Tiroler SPÖ – Wohlgemuth endgültig neuer oberster Roter

Philip Wohlgemuth ist Tirols neuer oberster Roter: Nach dem Rückzug von Noch-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer infolge eines Jagdausfluges wurde der 37-jährige Noch-ÖGB-Vorsitzende Montagabend vom Landesparteirat in Innsbruck einstimmig zum Nachfolger Dornauers als Vize-Landeschef mit 19. Dezember bestimmt. Bundesparteichef Andreas Babler freute sich indes vor der Sitzung gegenüber der APA auf den „Neuanfang mit Philip“.

Bereits am vergangenen Mittwoch war Wohlgemuth vom Landesparteivorstand einstimmig zum geschäftsführenden Tiroler SPÖ-Chef, ebenfalls mit 19. Dezember, gewählt worden. Zu der Versammlung des nicht-medienöffentlichen Gremiums Landesparteirat mit rund 80 Mitgliedern war auch überraschend Dornauer erschienen – und zwar kurz vor Beginn, als Babler, Wohlgemuth und Co. bereits im Saal eines Innsbrucker Veranstaltungszentrums waren. Im Vorfeld war nicht mit seinem Kommen gerechnet worden. „Heute ist ja Landesparteirat“, meinte der 41-Jährige zur APA auf die Frage, weshalb er an der Versammlung teilnahm. Es folgte im Saal ein kurzes Shakehands mit den übrigen führenden Parteigranden. Noch vor der Wahl Wohlgemuths verließ Dornauer die rote Versammlung dann wieder.

Für roten Zündstoff könnte noch ein offenbares Vorhaben Dornauers sorgen, die er dem Vernehmen nach auch in der Sitzung formulierte. APA-Informationen zufolge soll der 41-Jährige zwar unmissverständlich klar gemacht haben, dass er seinen Bundes-Präsidiumssitz für Wohlgemuth zur Verfügung stellen werde, im Bundesparteivorstand aber vorerst gedenke zu bleiben – bis zum nächsten ordentlichen Bundesparteitag. Nur ein Parteitag kann eine solche Besetzung ändern. Auch als Vorsitzender des größten SPÖ-Bezirkes Innsbruck-Land plant Dornauer nicht so schnell die Segel zu streichen. Stattdessen will er dort eine „Konferenz“ für Frühjahr kommenden Jahres ansetzen. In der Partei ging man indes weiter von eine geordneten Übergabe aller Dornauer-Funktionen aus.

Babler „kennt und schätzt Wohlgemuth schon lange“

Babler, mit dem Dornauer in der Vergangenheit des Öfteren nicht besonders grün war, bekannte vor der Sitzung gegenüber der APA dass er mit dem Noch-Tiroler-SPÖ-Chef „nicht immer in allen Feldern einer Meinung war“: „Wir haben aber trotzdem ein aufrechtes Verhältnis gehabt.“ In einer kurzen Rede vor Mitgliedern nach dem Landesparteirat zollte er „dem Schorsch“ dann „Dank und Respekt“ und meinte: „Wir sollten die Menschen, wenn es um ihre Lebensleistungen geht, nie an ihren schwächsten Momenten messen.“ Nun gehe es aber um ebenjenen „Neuanfang“ im Verhältnis der Tiroler Parteispitze mit der Bundes-SPÖ und mit „Philip, den ich schon lange kenne und schätze.“ „Vielen Dank für deine Courage. Du wirst ein guter Vorsitzender sein – mit einem Weltklasse-Team“, zeigte sich Babler euphorisch in Richtung Wohlgemuth. Eine „gute Lösung“ werde man finden, inwieweit der neue starke Mann der Tiroler SPÖ in der nunmehrigen Übergangsphase auch in den SPÖ-Bundesgremien vertreten sein wird. Dies wäre jedenfalls „wichtig.“

Wohlgemuth erklärte gegenüber der APA, er hoffe dass man nun die „Geschlossenheit“ der Partei nach außen trage. Die Gespräche der vergangenen Tage hätten ihm „viel Kraft“ gegeben. Man werde weiter konstruktiv das Regierungsprogramm mit der Tiroler ÖVP abarbeiten und darüber hinaus „laut sein für die Leisen“ bzw. sich für die Schwächeren einsetzen. Ob Dornauer auch als Bezirksparteivorsitzender von Innsbruck-Land abtreten soll, wollte der nunmehrige oberste Tiroler Rote vorerst nicht beantworten.

Auch formell endgültig zum Tiroler SPÖ-Vorsitzenden avancieren wird der Innsbrucker übrigens erst in einigen Monaten: Denn den Landesparteitag, an dem die Wahl zum neuen SPÖ-Chef ansteht, wird es erst im kommenden Frühjahr geben.

Dornauer über Jagdausflug mit Benko gestolpert

Der 41-jährige Dornauer war über einen Jagdausflug mit dem insolventen Signa-Gründer Rene Benko und einem befreundeten Tiroler Hotelier gestolpert. Die „Kronen Zeitung“ hatte vergangenen Montag ein entsprechendes Foto auf die Titelseite gehievt, auf dem auch ein erlegter Hirsch zu sehen war. Der SPÖ-Spitzenpolitiker, gegen den seit 2019 ein Waffenverbot besteht, trug dabei einen Hut, der ihn aufgrund des „Beutebruchs“ als Schützen auswies. Dornauer beteuerte bisher, den Hirsch nicht selbst erlegt zu haben. Der Hut sei nicht der seine. Der Hotelier bestätigte, selbst geschossen zu haben, die Abschussmeldung würde es beweisen. Inzwischen legte Dornauer auch die von ihm geforderten Dokumente und Erklärungen vor. Nichtsdestotrotz ermittelt mittlerweile die Innsbrucker Staatsanwaltschaft gegen den Noch-Landeshauptmannstellvertreter wegen des Verdachts der Verletzung des Waffenverbotes. Der Jagdausflug fand in der Luxusjagd Stüblergut in der Steiermark statt, die zu einer Privatstiftung von Benko gehört.

Das Bekanntwerden der Causa, die bundesweit tagelang die innenpolitische Nachrichtenlage dominierte, führte jedenfalls zu heftigen Turbulenzen in der SPÖ-Landespartei. Letztlich gab Dornauer am Mittwoch nach massivem parteiinternem Druck den Rückzug von seinen Spitzenpositionen bekannt. Er trete aber „nicht zurück, sondern zur Seite“, betonte der frühere Sellrainer Bürgermeister. Nach dem Ausscheiden aus der Regierung mit 18. Dezember will er – zumindest „temporär“ – als Landtagsabgeordneter fungieren – und zwar bis sich eine neue berufliche Perspektive aufgetan hat. Der SPÖ-Landtagsklub hatte sich ursprünglich gegen einen Wechsel Dornauers in das Landesparlament ausgesprochen.

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