Am Sonntag steigt das große Finale der Fußball-Europameisterschaft, Spanien bekommt es in Berlin (21 Uhr/live ServusTV) mit England zu tun. Die Rollen sind klar verteilt. Nach den bisher gezeigten Leistungen gelten die Iberer als Favorit.
Doch die spielerisch nicht überzeugenden Engländer erwiesen sich bisher als enorm schwer schlagbar. Die individuelle Klasse rettete das Team von Gareth Southgate, das einen Marktwert von über 1,5 Milliarden Euro aufweist, mehrmals vor dem Aus.
Aller Kritik an den defensiven Vorstellungen zum Trotz: Es gelangen gleich Comeback-Siege gegen die Slowakei (Ausgleich in 95. Minute, Sieg in Verlängerung), die Schweiz (Ausgleich in der 80., Sieg im Elferschießen) und die Niederlande (Siegtor in der 91.).
Doch eine Statistik sollte den Briten Sorgen bereiten: Sie haben vor dem Finale einen Tag weniger zur Regeneration als die Spanier, die sich schon am Dienstag gegen Frankreich (2:1) durchsetzten, während sie selbst erst am Mittwoch im Halbfinal-Einsatz waren.
Und genau da liegt der Haken: Bei den letzten sechs großen Turnieren, also EM oder WM, siegte stets jenes Team, welches einen Tag mehr Pause hatte.
„Wir spielen gegen das beste Team des Turniers und wir haben einen Tag weniger zur Vorbereitung. Das macht mir Sorgen. Aber wir sind immer noch hier und wir kämpfen“, betonte Trainer Gareth Southgate: „Das war schon ein Problem für die vergangenen Finalisten.“
Wie wahr, wie dieser Überblick zeigt (es siegte jeweils die Mannschaft, die das erste Halbfinale bestritt und damit einen Tag länger Pause hatte):
- 2022 (WM): Argentinien ringt im Finale Frankreich nieder
- 2021 (EM); Italien bezwingt England
- 2018 (WM): Frankreich holt die Krone gegen
- 2016 (EM): Portugal gewinnt das Finale gegen Frankreich
- 2014 (WM): Deutschland triumphiert über Argentinien
- 2012 (EM): Spanien lässt Italien keine Chance
Zuletzt trotzte Spanien der Statistik
Besonders pikant: Die letzte Nationalmannschaft, die dieser Statistik durchbrechen konnten, waren die Spanier, die sowohl bei der WM 2010 (gegen die Niederlande), als auch bei der EM 2008 (gegen Deutschland) den Titel holten, obwohl sie einen Tag weniger Regeneration hatten.
Southgate trotzig: „Wir tun das Beste, damit die Spieler sich erholen, doch es ist nicht einfach. Aber: Wir sind dabei. Wir haben eine genauso gute Chance wie sie“, versicherte der englische Coach.
Zufall oder nicht, auch die Gesamtstatistik spricht für jene Mannschaft, die das Halbfinale einen Tag später bestritt: Seit 1976 war das nämlich elfmal der Fall, sieben Mal siegte damit jene Mannschaft mit mehr Pause, nur viermal die mit weniger.
Von Roland Korntner