Dornauer wird über Weihnachten Zukunfts-Entscheidung fällen

Georg Dornauer fällt für sich eine Weihnachtsentscheidung. Der über einen Jagdausflug mit dem insolventen Signa-Gründer René Benko gestolperte Tiroler Noch-Landeshauptmannstellvertreter und SPÖ-Chef wird über die Feiertage in „aller Ruhe, Besonnenheit und Gelassenheit“ überlegen, wie „mein politischer Weg weitergeht“. Dies sagte Dornauer Dienstagabend nach einer Sitzung des Bezirksausschusses „seiner“ SPÖ Innsbruck-Land im APA-Gespräch.

Bei ebendieser Sitzung wurde nach einstündiger Beratung einstimmig beschlossen, dass Anfang Februar eine vorgezogene Bezirkskonferenz mit Neuwahl der Bezirksparteispitze durchgeführt wird. Ob er dabei erneut für den Vorsitz der stärksten Bezirksorganisation der Tiroler SPÖ kandidieren wird, ließ Dornauer offen: „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt“. Ebendies werde er über Weihnachten überlegen und später eine Entscheidung bekanntgeben. Der Antrag auf eine vorgezogene Bezirkskonferenz samt Neuwahl sei übrigens von ihm selbst eingebracht worden, erklärte der Tiroler Noch-SPÖ-Chef.

Auch kritische Stimmen in Innsbruck-Land

Die rote Bezirksorganisation Innsbruck-Land galt bisher als Dornauers unmittelbare Machtbasis. Hier hat der 41-Jährige zwar nach wie vor auch Rückhalt, zuletzt wurden aber auch einige Stimmen publik, die deutliche Distanz zu ihm infolge der Jagd-Causa erkennen ließen. Der bisher stets vermutete Rückhalt schien da und dort zu bröckeln. Es habe sich jedenfalls um eine sehr sachliche Sitzung gehandelt, bei der auch „wertschätzende Stimmen“ laut geworden seien, die ihn zu einem „Verbleib aufgefordert“ hätten, sagte Dornauer nach der Unterredung in der Innsbrucker Landesparteizentrale: „Was mich sehr gefreut hat.“

Dornauer hatte vorvergangene Woche im Zuge seines angekündigten Rückzugs aus seinen beiden Spitzenpositionen mit 19. Dezember angekündigt, als Landtagsabgeordneter politisch weiterzumachen. Auf die Frage, ob es dabei bleibe, bejahte er dies. Er werde sich auf sein Direktmandat zurückziehen, das er bei der Landtagswahl 2022 errungen hatte. Rund 10.000 Tiroler gaben ihm damals ihre Vorzugsstimme. Wie lange er dieses Mandat ausüben wird – dazu wollte sich Dornauer am Dienstag aber nicht äußern. SPÖ-Landtagsklub und Parteispitze waren alles andere als erfreut gewesen, dass der Noch-Chef in den Landtag wechseln will. Man ging davon aus, dass er dies lediglich bis zu einer beruflichen Neuorientierung gedenke zu tun. Dies habe Dornauer versprochen. Der Landeshauptmannstellvertreter wollte hingegen vergangene Woche nichts von einem solchen Versprechen wissen und stellte in Aussicht, auf vorerst unbestimmte Zeit im Landesparlament zu bleiben.

Dornauer: „Mission ist vorerst einmal unterbrochen“

Die Ereignisse der vergangene Wochen scheinen den stets selbstbewusst auftretenden Dornauer, der sich bis zum Schluss gegen seinen erzwungenen Rückzug wehrte, jedenfalls auch mitgenommen zu haben. Er habe eine „Zäsur erlebt“, so der 41-Jährige zur APA Dienstagabend. In der innerparteiliche Kritik an ihm habe er sowohl Enttäuschendes als auch Gerechtfertigtes erfahren. Die Tragweite der Causa habe er jedenfalls „völlig unterschätzt“. Gleichzeitig erwachte aber auch sein Kampfgeist: „Ich war immer ein Vollblutpolitiker und auch ein Berufspolitiker. Und stolz darauf. Ich habe immer eine Mission gehabt und habe sie nach wie vor. Diese Mission ist nun vorerst einmal unterbrochen“. Nun werde er zunächst einmal seine Spitzenämter im Dezember ordentlich übergeben, dann in sich gehen und letztlich eine Entscheidung über den weiteren Weg fällen.

Tirols ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth folgt Dornauer in Land und Partei. Der 37-Jährige wurde bereits vom Parteivorstand einstimmig als geschäftsführender Vorsitzender bestimmt, zuletzt votierte der Landesparteirat für ihn als Dornauer-Nachfolger in der Regierung.

Der Jagdausflug mit Benko und einem befreundeten Tiroler Hotelier hatte Dornauer vor rund zwei Wochen zu Fall gebracht. Die „Kronen Zeitung“ hatte zuvor ein entsprechendes Foto auf die Titelseite gehievt, auf dem auch ein erlegter Hirsch zu sehen war. Der SPÖ-Spitzenpolitiker, gegen den seit 2019 ein Waffenverbot besteht, trug dabei einen Hut, der ihn aufgrund des „Beutebruchs“ als Schützen auswies. Dornauer beteuerte bisher stets, den Hirsch nicht selbst erlegt zu haben. Der Hut sei nicht der seine. Der Hotelier bestätigte, selbst geschossen zu haben. Trotz vorgelegter Dokumente ermittelt mittlerweile die Innsbrucker Staatsanwaltschaft gegen den Noch-Landeshauptmannstellvertreter wegen des Verdachts der Verletzung des Waffenverbotes. Der Jagdausflug fand in der Luxusjagd Stüblergut in der Steiermark statt, die zu einer Privatstiftung von Benko gehört.

Das Bekanntwerden der Causa, die bundesweit tagelang die innenpolitische Nachrichtenlage dominierte, führte jedenfalls zu heftigen Turbulenzen in der SPÖ-Landespartei. Letztlich gab Dornauer nach massivem parteiinternen Druck den Rückzug bekannt. Er trete aber „nicht zurück, sondern zur Seite“, betonte der frühere Sellrainer Bürgermeister.

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