In einem Krankenhaus in Oberösterreich wurde die ehrenamtliche Seelsorgerin vom Personal auf eine Frau aufmerksam gemacht. Diese hatte einige Tage zuvor ein Baby mit einer ausgeprägten Fehlstellung der Füße geboren. Das war in der Schwangerschaft noch nicht diagnostiziert worden und der Befund kam für die Familie wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Als die Seelsorgerin das Zimmer der Frau betrat und sich nach ihrem Befinden erkundigte, war deren erste Antwort „Ja, es geht mir jetzt schon wieder gut!“ Und wurde gleichzeitig von ihren Tränen überschwemmt. Dann begann sie zu erzählen: von ihrem Schreck, von dem langsamen Begreifen, dass plötzlich alles anders ist, als erwartet; von Vorwürfen, die sich die Frau selbst machte und von der schwierigen Entscheidung, die richtige Therapieform zu wählen.
Die Frau schüttete der Seelsorgerin im wahrsten Sinn des Wortes ihr Herz aus. Plötzlich war alles ganz anders. Das Zuhören der Seelsorgerin, der Zuspruch der Ärzte, die Aussicht einer für ihr Kind schmerzfreien Therapie waren für die Frau wichtig, um sich auf eine neue Lebenssituation einzustellen. Die Frau erfuhr, dass das Leben weitergeht und gut weitergeht – aber anders als vorgestellt.
Was hat diese Geschichte mit Ostern und Auferstehung zu tun? Mich erinnert diese Begebenheit im Krankenhaus an die Ostererzählung von Maria Magdalena (Joh 20, 11-18). Maria steht vor dem leeren Grab und weint um Jesus. Als Jesus ihr als Auferstandener begegnet, erkennt sie ihn aber nicht. Sie hält ihn für den Gärtner. Jesus redet nicht viel. Er hört ihr zu, als sie ihm ihr Herz ausschüttet, und sagt dann nur ein Wort – ihren Namen. Erst dann erkennt sie ihn.
Für mich heißt das: Auferstehung ist eine Erfahrung, die sich nicht nur dann ereignet, wenn die Sonne scheint und alles rundum perfekt ist. Es ist eine Erfahrung, die gerade dann eintreten kann, wenn scheinbar alles verfahren ist. Auferstehung ist ein Prozess, der hilft, das Unausweichliche anzunehmen und hierin Wege zu suchen, neue Pläne zu schmieden, das Leben neu auszurichten. Auferstehung ist nicht die Rückkehr des Gleichen, sondern Beginn und Aufbruch ins Neue. Ostern ist die Zusage Gottes, dass er jeden Neuanfang begleitet.
Gastkommentar des Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer