Judith Pühringer bewirbt sich für die Spitzenkandidatur der Grünen bei der Wien-Wahl im kommenden Jahr. Das hat die Partei am Mittwoch in einer Pressekonferenz verkündet. Gewählt wird die Liste im Rahmen einer Landesversammlung am 22. Februar 2025. Pühringer steht derzeit gemeinsam mit Peter Kraus an der Spitze der Partei, dieser bewirbt sich für den zweiten Listenplatz.
Das Duo Pühringer-Kraus amtiert seit Mai 2021. Vorgängerin Birgit Hebein war von der Partei nach der Wien-Wahl 2020 abmontiert worden. Die SPÖ hatte sich nach dem Urnengang für eine Zusammenarbeit mit den NEOS entschieden – nachdem Rot-Grün Wien zwei Legislaturperioden lang regiert hatte.
Das Wahlergebnis 2020 war für die Grünen durchaus erfreulich. Sie konnten mit 14,8 Prozent ihr bisher bestes Resultat erzielen. Deutlich ernüchternder ist die jüngste Nationalratswahl in Wien verlaufen. Die Ökopartei büßte 8,4 Prozentpunkte ein. Sie landete mit 12,3 Prozent auf dem vierten Platz, knapp vor den NEOS.
Weiter Doppelspitze in der Partei
Man habe diese wichtige Entscheidung gemeinsam getroffen, betonten beide heute unisono. „Ich freue mich sehr, auf Platz 2 kandidieren zu können“, beteuerte Kraus. Die Doppelspitze in Sachen Parteiführung bleibt bestehen – denn man sei bis 2026 gewählt, hielt man fest.
„Ich will das Wien von morgen mitgestalten“, versicherte Pühringer. „Die Wienerinnen und Wiener haben die Gewissheit verloren, dass man sich darauf verlassen kann, dass es morgen wieder besser wird“, befand sie. Die SPÖ verwalte die Stadt nur mehr. Probleme ortete sie in Bereichen wie Wohnen, Bildung, Integration oder auch Verkehr.
Teuerung, hohe Mieten, Wohnungsnot und die Gesundheits- und Klimakrise würden viele Wienerinnen und Wiener plagen, konstatierte Pühringer. Kommendes Jahr entscheide sich, ob die SPÖ – die nach Ansicht der Grünen weiter den Bürgermeister stellen wird – mit der ÖVP in eine „Betonvergangenheit“ zurückgehe oder mit den Grünen das Leben der Wienerinnen und Wiener erleichtern wolle.
Trendumkehr für Grüne erhofft
Pühringer verwies auch auf „Landmarks“ der grünen Regierungsbeteiligung in Wien zwischen 2010 und 2020 – also etwa auf die Umgestaltung der Mariahilfer Straße oder die 365-Euro-Monatskarte. Dass die Lage angesichts jüngster Wahlergebnisse für die Partei aktuell nicht einfach sei, wurde aber ebenfalls nicht verhehlt. „Wir werden die Trendumkehr für die Grünen in Wien schaffen nächstes Jahr“, versprach Kraus.
Auch erste Plakate wurden heute präsentiert. „Judith geht’s an“, lautete da einer der Slogans. Pühringer wurde vor vier Jahren von Birgit Hebein in die Partei geholt. Die 48-jährige Mutter zweier Töchter war vor ihrer Tätigkeit bei den Grünen 15 Jahre lang Geschäftsführerin von „arbeit plus“, einem Netzwerk von 200 sozialen Unternehmen. Aktuell bekleidet sie die Funktion einer nicht amtsführenden Stadträtin.
Der grüne Bundessprecher Werner Kogler gratulierte Pühringer zu ihrer Entscheidung. „Ich freue mich sehr, dass sich mit Judith Pühringer eine so leidenschaftliche, engagierte und kompetente Sozialpolitikerin für die Grünen Wien als Spitzenkandidatin aufstellen lassen will“, teilte er via Aussendung mit. Mit Elan und Zuversicht sei sie genau die richtige, um die Herausforderungen in Wien in Angriff zu nehmen.
Mit den wichtigen Initiativen, um Wohnungslosigkeit zu beenden, dem Mietpreisdeckel und der Leerstandabgabe sowie neuen Begrünungs- und Abkühlungsmaßnahmen hätten Pühringer und die Wiener Grünen bereits gezeigt, dass sie den Willen hätten, Wien zu verbessern – und den „rot-pinken Betonierern“ genau auf die Finger zu schauen, hielt Kogler fest.