In der Region Bad Mitterndorf/Tauplitz geht es diese Woche um die einzigen in der Zwischensaison für die Skispringer zu ergatternden Medaillen. Die Weitenjäger gastieren bei den 28. Skiflug-Weltmeisterschaften zum sechsten Mal am Kulm. Nach der Premiere 1975 war es nach einem Rotationsprinzip alle zehn Jahre (1986, 1996, 2006 und 2016) in die Steiermark gegangen. Da die Schanze in Harrachov kein FIS-Zertifikat mehr hat, steigt die WM-Flugshow nun schon 2024 wieder am Kulm.
Und da gab es für die Heimischen bisher schon ordentlich etwas zu feiern. Von vier österreichischen Einzel-Weltmeistern wurden zwei in der Heimat gekürt. 1986 holte der Tiroler Andreas Felder Gold, 1996 der Oberösterreicher Andreas Goldberger. Darüber hinaus waren noch die Tiroler Armin Kogler und Gregor Schlierenzauer 1979 in Planica bzw. 2008 in Oberstdorf für Rot-Weiß-Rot erfolgreich geblieben.
Mit Stefan Kraft als siebenfachem Weltcup-Saisonsieger stehen die Chancen auf Gold Nummer fünf nicht so schlecht.
Je zwei Durchgänge am Freitag und Samstag entscheiden, Kraft hat 2016 und zuletzt 2022 in Vikersund schon jeweils mit WM-Bronze angeschrieben. Auf der norwegischen Schanze stellte der Salzburger am 18. März 2017 mit 253,5 Metern den unverändert gültigen Weltrekord auf.
Auf dem Kulm wird diese Marke mit ziemlicher Sicherheit erneut nicht fallen, selbst der Schanzenrekord des slowenischen 2016-Weltmeisters Peter Prevc von 244 m hält schon acht Jahre lang. Nichtsdestotrotz ist ein Weitenspektakel zu erwarten, in dem auch die anderen ÖSV-Asse Hauptrollen spielen wollen.
Dabei dürfen sie sich außer an Felder, Goldberger und Kraft durchaus auch ein Beispiel an den 1986 bzw. 2006 am Kulm „versilberten“ Franz Neuländtner und Andreas Widhölzl nehmen. Heim-Bronze ergatterten außer Kraft Karl Schnabl 1975 und Thomas Morgenstern 2006. Die übrigen zwei Kulm-Weltmeister wiederum kamen mit Karel Kodejska 1975 und Roar Ljökelsöy 2006 aus der damaligen Tschechoslowakei bzw. aus Norwegen.
In der WM-Geschichte kamen die Österreicher in den Einzelbewerben neben den vier Medaillen aus Gold auf acht aus Silber und fünf aus Bronze.
Kreis der Sieganwärter
Dass Kraft am Kulm gewinnen kann, hat er vor vier Jahren bewiesen, als er seinen ersten Weltcupsieg auf heimischem Schnee feierte. Beim Kulm-Weltcup im Vorjahr belegte Kraft die Plätze zwei und drei, vorne lag jeweils Halvor Egner Granerud. In dieser Saison hat der Norweger freilich noch nicht zur Form gefunden, ist noch ohne Podestplatz. Die Titelverteidigung im Gesamtweltcup kann er wohl abschreiben. Aktueller Skiflug-Weltmeister ist sein Landsmann Marius Lindvik.
Als stärkste Mitbewerber am Kulm schätzt Kraft aber andere ein. „Ryoyu Kobayashi fliegt gerade auf der Welle, der trifft fast jeden Wettkampfsprung richtig gut. Der wird sicher ein ganz heißes Eisen werden. Dann noch die Slowenen und Andreas Wellinger.“
Zu Doppel-Weltmeistern im Einzel avancierten bisher der Schweizer Walter Steiner (1972, 1977), der Deutsche Sven Hannawald (2000, 2002) und Ljökelsöy (2004, 2006). In den seit 2004 ausgetragenen Mannschaftsbewerben gibt es mit Norwegen einen Fünffachsieger, Titelverteidiger von Vikersund 2022 sind die Slowenen. Die übrigen drei Titel gingen in Serie 2008, 2010 in Planica und 2012 in Vikersund an die Österreicher. Schlierenzauer war da immer dabei und ist so mit viermal Gold Rekord-Weltmeister. Team-Bronze für den ÖSV gab es 2004 in Plancia und 2016 am Kulm.