„Der Glaube lässt sich genauso wenig erzwingen wie eine Freundschaft. Auch eine Gemeinschaft lässt sich nicht rechtlich einfordern.“
Auch angesichts psychischer „Nebenwirkungen“ der Pandemie ist es wichtig, „das Leben zu feiern“, antwortet der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer in Interviews — erst vor kurzem auch im VOLKSBLATT — auf die Frage, ob man wegen der jüngsten Virus-Mutation Omikron das Weihnachtsfest überhaupt feiern soll.
Gerade Feste seien ein „wichtiges Nahrungsmittel für die Seele“. Sich freuen zu können, Gemeinschaft zu erleben gebe auch Kraft und Rückhalt. Scheuer verwies auf die Nebenwirkungen der Pandemie, die manchmal nicht bedacht würden: „Gerade die Vereinsamung von alten Leuten oder die Frage, wen Kinder und Jugendliche treffen können“, mache psychisch sehr viel mit ihnen.
Bei der Überwindung der Pandemie geht es nach den Worten Scheuers „nicht darum, recht zu haben oder Recht zu bekommen, sondern: Wie können wir gemeinsam einander schützen? … Und wie können wir Versöhnung über manche Gräben hinweg ermöglichen?“
Schwierige Zeit für Kirche
Die Situation der Kirche in der Corona-Krise beschreibt der Linzer Bischof differenziert: In diese Monaten habe sie „sehr positive und sehr schwierige Phasen durchlebt“. Die Lockdowns hätten zu sehr kreativen Formen der Solidarität geführt, des Einander-Beistehens, auch des Feierns — selbst über virtuelle Kanäle. „Immens hoch“ sei die Teilnahme an Radio- und TV-Gottesdiensten gewesen.
Es gehe aber um mehr als Strategien. „Denn der Glaube lässt sich genauso wenig erzwingen wie eine Freundschaft. Auch eine Gemeinschaft lässt sich nicht rechtlich einfordern“, so Scheuer. Insofern wisse er nicht, „wie wir in fünf Jahren dastehen werden“. Er gehe „nicht euphorisch“ in die nahe Zukunft „und sehe manche Entwicklungen als belastend an, andere als zumindest verheißungsvoll“. Jedoch sei er überzeugt, so Scheuer, „dass es in Oberösterreich Menschen gibt, junge und alte, die vom Glauben und vom Evangelium erfüllt sind, das Leben miteinander teilen wollen, füreinander einstehen wollen und auch eine Sorge haben für Arme und Benachteiligte“.