionellste Evaluierung der ärztlichen Ausbildung in Österreich, die von der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich durchgeführt wurde. „Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen, aber da geht noch mehr“, so Harald Mayer, Kurienobmann der angestellten Ärzte, die die Studie in Auftrag gegeben hat.

In puncto Ausbildungsqualität schnitt Oberösterreich sehr gut ab und landete mit der Note 4,61 im Gesamtschnitt auf Rang eins. Die Benotung folgt dem Schweizerischen System. Die Bestnote wäre eine 6 und nicht eine 1. Der Bereich zwischen 3,5 und 6 ist positiv, unter 3,5 wäre es ein „Nichtgenügend“. Auch die Rücklaufquote ist in OÖ über dem Bundesschnitt, die 54 Prozent liegen aber deutlich unter den Vergleichszahlen aus der Schweiz. Dort wurden 7 von 10 Fragebögen ausgefüllt.

Die Bewertung erfolgte zu insgesamt 90 Fragen in acht Themenfeldern: Globalbeurteilung der Ausbildungsstätte, Fachkompetenzen, Lernkultur, Führungskultur, Fehlerkultur, Entscheidungskultur, Betriebskultur sowie evidenzbasierte Medizin. Der Österreich-Durchschnitt liegt bei 4,49. Hinter Oberösterreich rangieren Steiermark (4,59), Burgenland (4,54), Salzburg, Niederösterreich (jeweils 4,50), Wien (4,47), Vorarlberg (4,42), Tirol (4,39) und Kärnten (4,34).

Leider sei es aber so, dass die Ausbildungsqualität stark variiert. Während kleine Einheiten mit intensiverer Betreuung im großen Ganzen besser bewertet werden als größere Einheiten, zeigt sich vor allem das Lehrpraxis-Modell, bei dem sich ein Lehrpraxisinhaber um einen Lehrpraktikanten kümmert, gut. Dieses 1:1-Teaching-Modell zeigt besonders seine Stärken. „Es bleibt viel mehr Zeit für persönliche Gespräche, Feedback und Fragen als auf einer Stelle, wo man nur eine oder einer von vielen ist“, erklärt Turnusärztevertreterin Cornelia Sitter.

Die Ausbildung für Allgemeinmedizin in den Spitälern müsse aber deutlich verbessert werden. „Hier besteht noch großer Bedarf“, so Sitter. Erfreut ist sie über die Erhöhung der Aufwandsentschädigung beim Klinisch-Praktischen Jahr (KPJ) in Oberösterreich von 650 auf 900 Euro: „Die Erhöhung zeigt dem medizinischen Nachwuchs, dass man ihn ernst nimmt und wertschätzt.“

Anfang der Woche wurden nun die Fragebögen für die heurige Studie ausgeschickt. „Eine objektive Evaluierung und die konsequente Weiterentwicklung der Ausbildungsqualität ist im gemeinsamen Interesse der Träger, der Klinik-Abteilungen und der Ärztekammer“, ergänzt Franz Harnoncourt, Vorsitzender der Geschäftsführung der OÖ Gesundheitsholding. Und er bittet die jungen Kollegen auch bei der Befragung teilzunehmen, wobei es um eine Evaluierung und Entwicklung und nicht um eine Benotung oder gar Bewertung gehe.

Denn offenbar gab es bei der Befragung zahlreiche Abteilungen, von denen nur sehr spärlich die Fragebögen zurückgeschickt wurden, aus manchen Abteilungen kam gar nichts oder nur zu einem geringen Prozentsatz. „Diese Abteilungen wird man sich in Zukunft natürlich genauer anschauen müssen, um zu erfahren, was da los ist und wo es da hakt. So etwas darf nicht mehr passieren“, so Mayer.

Sämtliche Daten der Ausbildungsevaluierung sind für jedes Bundesland und jede Abteilung bzw. Lehrpraxis auf der Homepage der Österreichischen Ärztekammer unter www.aerztekammer.at/ausbildungsevaluierung abrufbar.

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