Der Vorarlberg-Wahlkampf nähert sich der Zielgeraden. Mit Ausnahme der Freiheitlichen trafen sich sämtliche Landtagsparteien am Freitag noch einmal zu einer Art Abschluss-Event vor der Landtagswahl am Sonntag. Kritik wurde dabei speziell an der ÖVP laut, dennoch boten sich Grüne, SPÖ und NEOS als deren Partner an. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) strich indes einmal mehr hervor, dass es „klare Verhältnisse“ brauche.
Noch-Regierungspartner der Volkspartei sind die Grünen. Diese versammelten sich am Freitag beim Bregenzer Wochenmarkt, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu bleiben. Gemäß dem eigenen Motto, wonach es um die Wurst gehe, wurden an die Wähler Bio- und vegane Würste verteilt.
„Wer Schwarz-Grün will, muss Grün wählen – und jede Stimme zählt“, betonte Spitzenkandidat Daniel Zadra. Der Landeshauptmann werde auch nach dem 13. Oktober Wallner heißen, waren die Grünen sicher. Die ÖVP werde aber entscheiden, ob sie mit den Grünen oder der FPÖ weiterregiere: „Vorarlberg ist ein wunderschönes Bundesland. Und das lassen wir uns nicht von der FPÖ zerstören“, warnten Zadra und Eva Hammerer, die den zweiten Teil der Grünen Doppel-Spitze repräsentiert.
Als Bündnispartner für die ÖVP boten sich auch wieder die Sozialdemokraten an. Spitzenkandidat Mario Leiter versammelte am Freitag die chancenreichen Kandidaten seiner Liste im eigenen Landtagsklub, um noch einmal eigene Top-Themen wie eine Wohnbau-Offensive in den Vordergrund zu rücken. Koalieren würde Leiter nur mit der ÖVP. Ein Bündnis mit der FPÖ geht sich seiner Einschätzung nach weder rechnerisch noch inhaltlich aus.
Mit der eigenen Leistung ist der Spitzenkandidat zufrieden: „Die SPÖ Vorarlberg hat noch nie so intensiv wahlgekämpft wie in den vergangenen acht Wochen.“ Dies sähe Leiter gerne mit einer Regierungsbeteiligung belohnt: „Wir würden dem Land gut tun.“
Das meinen freilich auch die NEOS von sich, die als einzige Partei die Bundesparteichefin im Wahlkampf-Finale begrüßen durften. Beate Meinl-Reisinger bewarb die Reformkraft der eigenen Bewegung und warnte vor einem Bündnis aus ÖVP und Freiheitlichen: „Das will ich nicht, weder für Österreich noch für Vorarlberg.“
Die von den NEOS am Freitag besonders stark beworbenen Themen waren Bürokratie-Rückbau und Kinderbetreuung. Wenn die ÖVP hier Verbesserungsbedarf erkennt, amüsiert das Spitzenkandidatin Claudia Gamon eher. Die Volkspartei regiere das Ländle seit 80 Jahren und tue so, „als wäre es der Heilige Geist gewesen.“ Ihr Appell ging an die Vorarlberger Wähler, es diesmal mit einer Reform-Alternative zu versuchen: „Habe Mitleid, wähle Wallner, ist nicht unsere Zukunft.“
Während die Freiheitlichen auf einen expliziten Abschluss-Event verzichten, versammelt sich die ÖVP wie vor zehn Jahren in der näheren Heimat ihres Spitzenkandidaten. Am Abend wird sie im Zelt der Frastanzer Brauerei in einer Großveranstaltung um Wählerstimmen werben.
Die Botschaften, die man dort zu hören bekommen wird, sandte Wallner schon untertags über die Landesparteizentrale aus. Vorarlberg stehe vor einer richtungsweisenden Entscheidung: „An diesem Sonntag geht es um alles.“ Beantwortet werde die Frage, ob man weiterhin für Sicherheit und Stabilität im Land sorgen könne oder man unklare Verhältnisse, die das Arbeiten für Vorarlberg erschweren, riskiere.
Seit dem starken Abschneiden der Freiheitlichen bei der Nationalratswahl auch in Vorarlberg warnt die ÖVP stetig davor, dass auch das Rennen um Platz eins im Ländle nicht gelaufen sei. Freilich gelten die Freiheitlichen selbst als wahrscheinlichster Koalitionspartner. Ob sich eine Zweier-Variante mit einer der anderen Parteien ausgehen könnte, ist unklar, umso mehr, als es nur eine einzige öffentlich gewordene Umfrage zur Landtagswahl gab und diese schon einige Wochen zurückliegt.