Das große Kribbeln hat bei Österreichs Olympia-Athleten spätestens am Dienstag begonnen. Nach der Nominierung fassten Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger und Co. bei der Einkleidung im Vienna Marriott Hotel an der Ringstraße die offizielle Kollektion aus. Jeder der 80 nominierten Athleten erhielt 60 Einzelteile von acht verschiedenen Ausstattern im Gesamtwert von jeweils 4.300 Euro. Ein besonderer Hingucker ist die Festkleidung mit Lederhose bzw. -rock.
Von in weiß, rot, grau und schwarz gehaltenen Freizeitshirts über Kapuzenpullover bis zu Regenjacken ist für jede Witterung etwas dabei. Für Weißhaidinger sind es die dritten Spiele. Wäsche hätte er bereits genug. Das nachträgliche Veräußern gestaltet sich beim 145-kg-Mann aber schwierig. „Ich habe Dreifach-XL. Ich kenne keinen, der auch 3XL hat“, schmunzelte der 32-Jährige. Ein paar Sachen bringe er vielleicht an den Mann, bei Schuhen mit Größe 49 werde das aber schwierig.
Ohnehin behalte er sich jeweils zwei, drei Einzelstücke der Kollektion als Erinnerung, erklärte Weißhaidinger. Auch von den Tokio-Spielen 2021, als er Bronze gewonnen hatte, sowie von seiner Olympia-Premiere 2016 in Rio habe er noch Erinnerungsstücke.
Coole Krachlederne
„Privat bin ich kein Lederhosentyp, aber es passt super und schaut gut aus“, sagte Trampolinspringer Benny Wizani. „Die Sachen, die man bekommt, sind cool, und es macht wahnsinnig Spaß, auch alle anderen zu sehen.“
Das ÖOC hält den Teamgedanken hoch. Bereits im Herbst war in Belek in der Türkei erstmals ein gemeinsames Trainingslager verschiedener Sparten organisiert worden.
Bei der Ausstattung seien laut ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel mit langjährigen Partnern auch eigene Paris-Projekte umgesetzt worden. Der Sportartikel-Hersteller Erima Österreich etwa entwickelte ein reines Naturfaser-Leibchen auf Basis von Merinowolle und Bambus.
Für die Ausgehuniform werden Rock und Hose aus Ziegenleder mit weißer Leinenbluse bzw. Leinenhemd und einem grauen Gilet kombiniert. Ein modisches Statement soll damit vor allem bei der Eröffnung abgegeben werden, wenn die Teams auf Booten durch die Stadt gefahren werden.
Bahnrad-Hoffnung Tim Wafler hatte eine Einkleidung bereits vor den Europäischen Olympischen Jugendspielen 2017 erlebt. „Damals habe ich gedacht, vielleicht werde ich echte Olympische Spiele niemals erleben. Aber jetzt kann ich es, es ist ein absoluter Traum“, betonte der 22-jährige Olympia-Debütant.
Olympische Familie
Die Vorfreude ist auch bei Saman Soltani riesig. Die 28-Jährige ist 2022 aus dem Iran geflüchtet und wohnt seither in Wien. Die Flachwasser-Kanutin fährt als Teil des Refugee-Teams des IOC nach Paris, wurde vom ÖOC aber ebenfalls ausgestattet.
„Es ist so beeindruckend. Diese traditionelle Kleidung habe ich noch nie getragen“, erklärte Soltani. „Es ist Teil meiner Integration und meiner Reise.“
Soltani würde am liebsten bei den Spielen 2028 in Los Angeles bereits für Österreich um Medaillen paddeln. „Ich liebe es, in dieser Gemeinschaft zu sein. Sie sind wie eine Familie für mich“, sagte die gebürtige Iranerin über die heimische Sportszene. „Sie haben mich herzlich willkommen geheißen, mir eine Menge geholfen. Es ist so beeindruckend. Es freut mich sehr, alle diese Leute zu treffen.“