Welche Werte und Qualitäten braucht ein auf die Gestaltung der Zukunft ausgerichtetes Bildungssystem? Dieser und vielen anderen Fragen geht der 2010 gegründete ThinkTank „Academia Superior“ in der aktuellen Veranstaltungsreihe „Bildung.Werte.Zukunft“ auf den Grund.
Donnerstagabend lud der Verein Interessierte in den Freistädter Salzhof. Nach gemeinsamen Workshops am Nachmittag wurde am Abend mit hochkarätigen Experten diskutiert. Mit am Podium: Academia Superior-Obfrau LH-Stv. Christine Haberlander, Bildungspsychologin Univ.-Prof. Christiane Spiel, Humangenetiker Univ.-Prof. Markus Hengstschläger und Lehrervertreter Paul Kimberger.
Kompetenzen statt Wissen
„Schule braucht nicht nur Visionen und Utopien. Schule braucht vor allem realisierbare Innovationen“, sieht Christiane Spiel Handlungsbedarf. So würden etwa Stundenpläne bereits drei, vier Jahre nachhinken, wenn sie beschlossen werden. „Die Welt verändert sich viel rascher. Umso wichtiger werden, statt den Fokus auf rein faktisches Wissen zu legen, das Erlernen von soziale Kompetenzen und Diskurskompetenz“, analysiert Spiel.
Man müsse dafür die Schüler weniger als Zielgruppe sehen, sondern Schule aus deren Perspektive heraus gestalten. „Die größte Stärke ist die Diversität“, plädiert Spiel auch für eine stärkere Förderung der individuellen Interessen und Talente. Dem pflichtet auch Hengstschläger bei: „Jeder kann Elite sein, nur eben jeder woanders. Umso größer das Spektrum an Möglichkeiten in einer Schule ist, desto besser können sich Talente auch entfalten.“
Der Humangenetiker wünsche sich wieder eine vermehrt „recherchierende Gesellschaft“, die sich ihre Antworten sucht, statt sich nur bei vorgefertigten Lösungen zu bedienen.
Ruf nach Autonomie
Mehr Zeit für und Vertrauen in die Pädagogen wünscht sich dagegen Kimberger. Schulen würden seit langem von einer großen Reformwalze überrollt werden und immer mehr eingreifen. „Schule ist aber viel mehr als reine Pädagogik. Sie ist Gesellschaft, Familie, Migration, usw.. Unsere Lehrer sind da ganz nah dran, sie wissen am besten was gut für die Schüler ist“, erneuert er den Appell an das Land für mehr Schulautonomie.
Ein Begehr, das Bildungsreferentin Haberlander nicht neu ist. Man stehe auch immer für Gespräche bereit. Es sei vor allem die Heterogenität in der Bildung, die eine große Herausforderung für die Politik darstellt. Unterschiedliche Regionen, soziale und kulturelle Herkünfte, Anforderungen etc. — all das müsse die Politik berücksichtigen. Umso wichtiger sei der regelmäßige Austausch mit allen Beteiligten. Die Academia Superior sei dafür ein idealer Ort.